Autor(en):
Geronikolou SA*, Chamakou A, Mantzou A, Chrousos G, Kanaka-Gantenbein C.
* First Department of Paediatrics, University of Athens Medical School, "Aghia Sophia" Children's Hospital, Athens.
Griechenland
Veröffentlicht in:
Sci Total Environ. 2015; 536: 182–188
Veröffentlicht: 01.12.2015
auf EMF:data seit 01.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Stresshormone  |  Wirkung auf Kinder/Jugendliche
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Häufige Nutzung von Mobiltelefonen verändert die Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-Achse nach mentalem Stress bei gesunden Kindern und Jugendlichen. Eine Pilot-Studie.

Frequent cellular phone use modifies hypothalamic-pituitary-adrenal axis response to a cellular phone call after mental stress in healthy children and adolescents: A pilot study.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

Mobiltelefone
SAR = 0,268 W/kg Minimum; wahrscheinlich 1,02 W/kg Maximum

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Verbindung vom Hypothalamus über die Hypophyse zur Nebenniere, die HPA-Achse, ist der Weg der Hormonreaktionen im Organismus, der bei körperlichem oder geistigem Stress in Gang gesetzt wird. Der Hypothalamus gibt Signale direkt an die Hypophyse, die verschiedene Hormone produ-ziert, u. a. das thyreotrope Hormon (Thyreotropin TSH), das die Schilddrüse zur Ausschüttung der Hormone Tri-Jod-Thyronin (T3) und Thyroxin (T4) veranlasst. Die Nebennieren prduzieren das Stresshormon Cortisol, dessen Konzentration bei Stress erhöht ist und in Blut und Speichel nachgewiesen werden kann. Cortisol beeinflusst auch die Bildung von T3. Diese Studie sollte die Reaktion dieser Achse auf Mobilfunk-gespräche nach geistigem Stress bei gesunden Kindern und Jugendlichen untersuchen, und mit Messungen von Glucose und Insulin sowie der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sollte festgestellt werden, welche anderen Stoffwechselwege noch betroffen sind.

Studiendesign und Durchführung

Zwei Gruppen von 28 gesunden Schulkindern zwischen 11 und 14 Jahren wurden gebildet, die eine nutzte nur gelegentlich ein Handy (Gruppe A, 16 Teilnehmer, 11–12 Jahre), die andere besaß ein Handy und telefonierte regelmäßig (Gruppe B, 12 Teilnehmer, 13–14 Jahre). Am Tag der Tests wurden um 8.00 Uhr Blutproben ent-nommen zur Bestimmung der Ausgangswerte der Schilddrüsenhormone Tri-Jod-Thyronin (T3) und Thyroxin (T4), Glucose, Insulin, TSH und anderer Parameter. Die Teilnehmer mussten einen Stresstest für Kinder durchlaufen (5 Minuten Vortrag halten und 5 Minuten rückwärtszählen vor Publikum). Danach wurde wieder Blut abgenommen und die obigen Parameter erneut gemessen. Die Bestimmung der Cortisol-Konzentrationen im Speichel wurde vor und nach dem 1. Stresstest vorgenommen, weitere Messungen erfolgten kurz vor dem 2. Stresstest (Handygespräch) und 10 und 20 Minuten nach dem 5-minütigen Telefongespräch.

Ergebnisse

Die Blutuntersuchung ergab lt. Tabelle einige Un-terschiede zwischen den Gruppen, z. B. bei BMI, ACTH, Insulin und T4. Die Ausgangswerte von Cortisol im Speichel von Gruppe B waren höher gegenüber Gruppe A, sie blieben höher und veränderten sich kaum während der Tests auf mentalen Stress oder/und das Telefongespräch. Bei Gruppe A war der Cortisol-Ausgangswert im Speichel signifikant niedriger als in Gruppe B, die Werte waren nach den Tests noch niedriger bei kurzzeitig leichtem Anstieg nach mentalem Stress. Das kann auf den Altersunterschied zurückzuführen sein, kann aber auch ausdrücken, dass für die älteren Kinder, die ein Mobiltelefon besitzen und es täglich benutzen, der Stressor nichts Neues ist und der Stress von der HPA-Achse nicht mehr als Stress empfunden wird. Bei den Schilddrüsenhormonen sah man, dass das Telefongespräch Auswirkungen auf die Gruppe A hatte, auf Gruppe B nicht. Das deutet auf eine Verbindung zwischen der Achse Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse (HPT-Achse) und der HPA-Achse bei den jüngeren Kindern hin, die durch die 900-MHz-Mobilfunkstrahlung zu-stande kommt.

Schlussfolgerungen

Diese Studie weist mit Messungen der Cortisol-Konzentrationen im Speichel nach, dass die HPA-Achse bei Kindern und Jugendlichen unterschiedlich auf Handygespräche nach geistigem Stress reagiert, je nachdem, ob die Person gelegentlicher oder regelmäßiger Nutzer des Mobiltelefons ist.