Autor(en):
de Caires Jr LC*, da Silveira Goulart Guimarães E, Manso Mus-so C, Stabler CT, Garcia RMG, Mourao Jr CA, Andreazzi AE.
* Department of Biology, Federal University of Juiz de Fora.
Brasilien
Veröffentlicht in:
Neurol Res 2014; 36 (9): 800–803
Veröffentlicht: 01.09.2014
auf EMF:data seit 31.05.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Gedächtnis, Lernen, Verhalten
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Verhalten und Gedächtnisleistung von Wistar-Ratten, die 1,8-GHz- Strahlung ausgesetzt waren.

Behavior and memory evaluation of Wistar rats exposed to 1.8 GHz radiofrequency electromagnetic radiation.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

1800 MHz
Mobiltelefone
GSM
GSM-Mobiltelefon

EMF:data Auswertung

Einleitung

Mehrere Studien haben ergeben, dass Hochfrequenzstrahlung das Zentralnervensystem (ZNS) beeinflussen kann. Um die Wirkungen der 1800-MHz-Mobilfunkstrahlung auf das Zentralnervensystem im Tiermodell zu untersuchen, wurden Ratten darauf getestet, ob Ängstlichkeit, Kurzzeitgedächtnis oder Stressverhalten durch 1800 MHz verändert wird.

Studiendesign und Durchführung

Insgesamt 12 männliche erwachsene Ratten (60 Tage alt) wurden in 2 Gruppen einge-teilt: die eine Gruppe wurde der 1800-MHz-Strahung 3 Tage lang ausgesetzt. Alle 2 Minuten ging vom Mobiltelefon ein Anruf von 25 Sekunden Länge aus. Das elektrisches Feld betrug 2 V/m wenn das Telefon an, 0,1 V/m wenn es aus war. Die andere Gruppe diente als scheinbestrahlte Kontrolle. Nach der Bestrahlung wurde das Verhalten der Tiere im Offenes-Feld-Test beobachtet: das Bewegungsmuster, wie viele Quadrate das Tier betritt, wie lange und oft es stehen bleibt, wie lange es sich in der Mitte aufhält und wie oft es sich aufstellt. Ein zweiter Test, der Objekt-Erkennungstest, gibt Auskunft über das Verhalten gegenüber neuen Situationen. Im selben offenen Feld wurden 4 Plastikzylinder gleicher Art aufgestellt (3 x 5 cm), 3 weiße und ein schwarzer. Nach 24 Stunden Eingewöhnung wurden die Objekte ausgetauscht. Die Zeit, die die Tiere zum Schnüffeln oder Berühren aufwendeten, wurde zur Beurteilung des Erkundungsverhaltens gemessen. Erkundet das Tier ein neues Objekt intensiver, wird das als Erinnerung gedeutet. Wenn alle Gegenstände gleich beachtet werden, hat sich das Tier nicht an die vorangegangene Situation erinnert.

Ergebnisse

Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in der Dauer des Aufenthalts in der Mitte des Feldes (1,48 ± 0,33 zu 2,05 ± 0,8), aber die bestrahlten Tiere verharrten signifikant häufiger (43,25 ± 4,8 zu 22,21 ± 6,3 sec) und richteten sich signifikant häufiger auf im Vergleich zur Kontrollgruppe (13,2 ± 1,4 zu 4,5 ± 0,9). Bei der Bewegungsaktivität und dem Verharren war ein signifikanter Anstieg von 95,9 % zu sehen. Es gab keine Unterschiede im Erkunden des Feldes (Anzahl der betretenen Quadrate oder der Geschwindigkeit des Erkundens). Im Objekttest zur Bestimmung des Kurzzeitgedächtnisses waren nicht signifikante Unterschiede zu sehen (Unterscheidungs-index Kontrolle 0,35 ± 0,17 zu 0,56 ± 0,18). Die Bestrahlung erzeugte keine Ängst-lichkeit bei den Tieren, was aus der Dauer des Aufenthalts in der Mitte des Feldes geschlossen werden kann. Veränderungen der Verharrungszeit deuten auf Stress, Furcht oder Ängstlichkeit hin. Die Häufigkeit des Aufrichtens der Tiere war erhöht auf 193,3 %, was eine erhöhte Erkundungsaktivität bedeutet, die auf Ängstlichkeit, Depression und Stressverhalten zurückzuführen ist.

Schlussfolgerungen

Die Tiere zeigten in den Tests Stressverhalten nach 1800-MHz-Strahlung von Mobiltelefonen, aber keine Ängstlichkeit und kaum Unterschiede im Erinnerungsvermögen. Das hebt die Stressorwirkung der Mobilfunkstrahlung hervor. Die Daten bestätigen die Ergebnisse anderer Forscher. Die Objekterkennung (Test zur Bestimmung des Erinnerungsvermögens) war nicht signifikant verschieden bei den beiden Gruppen. Es gibt keine andere Studie mit Ratten und 1800 MHz und diesen Modalitäten, bei Mäusen schon. Ein Nachteil dieser Studie sei die Bestrahlungsweise (3 Tage 25-sec-Gespräche alle 2 min), denn so telefoniert normalerweise niemand, vielleicht in manchen Berufen und/oder Menschen in Entwicklungsländern. Die intensive Bestrahlung war aber nötig, damit Unterschiede deutlich werden. Weitere Studien sollten folgen.