Autor(en):
Türedi S*, Hanci H, Topal Z, Unal D, Mercantepe T, Bozkurt I, Kaya H, Odaci E.
* Department of Histology and Embryology, Faculty of Medicine, Karadeniz Technical University , Trabzon.
Türkei
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2015; 34 (4): 390–3
Veröffentlicht: 01.01.2015
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Die Wirkungen der pränatalen Exposition bei einem elektromagnetischen 900-MHz-Feld auf das Herz bei 21 Tage alten männlichen Ratten.

The effects of prenatal exposure to a 900-MHz electromagnetic field on the 21-day-old male rat heart.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
13,77 V/m (0,50 W/m²); Ganzkörper-SAR = 0,025 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Entwicklung des Herzens beginnt bei Ratten im Uterus am Tag 9, geringe Weiterentwicklung erfolgt noch nach der Geburt. Die empfindlichste Entwicklungsstufe ist die prenatale Phase, in der elektromagnetische Felder als bedeutender Umweltfaktor bei Feten und Embryos Missbildungen in Organen hervorrufen können. Die Felder erzeugen erhöhte Konzentrationen von freien Radikalen, deren Angriffspunkte hauptsächlich die ungesättigten Fettsäuren der Membranen sind. Bekannt sind Schäden an im Hippocampus, an Hirnnerven und anderen Geweben von Ratten nach 900-MHz-Bestrahlung. Hier sollte untersucht werden, wie sich 900-MHz-Strahlung, die vor der Geburt in einem empfindlichen Stadium der Herzentwicklung einwirkte, auf Herzzellen von Ratten auswirken.

Quelle: ElektrosmogReport April 2016

Studiendesign und Durchführung

18 trächtige Ratten bekamen 900-MHz-Bestrahlung von Tag 13–21 der Trächtigkeit je 1 Stunde am Tag bei 13,77 V/m (0,50 W/m2), die Ganzkörper-SAR betrug 0,025 W/kg, was einem normalen Handygespräch im Sprachmodus entspricht. Zur Untersuchung kamen je 6 männliche Nachkommen für die scheinbestrahlte und die bestrahlte Gruppe. Den neugeborenen Tiere wurden 21 Tage nach der Geburt die Herzen entnommen und MDA, SOD, Katalase, GSH und Apoptose bestimmt. Im Licht- und Elektronen-Mikroskop wurden die Veränderungen im Gewebe beobachtet.

Ergebnisse

Im Lichtmikroskop sah man bei 400-facher Vergrößerung in der Kontrolle keine Schäden, in der EMF-Gruppe sah man Unregelmäßigkeiten, Degeneration, Vakuolisierung, Kernverluste und erhöhte Apoptoseraten in den Herzmuskelfasern der neugeborenen Ratten. In der Kontrollgruppe gab es nur wenige, in der EMF-Gruppe eine signifikant erhöhte Anzahl apoptotischer Zellen (18,33 gegenüber 47,33 %). Die Apoptose-Zellen waren heterogen verteilt in den verschiedenen Regionen des Herzgewebes. Im Elektronenmikroskop waren die Muskelfaserstrukturen der Kontrollgruppe klar, Membranen intakt, Kerne normal, die Mitochondrien hatten regelmäßige Doppelmembranen mit normalen Cristae (innere Membranen in den Mitochondrien), die Z-Bänder der Herzmuskulatur war regulär und die Sarcomer-Bindungen deutlich sichtbar. Bei den bestrahlten Tieren hatten die Herzmuskelzellen desorganisierte Muskelfasern, aufgelöste Muskelfilamente, Degeneration und Fragmentierung der Muskelfibrillen mit Löchern im Zytoplasma und gestörte Struktur der Z-Bänder. Die Mitochondrien waren angeschwollen, hatten Vakuolen, die Cristae hatten geringere Dichte der inneren Membran. Die biochemischen Analysen ergaben signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und EMF-Gruppe. Signifikant erhöht waren MDA (13,6 zu 20,3 nmol/mg Gewebe), SOD (2,42 zu 2,6 mmol/min/mg Gewebe) und KAT (0,01 zu 0,02 mmol/min/mg Gewebe), während GSH signifikant vermindert war (0,42 zu 0,27 nmol/mg Gewebe).

Schlussfolgerungen

Die Studienergebnisse legen nahe, dass 900-MHz-Felder in der vorgeburtlichen Phase oxidativen Stress, Beeinträchtigung des antioxidativen Abwehrsystems und histopathologische Veränderungen im Herzgewebe von männlichen neugeborenen Ratten verursachen. Embryos, die im Bauch der Mutter bestrahlt worden waren, hatten auch nach der Geburt Schäden im Herzgewebe. Die Apoptose hält in normalen Zellen die Homöostase aufrecht, die signifikant gesteigerte Apoptose könnte durch die erhöhte Lipidperoxidation kommen, denn oxidativer Stress aktiviert die Apoptose-Signalwege. Auch die Schwellung der Mitochondrien ist ein Zeichen für Stress, der hier durch die Strahlung hervorgerufen wird.