Autor(en):
Ikinci A*, Odaci E, Yildirim M, Kaya H, Akca M, Hanci H, Aslan A, Sönmez OF, Bas O.
* Department of Histology and Embryology, School of Medicine, Karadeniz Technical University.
Türkei
Veröffentlicht in:
Neuroquantology 2013; 11 (4): 582-590
Veröffentlicht: Dezember 2013
auf EMF:data seit 27.04.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Die Wirkungen einer pränatalen Exposition bei einem 900 MHz elektromagnetischen Feld auf die Hippocampus-Morphologie und das Lernverhalten bei Ratten-Jungen.

The Effects of Prenatal Exposure to a 900 Megahertz Electromagnetic Field on Hippocampus Morphology and Learning Behavior in Rat Pups.

Original Abstract

Quelle: NeuroQuantology
Exposition:

900 MHz
300 mW (Ausgangs-Leistung)

EMF:data Auswertung

Einleitung

Es gibt keinen Zweifel daran, dass elektromagnetische Felder durch Mobiltelefone, die sich direkt am Kopf befinden und von Menschen aller Altersstufen außer Babies genutzt werden, Gesundheitsprobleme aufwerfen können. Diese Wunder der Technik bescheren der Industrie beträchtliche Einkommen und werden von den Medien als harmlos bezeichnet. Jedoch zeigt die Forschung immer mehr Zweifel an der Harmlosigkeit, weshalb weitere Forschung auf dem Gebiet von großem Interesse ist. Studien haben ergeben, dass im Gehirn Zellverluste auftreten können, wenn Ratten vor und nach der Geburt mit 900 MHz bestrahlt werden. Deshalb ist es interessant zu wissen, ob das Verhalten der Tiere verändert wird, wenn Zellverluste im Gehirn auftreten. Bisher gibt es dazu widersprüchliche Ergebnisse. Es gibt nur wenige Studien, die das Verhalten von Ratten untersucht haben, die vor und nach der Geburt mit 900 MHz behandelt worden waren. Der Zweck dieser Studie war, die möglichen Auswirkungen von 900-MHz-Strahlung auf die Lernfähigkeit von Rattenjungtieren zu untersuchen, die im Mutterleib bestrahlt worden waren. Untersucht wurden das Verhalten in verschiedenen Situationen und das Gewebe des Hippocampus.

Studiendesign und Durchführung

6 trächtige Tiere wurden in 2 Gruppen eingeteilt, die eine Gruppe wurde mit 900 MHz vom Tag 13 bis Tag 21 der Trächtigkeit für 1 Stunde täglich bestrahlt, die andere diente als Kontrolle und erhielt keine Behandlung. Die Ausgangsleistung betrug 300 mW. Es gab 13 weibliche Nachkommen bei den Kontrollen und 11 bei der bestrahlten Gruppe, so wurden 24 Tiere im Experiment eingesetzt. Im Alter von 22 Tagen wurden die Nachkommen von der Mutter getrennt (Abstillphase), ein Tier der EMF-Gruppe starb, so dass die Experimente mit 13 Tieren in der Kontrollgruppe und 10 Tieren in der EMF-Gruppe durchgeführt wurden. Als die Ratten 26 Tage alt waren, begannen die Lern- und Gedächtnistests. Diese Tiere wurden im 8-Radialarm-Labyrinth und im passiven Vermeidungstest (Elektroschock) auf Lern- und Erinnerungsfähigkeit untersucht. Nach den Tests wurden am Tag 32 nach der Geburt die Gehirne entnommen und Gewebeschnitte des Hippocampus auf histologische Veränderungen im Lichtmikroskop durchsucht.

Ergebnisse

Das Lernverhalten war nach der Bestrahlung gestört. Im 8-Arm-Labyrinth brauchten die bestrahlten Tiere durchschnittlich 63 ± 27 s, um das Futter zu finden, während die Kontrolltiere nur 18 ± 4 s brauchten. Die Häufigkeit der falschen Wahl war nicht signifikant verschieden, die durchschnittlichen Werte betrugen bei den bestrahlten Tieren 4,6 ± 1,3 und bei den Kontrolltieren 2,2 ± 05. Beim Vermeidungstest war die anfängliche Latenzzeit vor dem Elektroschock, in der die Tiere den anderen Sektor betraten, kaum verschieden (Kontrolle 12 ± 4 s, bestrahlte 12 ± 3 s). Nach Erfahrung des Elektroschocks nahmen sich die Kontrolltiere signifikant mehr Zeit als die bestrahlten, um die Schädigung zu meiden (262 ± 26 s und die bestrahlten 151 ± 48 s). Am Skelett gab es in beiden Gruppen keine Auffälligkeiten. Die Gewebeschnitte zeigten bei den Kontrollen keine krankhaften Veränderungen, während in den bestrahlten Geweben sowohl neuronale als auch morphologische Schäden zu sehen waren. Die Pyramidenzellen im Ammonshorn waren in der bestrahlten Gruppe geschädigt.

Schlussfolgerungen

Diese Ergebnisse zeigen, dass Einwirkung von 900-MHz-Strahlung auf den Fetus im Mutterleib schädlich auf weibliche Nachkommen wirken kann in Bezug auf Lernverhalten und histopathologische Veränderungen im Hippocampus. Es könnte demnach einen Zusammenhang zwischen krankhaften Veränderungen und Verhalten geben. Auch wenn Ergebnisse aus Tierstudien nicht direkt auf den Menschen übertragen werden können, kann man doch sagen, dass die Entwicklung des Hippocampus von Ratten im pränatalen Stadium des Hippocampus dem Entwicklungsstadium des dritten Trimesters beim Menschen entspricht. Deshalb können die Ergebnisse dieser und früherer Studien dieser Arbeitsgruppe so interpretiert werden, dass Langzeitnutzung des Mobilfunks für 1 Stunde täglich in der Schwangerschaft die Entwicklung des Hippocampus beim menschlichen Fetus beeinträchtigen kann. Da hier weibliche Ratten genutzt wurden (weil Mädchen mehr mobil telefonieren), gilt diese Schlussfolgerung für weibliche Feten.