Indian Council of Medical Research (ICMR), New Delhi.
Die Frage, welche Rolle elektromagnetische Felder bei der abnehmenden Fruchtbarkeit bei Männern spielen, ist häufig Gegenstand der Forschung. Die Hoden sind besonders empfindlich gegenüber Strahlung, man hat eine signifikante Abnahme der Spermienzahl, erhöhte Schäden durch Lipidperoxidation (oxidativer Stress), Verminderung des Durchmessers und der Epitheldicke von Samenkanälchen und des Hodengewichtes gefunden. Auch DNA-Schädigung in Spermienzellen von Ratten wurde beschrieben. Das Ziel dieser Studie war, die früheren Ergebnisse der Spermienschädigung mit einem 3G-Mobiltelefon (1900–2170 MHz) zu untermauern, indem die Experimente um einige Parameter erweitert wurden. Die biochemischen Veränderungen und mögliche Mechanismen werden dargestellt. Oxidativer Stress und Erwärmung des Gewebes sind häufig Ursache für Unfrucht-barkeit. Die Zellmembranen der Spermien sind reich an vielfach ungesättigten Fettsäuren, diese können durch Einwirkung von EMFs oxidiert werden (Lipidperoxidation) und es entstehen vermehrt reaktive oxidative Substanzen (ROS) in den Zellen.
Es gab zwei Gruppen von je 6 jungen Ratten (70 Tage alt), bestrahlte und scheinbestrahlte Kontrolle. Die eine Gruppe wurde der Strahlung eines Mobiltelefons im Sprechmodus bei 1910,5 MHz 60 Tage 2 Stunden täglich 6 Tage/Woche ausgesetzt. Maximum und Minimum der Leistung betrugen 1,41 und 0,113 mW, die entsprechenden SAR-Werte betrugen 0,28 und 0,0226 W/kg (durchschnittlich 1,34 W/kg). Das Experiment wurde zweimal im Blindversuch wiederholt. Im Anschluss an die Bestrahlungszeit wurden Hodengewicht, Anzahl der Spermienzellen, Durchmesser der Samenkanälchen, Lipidperoxidation, DNA-Einzelstrangbrüche bestimmt und mikroskopisch das Hodengewebe auf krankhafte Veränderungen in den Samenzellen untersucht.
Die Auswertung ergab signifikante Verminderungen in der EMF-Gruppe in Spermienzahl (159,16 ± 10,68 x 106 Zellen/ml, Kontrollgruppe 210,83 ± 8,61 x 106 Zellen/ml), Hodengewicht (EMF-Gruppe 1,55 ± 0,022 g, Kontrollgruppe 1,72 ± 0,04 g) und Durchmesser der Samenkanälchen (157,62 ± 8,03 μm, Kontrollgruppe 181,49 ± 6,24 μm). Demgegenüber waren Lipidperoxidation (0,67 ± 0,01 bzw. 0,42 ± 0,03) und DNA-Strangbrüche in der EMF-Gruppe signifikant erhöht. Die Beweglichkeit der Spermien und die mikroskopischen Untersuchungen des Hodengewebes ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Man kann aus diesen Ergebnissen schließen, dass chronische Einwirkung von Mobilfunkstrahlung Einzelstrangbrüche in der DNA erzeugt, Lipidperoxidation die Membranen schädigt durch erhöhte ROS-Konzentrationen (Superoxid-Anion, Hydroxylradikale und Wasserstoffperoxid) und dadurch die Funktionsfähigkeit der Spermien beeinträchtigt wird. Durch Überproduktion von ROS entsteht Mangel an Antioxidantien in den Zellen und dieses Ungleichgewicht verursacht den oxidativen Stress sowie die DNA-Schäden und es kommt zu Veränderungen der Aminosäuren. DNA-Reparatur und Antioxidans-Mechanismen gegen eine Überproduktion von freien Radikalen sind in jeder Zelle wichtige Abwehrmechanismen gegen Zellschäden, die u. a. durch elektromagnetische Felder auftreten können. Diese Studie zeigt, dass Einwirkung von Mobilfunkstrahlung die Spermienfunktion beeinflusst über Mechanismen, die mit oxidativem Stress verbunden sind. Elektromagnetische Felder können in den Zellkern eindringen und DNA-Strangbrüche hervorrufen; sie haben auch genug Energie, um Überproduktion von ROS hervorzurufen. Und oxidativer Stress ist die Hauptursache für männliche Unfruchtbarkeit.