Autor(en):
İkinci A*, Mercantepe T, Unal D, Erol HS, Şahin A, Aslan A, Baş O , Erdem H, Sönmez OF, Kaya H, Odacı E.
* Department of Histology and Embryology, Faculty of Medicine, Karadeniz Technical University, Trabzon.
Türkei
Veröffentlicht in:
J Chem Neuroanat. 2015
Veröffentlicht: September 2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Morphologische und antioxidative Beeinträchtigung des Rückenmarks von Ratten-Nachkommen nach 900-MHz-Bestrahlung während der frühen und mittleren Jugend.

Morphological and antioxidant impairments in the spinal cord of male offspring rats following exposure to a continuous 900-MHz electromagnetic field during early and mid-adolescence.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
Ganzkörper-SAR = 0,01 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Kinder und Jugendliche sind besonders an Geräten interessiert, die elektromagnetische Felder abgeben, wie beispielsweise Mobiltelefonen. Studien haben gezeigt, dass Langzeitbestrahlung die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger macht, das könnte durch morphologische und biochemische Veränderungen im Zentralnervensystem (Groß-, Kleinhirn und Rückenmark) zustande kommen. Andere Studien bestätigen das, die herausgefunden haben, dass Purkinje-Zellen in der Kleinhirnrinde, Pyramidenzellen in der Großhirnrinde und Gewebe des Rückenmarks verändert werden (Zellen, die wichtige Überträgerfunktionen haben, die Red.). Die Frage, ob 900-MHz-Strahlung oxidativen Stress im Rückenmark von Jugendlichen erzeugt, muss noch geklärt werden. Oxidativer Stress entsteht durch freie Radikale im Gewebe und das kann Schädigungen in den wichtigen Molekülen in Zellen verursachen (Lipide, DNA, Proteine und Kohlenhydrate). Freie Radikale können zu Peroxidation der Membranlipide führen. Schutz der Zelle erfolgt über Antioxidantien. Die Schädigung der Zelle durch Peroxidation ist im Labor nachweisbar über Malondialdehyd (MDA), Glutathion (GSH), Katalase (CAT) und Superoxid-Dismutase (SOD), die Marker für oxidativen Stress sind. Elektromagnetische Felder sind eine der Hauptursachen für oxidativen Stress in Geweben. Das Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob die 900-MHz-Strahlung Veränderungen im Rückenmark von männlichen Ratten-Jungtieren hervorruft. Die Jugend von Ratten reicht von Tag 21 bis Tag 60 und wird unterteilt in frühe (21–34 Tage), mittlere (34–46 Tage) und späte (junge Erwachsene 46–59 Tage) Jugend. Es gibt bisher keine Studien, die das Rückenmark in der frühen und mittleren Jugend untersucht haben. Da das Rückenmark der Transportweg vom Gehirn zum peripheren Nervensystem ist, könnten Schädigungen dort zu Störungen im Verhalten führen, weil der Informationsaustausch gestört ist.

Quelle: ElektrosmogReport April 2016

Studiendesign und Durchführung

24 drei Wochen alte männliche Ratten wurden in 3 Gruppen eingeteilt: Kontrolle, schein-bestrahlte Kontrolle und EMF-Gruppe. Über 25 Tage (vom Tag 21 bis Tag 46) nach der Geburt wurden die Gruppen 2 und 3 mit 900 MHz 1 Stunde pro Tag bestrahlt oder scheinbestrahlt, Gruppe 1 diente als Käfigkontrolle. Vor Beginn des Experiments erfolgte eine Breitbandmessung in den Bestrahlungskammern und man konnte Felder von außen ausschließen. Die Verteilung der 900-MHz-Felder in der leeren Bestrahlungskammer betrugen 10,6 V/m unter dem Käfig und 7,1 V/m im Innern. Bei Ratten im Käfig ergaben sich 8,9 V/m darunter und 7,3 V/m im Innern. Die Ganzkörper-SAR betrug 0,01 W/kg. Für die Bestrahlung der Tiere wurden 7,3 W/kg (0,21 W/m2) gewählt, weil das etwa der Intensität bei einem Telefongespräch entspricht. Einen Tag nach Beendigung der Bestrahlung wurde das Rückenmarkgewebe entnommen und im Mikroskop (Licht- und Elektronenmikroskop) und auf biochemische Parameter untersucht.

Ergebnisse

Im Lichtmikroskop zeigten die Kontrollen normales Rückenmarkgewebe und normale Neuronen, während sich in der bestrahlten Gruppe Atrophie des Rückenmarkgewebes, erhöhte Vakuolisierung, Myelinverdickung, Unregelmäßigkeiten und leichte Infiltration in die Zellkörper zeigte. Im Elektronenmikroskop sah man in der bestrahlten Gruppe signifikant erhöhte Invasion in das Axon durch starken Verlust der Integrität der Myelinscheide und große Vakuolen, die Verluste im Axoplasma verursachen. Die biochemischen Untersuchungen zeigten signifikanten Anstieg der Lipidperoxidation (MDA) und der GSH-Konzentration in der bestrahlten Gruppe im Vergleich zu den beiden Kontrollen, während die Konzentration der Katalase (CAT) in der bestrahlten Gruppe signifikant erhöht war gegenüber der Käfigkontrolle, aber auch die scheinbestrahlten Tiere erhöhte Konzentrationen hatten. Bei der Superoxid-Dismutase (SOD) waren die Konzentrationen ebenfalls bei der EMF-Gruppe und der scheinbestrahlten signifikant erhöht gegenüber der Käfigkontrolle, wobei die Werte in der EMF-Gruppe niedriger waren als in der scheinbestrahlten Gruppe. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Tiere auch ohne Bestrahlung in der EMF-Kammer oxidativen Stress hatten, sodass man nicht schließen kann, dass die Strahlung allein den oxidativen Stress verursacht hat.

Schlussfolgerungen

Die Studienergebnisse zeigen, dass bio-chemische und pathologische Veränderungen im Rückenmark auftreten können, wenn männliche Ratten vom Tag 21 bis Tag 46 täglich eine Stunde lang mit 900-MHz-Feldern bestrahlt werden. Kinder und Jugendliche sind empfindlicher gegenüber Strahlung und chemischen oder biologischen Agenzien aufgrund der geringeren Körpergröße und der höheren Leitfähigkeit (durch höherer Anzahl von Ionen im Gewebe). Sie können mehr Energie pro kg Körpergewicht absorbieren. Weitere Studien sollten untersuchen, ob die Wirkungen reversibel sind. Auch wenn Ergebnisse von Ratten nicht direkt auf den Menschen übertragen werden können, kann man dieselben frühen Entwicklungsstadien vergleichen.