24.11.2017
Deutschland
Originalsprache: Deutsch
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Ökologisches System
Schäden durch Mobilfunk

Beobachtungsleitfaden: Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung

Mit dem Beobachtungsleitfaden ‚Baumschäden durch Mobilfunkstrahlung‘, erstellt von Diplom-Forstwirt Helmut Breunig und der Ärztin Cornelia Waldmann-Selsam, wird mit Hilfe einer systematischen Analyse von Fotodokumenten und Zeitreihen der Blick für Schadbilder geschärft. Der Beobachtungsleitfaden gibt eine Orientierung an die Hand, eigene Beobachtungen zu machen. Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung zum Schutz von Pflanzen gibt es nicht. 1999 – 7 Jahre nach Einführung des GSM-Standards in Deutschland - stellten ICNIRP, WHO und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gemeinsam fest, dass nicht verständlich sei, warum es bislang keine ausreichend gründliche Erforschung von Langzeitwirkungen elektromagnetischer Felder auf Pflanzen gebe. Mit Blick auf deren ökologische Bedeutung forderten sie dringend mehr spezifische Untersuchungen zum Einfluss von EMF u. a. auf Bäume. Diese sind ausgeblieben. 2003 hatte auch der Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung auf diesen Missstand verwiesen. Im 2008 abgeschlossenen Deutschen Mobilfunkforschungsprogramm unter Federführung des BfS fand die Fragestellung dennoch keine Berücksichtigung.

Als ortsfeste und ausdauernde Lebewesen eignen sich Bäume gut für Beobachtungen zu der Frage, ob die Abstrahlung von Mobilfunkantennen Schäden an Pflanzen verursachen kann. Zudem können Baumschäden nicht auf psychische Faktoren zurückgeführt werden. Sie bieten sich daher als Indikatoren für das Schädigungspotential von Mobilfunkstrahlung an. Bürger mit wachem Sinn für Ihre Lebensumgebung haben sich der Dokumentation der vermehrt aufkommenden Beobachtungen von Baumschäden im Umkreis von Mobilfunksendern gewidmet. Vielfache Hinweise wurden amtlichen Stellen und politischen Entscheidern vorgelegt, ohne dass dies zur Veranlassung weiterer Untersuchungen geführt hätte. Nichtsdestoweniger hat diese von unabhängigen Fachleuten begleitete freie Forschung zur Entwicklung einer Methode für die Erhebung solcher Schäden beigetragen.

Der Zusammenhang von Schäden an Baumkronen und der Einstrahlung aus Mobilfunksendern wird dem unvoreingenommenen Betrachter unmittelbar deutlich, wo ein einseitiger Schaden einer Baumkrone nach der Seite hin ausgerichtet ist, von der aus eine Sichtverbindung vom Baum zu einem Sender besteht. Mit Hilfe dieses Kriteriums konnten die Merkmale des neuartigen Schadbildes gegenüber jenen abgegrenzt werden, die von bisher bekannten Schadfaktoren verursacht werden.

Im Rahmen der internationalen, peer-reviewten Studie „Radiofrequency radiation injures trees around mobile phone base stations“; (C. Waldmann-Selsam, A. Balmori-de La Puente, H. Breuig, A. Balmori, 2017, dt.: „Hochfrequenz-Felder schädigen Bäume im Umkreis von Mobilfunk-Basis-stationen“) wurde die Eignung der Methode für die wissenschaftliche Erforschung von Langzeitwirkungen des Mobilfunks auf Bäume bestätigt. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass eine Übereinstimmung besteht zwischen der Ausrichtung von einseitigen Kronenschäden zu einem Sender, höheren Messwerten der Mobilfunkeinstrahlung auf der geschädigten und niedrigeren auf der unversehrten Seite der Baumkronen.

Die einfache Nachvollziehbarkeit dieses Ansatzes legte nahe, die Methode in Form eines praktischen Ratgebers für den allgemeinen Gebrauch darzustellen. Der Beobachtungsleitfaden „Baumschäden durch Mobilfunksender“ wurde von Diplom-Forstwirt Helmut Breunig in Zusammenarbeit mit der Ärztin Cornelia Waldmann-Selsam erstellt. Mit Hilfe einer systematischen Analyse von Fotodokumenten und Zeitreihen soll der Blick für die kennzeichnenden Schadbilder geschärft werden. Für zahlreiche Beispiele waren Aufnahmen aus Dokumentationen weiterer Autoren verfügbar.

Seit der Veröffentlichung im Mai 2017 findet der Leitfaden weite Beachtung und Zuspruch bei Praktikern und Laien. Inzwischen vorliegende Übersetzungen ins Englische und Norwegische kommen dem bemerkbaren weltweiten Interesse an einer Verbreiterung der fachlichen und gesellschaftlichen Diskussion des Themas entgegen; weitere Übersetzungen sind vorgesehen. In Folge kommen vermehrt Kontakte mit Baumpflegern, Gärtnern und Förstern zustande. Dabei zeigt sich, dass die Gründe für den rasanten Anstieg neuartiger Baumschäden in Siedlungsgebieten der Fachwelt bisher unerklärlich sind und nach den Ursachen gesucht wird. Die Bemühungen um den Erhalt der Stadtbäume im Klimawandel erfordern daher, dass der Einfluss von Mobilfunkstrahlung bei der Prüfung geschädigter Bäume durch die Gartenämter mit einbezogen wird. Nicht zuletzt können Baumschäden infolge chronischer Funkbelastung als Hinweis für eine bestehende Gesundheitsgefährdung der Anwohner gewertet werden.