Autor(en):
Sırav B* , Seyhan N.
* Gazi University, Faculty of Medicine, Department of Biophysics, Ankara, Turkey; Gazi Non-Ionizing Radiation Protection Center, Ankara.
Türkei
Veröffentlicht in:
J. Chem. Neuroanat. (2016)
Veröffentlicht: September 2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Blut-Hirn-Schranken-Durchlässigkeit
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Wirkung von GSM-modulierter elektromagnetischer Strahlung auf die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke in männlichen und weiblichen Ratten.

Effects of GSM modulated radio-frequency electromagnetic radiation on permeability of blood-brain barrier in male & female rats.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
1800 MHz
Mobiltelefone
GSM
4,96 ± 0,04 V/m; 4,70 ± 0,02 V/m
SAR = 0,02 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Da Mobiltelefone immer weiter verbreitet und nah am Kopf betrieben werden, stellt sich die Frage nach der gesundheitlichen Gefährdung, insbesondere der des Hirngewebes. Diese Studie sollte untersuchen, ob 900- und 1800-MHz-Strahlung möglicherweise einen Einfluss auf die Blut-Hirn-Schranke von Ratten hat. Die Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke kann zu neurodegenerativen Prozessen führen oder es können Krebs erregende Substanzen in das Hirngewebe übertreten.

Studiendesign und Durchführung

Zur Überprüfung der Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke wurden 27 männliche (268,1 ± 41,9 g) und 26 weibliche (216,8 ± 24,7 g) junge erwachsene Ratten in 6 Gruppen eingeteilt. Je eine scheinbestrahlte Kontrollgruppe, eine bestrahlte mit 900 MHz (4,96 ± 0,04 V/m, gepulst mit 217 Hz) und eine mit 1800 MHz (4,70 ± 0,02 V/m, gepulst mit 217 Hz). Da ein Mobiltelefon im Nahfeld betrieben wird, war die Antenne des Signalgenerators 10 cm von den Tieren entfernt platziert. Die SAR wird mit 0,02 W/kg angegeben, weit unterhalb der thermischen Schwelle. Es gab keine Stressfaktoren wie Hitze, zu wenig Sauerstoff oder Umweltstress, der auf die Purkinjezellen (wichtige Rezeptorzellen für Regulationsprozesse in der Kleinhirnrinde, die Red.) einwirken könnte. Der Nachweis der Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke wurde mit Evans Blue durchgeführt. Der Farbstoff bindet an Serumalbumin nach intravenöser Verabreichung und die Menge, die in das Hirngewebe übergetreten ist, ist ein Maß für die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke. Sofort nach Injektion des Farbstoffs erfolgte die 20-minütige Applikation der gepulsten Strahlung.

Ergebnisse

Die Temperatur im Tierkörper war nicht verändert durch die Bestrahlung. Der Evans blue-Gehalt bei den männlichen Tieren im gesamten Gehirn war 0,08 ± 0,01 mg % in der Kontrolle, bei 900 MHz 0,13 ± 0,03 mg % und bei 1800 MHz 0,26 ± 0,05 mg %, in beiden Fällen eine signifikante Erhöhung gegenüber der Kontrolle. Bei den weiblichen Tieren war der Farbstoffgehalt im gesamten Gehirn 0,14 ± 0,01 mg % in der Kontrolle, 0,24 ± 0,03 mg % bei 900 MHz und bei 1800 MHz 0,14 ± 0,02 mg %. Der Unterschied ist für 900 MHz signifikant, für 1800 MHz besteht kein statistisch signifikanter Unterschied zur Kontrolle.

Schlussfolgerungen

Mobilfunkstrahlung von 900 und 1800 MHz führt zu erhöhter Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Proteine nach 20 Minuten Bestrahlung, die keine Erwärmung des Gewebes hervorruft. Die 1800-MHz-Strahlung hat eine stärkere Wirkung auf die Durchlässigkeit bei den männlichen Tieren. Bei den weiblichen Tieren erzeugte die 900-MHz-Strahlung eine signifikante Erhöhung der Durchlässigkeit, bei 1800 MHz zeigte sich kein Unterschied zur Kontrollgruppe. Die Autoren weisen darauf hin, dass immer mehr Kinder Mobiltelefone nutzen, aber nichts darüber bekannt ist, wie die Strahlung bei Kindern wirkt. Kinder sind empfindlicher gegenüber physikalischen, chemischen und biologischen Agenzien. Bezüglich der Strahlung ist bekannt, dass Kinder mehr Energie aufnehmen als Erwachsene. Sie haben höhere Ionenkonzent-rationen im Gewebe und dieses hat dadurch eine höhere Leitfähigkeit. Die Wirkung der Strahlung bei Kindern müsse durch epidemiologische Studien untersucht werden, die Langzeit-nutzung ebenso wie andere Erkrankungen. Weitere Studien sollten die Mechanismen der Strahlungswirkung auf das Zentralnervensystem erforschen zur Klärung der biologischen Wirkungen.

Anmerkung: Bereits 2011 führten Sirav et al. zum Endpunkt Blut-Hirn-Schranke eine Studie durch mit dem Ergebnis:

„Bei den weiblichen Ratten wurde nach der Hochfrequenz-Exposition kein Albumin-Austritt in den Gehirnen gefunden. Es wurde jedoch im Vergleich zu den schein-exponierten männlichen Tieren ein signifikanter Anstieg der Albumin-Extravasation in den Gehirnen der exponierten männlichen Ratten gefunden.“

(Quelle: EMF-Portal)