Autor(en):
Sangun O*, Dundar B, Darici H, Comlekci S, Doguc DK, Celik S.
* Department of Pediatric Endocrinology, Suleyman Demirel University, Isparta.
Türkei
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2015; 34 (1): 63 – 71
Veröffentlicht: 01.03.2015
auf EMF:data seit 01.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Die Wirkungen einer Langzeit-Exposition durch ein 2450 MHz elektromagnetisches Feld auf Wachstum und pubertäre Entwicklung bei weiblichen Wistar-Ratten.

The effects of long-term exposure to a 2450 MHz electromagnetic field on growth and pubertal development in female Wistar rats.
Exposition:

2450 MHz
Mobiles Internet/WLAN
0,8 W Maximum; Ganzkörper-SAR = Ø 0,143 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Feldstärken von 2450 MHz haben in unserer Umgebung zugenommen, sie werden in Industrie und Medizin, beim Militär, in Schulen, Büros, Bibliotheken, Cafés und Wohnungen angewendet. Die Grenzwerte gelten für Erwachsene ebenso wie für Kinder, obwohl Kinder bei etwa 2 GHz eine höhere Ganzkörper-Belastung haben. Mit diesem Langzeitexperiment sollte geklärt werden, ob WLAN-Strahlung mit 2450 MHz einen Einfluss auf Wachstum und Entwicklung von jungen weiblichen Ratten hat. Während der Embryogenese als der empfindlichsten Zeit können schwere Schäden durch äußere Einwirkung von Chemikalien oder Strahlung entstehen. Dies ist die erste Längsschnittstudie, die die Wirkung von WLAN-Strahlung auf Wachstum und Pubertätsentwicklung untersucht hat.

Quelle: Wilke Review | Studienrecherche 2015-4 / 2018-1

Studiendesign und Durchführung

Die jungen weiblichen Ratten wurden in 3 Gruppen eingeteilt, in scheinbestrahlte Kontrolle, prä- und postnatale Bestrahlung. Die 2450-MHz-Bestrahlung erfolgte je 1 Stunde pro Tag (11-12 Uhr) bis zur Pubertät mit 45,5 V/m im Nahfeld, SAR 0,143 W/kg Ganzkörperbestrahlung. Das Gewicht der Tiere wurde jede Woche, die Länge von Tag 21 an gemessen. In der Pubertät wurden Serum und Eierstock- und Hirngewebe gesammelt und der gesamte antioxidative Status (TAS), der gesamte oxidative Status (TOS), der oxidative Stress gemessen und der Index des oxidativen Stresses (OSI, der Quotient aus TOS/TAS x 100) errechnet. Im Serum wurden die Konzentrationen der Hormone Follikelstimulierendes Hormon (FSH), Luteinisierendes Hormon (LH), 17β-Östradiol (E2) und des Insulin-ähnlichen Wachs-tumsfaktor-1 (IGF-1) bestimmt. Dazu kamen histologische Analysen und immunohistologische Färbungen des Hypothalamus und der Eierstöcke zur Feststellung von Zell- und Gewe-beveränderungen.

Ergebnisse

Die Geburtsgewichte waren ähnlich in allen Gruppen, die Gewichtszunahme pro Tag und die Länge der Tiere jedoch war signifikant geringer bei den pränatal bestrahlten Tieren und die Pubertät trat signifikant später ein. Die tägliche Futter- und Wasseraufnahme war bei den Kontrolltieren signifikant geringer als bei den beiden anderen Gruppen. In der Pubertät war die Länge der Tiere kaum unterschiedlich, aber das Gewicht der pränatalen Gruppe war signifikant geringer gegenüber der Kontrolle, obwohl die Tiere mehr Nahrung aufgenommen hatten. Die TOS-Werte in Eierstock und Gehirn waren in den prä- und postnatalen Tieren etwa gleich, aber signifikant höher als in den Kontrollen, die TAS-Werte nur in den Eierstöcken signifikant höher. Die OSI-Werte in den Eierstöcken der pränatalen Gruppe waren signifikant höher als in den anderen Gruppen. Die histologischen und immunohistochemischen Untersuchungen von Hypothalamus und Eierstöcken ergaben keine signifikanten Unterschiede. Bei den Hormonbestimmungen zeigten sich keine Unterschiede bei FSH und E2, LH im Serum war in der prä- und postnatalen Gruppe signifikant gestiegen gegenüber der scheinbestrahlten Kontrolle. Beim IGF-1 war die Konzentration bei der pränatalen Gruppe nicht-signifikant geringer als bei der Kontrolle, die postnatale Gruppe hatte signifikant niedrigere Werte als die Kontrolle.

Schlussfolgerungen

Die Bestrahlung mit 2450 MHz in der pränatalen Phase führte besonders in der postnatalen Phase zu Wachstumseinschränkungen und verzögertem Eintritt der Pubertät in den weiblichen Ratten. Die Strahlungsintensitäten waren im Bereich der internationalen Grenzwerte. Die erhöhten TOS- und OSI-Werte in den Hirn- und Eierstockgeweben kann man als Zeichen chronischen Stresses deuten, der durch die 2450-MHz-Strahlung bewirkt wird. Die chronische Einwirkung der WLAN-Strahlung, insbesondere während der intrauterinen Phase und frühen Kindheit, kann schädliche Auswirkungen auf Wachstum und Pubertät haben. Vorsorgemaßnahmen sollten besonders in der Nähe solcher Strahlungsquellen und bei Langzeiteinwirkung ergriffen werden. (IW)