Autor
Bushberg JT, Chou CK, Foster KR, Kavet R, Maxson DP, Tell RA, Ziskin MC.
USA
Herausgeber:
IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers)
Quelle: Wolters Kluwer
Veröffentlicht in:
Health Phys. 119(2):236–246; 2020
Veröffentlicht: 30.10.2020
auf EMF:data seit 30.10.2020
Schlagwörter zu dieser Dokumentation:
LTE/5G  |  Technikfolgenabschätzung
Reports / Expertenbewertungen
zur EMF:data Auswertung

Stellungnahme des IEEE-Ausschusses für Mensch und Strahlung - Comar Technische Informationsstellungnahme: Gesundheits- und Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit der Exposition der Bevölkerung bei elektromagnetischer Energie von drahtlosen 5G-Kommunikationsnetzen.

IEEE Committee on Man and Radiation-Comar Technical Information Statement: Health and Safety Issues Concerning Exposure of the General Public to Electromagnetic Energy from 5G Wireless Communications Networks.

Zusammenfassung

Diese Stellungnahme zu Technischen Informationen vom COMAR (Committee on Man and Radiation des IEEE, Institute of Electrical and Electronics Engineers) bezieht sich auf die Gesundheitsbelange des neuen Mobilfunkstandards der 5. Generation (5G) für die Öffentlichkeit (d. h., es geht um die Basisstationen, die Red.). 5G kann sehr viel mehr Daten schneller übertragen als die bisherigen Generationen. Zunächst werden kurz einige technische Informationen gegeben, dann werden die Grenzwerte thematisiert. Die 5G-Millimeterwellen (MMW) dringen kaum in Materie ein, deshalb werden sehr viele Basisstationen mit geringer Reichweite benötigt, die oft auch in Gebäuden installiert werden. Zu den Gesundheitsgefahren wird folgendermaßen argumentiert: 1. Wegen der geringen Eindringtiefe gelangen die 5G-MMW nicht in tiefere Hautschichten, 2. Die derzeitige Forschungslage zu Mikrowellen zeigt, dass 5G die schon vorhandene Belastung mit Mikrowellen (Radio-, TV-Sender, Mobilfunk u. a.) nur gering verändert, da bei 5G nur kleine Funkzellen mit geringer Reichweite hinzukommen. 3. Die Strahlungsintensität liegt weit unter den Grenzwerten (einschl. von ICNIRP und IEEE) und schließlich: Solange die Strahlungsintensitäten unter den Grenzwerten bleiben, so sagt die derzeitige Forschung, sind keine Gesundheitsgefahren in der Öffentlichkeit gegeben, auch nicht durch 5G. Die meiste Strahlenbelastung stammt vom Gerät, das der Nutzer einsetzt („Uplink“), wie bei den bisherigen Systemen auch. (Gemeint ist das Mobiltelefon, das am Ohr, in der Hosentasche usw. direkt am Körper ist, die Red.).

Schlussfolgerung (lt. Autor)

Die Autoren behaupten, sie würden eine objektive Bewertung abgeben. Wenn die Feldstärken unterhalb der Grenzwerte liegen, sehen weder Gesundheitsbehörden noch Organisationen, die die Grenzwerte festlegen, Gesundheitsgefahren durch 5G-Millimeterwellen oder Mikrowellen der früheren Mobilfunkgenerationen. COMAR empfiehlt weitere Forschung mit hoher Qualität, dann wird 5G von der Gesellschaft mit geringer oder ohne Störung akzeptiert werden. Es gibt zwar noch Lücken in der wissenschaftlichen Literatur, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es noch unbekannte Gesundheitsrisiken gibt, ist sehr gering, wenn sie überhaupt existiert. Da die Forschung zu diesen Frequenzen bisher begrenzt ist, sollte zukünftige Forschung mehr Klarheit bringen. Zum Schluss wird der Zweck dieser Stellungnahme geäußert: Sie soll unter die Leute gebracht werden, um “falsche Informationen zu Gesundheitsgefahren zu korrigieren“ (“The mission of COMAR is to disseminate authoritative information to the public relating to the safety of nonionizing electromagnetic fields and to correct misinformation that relates to public health on this topic.”).

EMF:data Auswertung

Dass die 5G-Strahlung nicht in lebendes Gewebe eindringt, ist eine sehr mechanistische Aussage. Weil MMW eine geringe Eindringtiefe haben, wird unterstellt, dass das auch für lebende Materie gilt. Das bedeutet nicht, dass Lebewesen geschützt sind. Denn es gibt eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2018, in der gerade diese Ansicht widerlegt wird. Die in der Haut befindlichen Schweißdrüsen können als Antennen fungieren und gerade die 5G-Strahlung so in tiefere Hautschichten weiterleiten (The human skin as a sub-THz receiver – Does 5G pose a danger to it or not? Betzalel N, Ben Ishai P, Feldman Y (2018): Environ Res. 163 (January), 208–216). Solche Arbeiten werden von Teilen der „Experten“ systematisch ignoriert, so auch hier, kein neues Phänomen. Stattdessen wird zu den medizinischen und biologischen Wirkungen z. B. die Arbeit von Simkó und Mattsson (2019) angeführt und breit ausgewalzt, eine Auftragsarbeit der Deutschen Telekom. Andere zitierte Aussagen stammen von offiziellen Einrichtungen verschiedener Länder (Australien, Schweden), die mit dem deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vergleichbar sind. Zu den Grenzwerten: Noch immer werden offiziell nur die Feldstärken „anerkannt“, die biologisches Gewebe erwärmen. Angeführt wird hier als Beispiel der Schmerz, der durch Mikrowellen in der Haut bei 43 oder 44 °C erzeugt wird. Das Argument, die Feldbelastung durch 5G sei nur ein geringer Beitrag zu den bereits vorhandenen Feldstärken anderer Systeme ist kritisch, denn: wann könnte der Zeitpunkt erreicht sein, dass das Fass überläuft? Vielleicht bald? Das alles erinnert an die Leugner des Klimawandels. Wer hält die für „Experten“? Vergleiche auch die Stellungnahme von Hardell und Carlberg in dieser Ausgabe. (IW)