Autor(en):
Lippi G*, Danese E, Brocco G, Benati M, Salvagno GL, Montagnana M, Franchini M
* Section of Clinical Biochemistry, University of Vernona.
Italien
Veröffentlicht in:
Clin Chem Lab Med 2016
Veröffentlicht: 01.09.2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Blut/-parameter & Gefäßsystem
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

30-minütige Exposition bei einem Smartphone-Anruf fördert die Neutrophilen-Aktivierung in vitro.

Thirty-minutes' exposure to smartphone call triggers neutrophil activation in vitro.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
Mobiltelefone

EMF:data Auswertung

Einleitung

Es ist wenig bekannt, welche mögliche Wirkung elektromagnetische Felder von Mobilfunk-telefonen auf Leukozyten hat. Die WHO hat die Mobilfunkstrahlung als möglicherweise Krebs erregend eingestuft, es können aber auch außer Erwärmung der Haut systemische Wirkungen auf zellulärer und molekularer Ebene in den Geweben auftreten. Über die Wirkungen der 900-MHz-Strahlung von Smartphones auf Leukozyten ist wenig bekannt. Diese Studie wurde durchgeführt um herauszufinden, welchen Einfluss Mobilfunkstrahlung eines handelsüblichen Smartphones auf Struktur und Funktion der segmentierten neutrophilen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) hat.

Studiendesign und Durchführung

Von 16 gesunden Freiwilligen aus der Laborbelegschaft (durchschnittliches Alter 45 ± 11 Jahre, 13 Frauen und 3 Männer) wurden mehrere Blutproben (Vollblut und Serum) genommen. Die Hälfte der Vollblut-Röhrchen kamen in einen Ständer, vor dessen Mitte ein normales 900-MHz-Smartphone 1 cm entfernt horizontal aufgestellt war (1570 mAh von einer fest eingebauten Lithium-Batterie), die anderen Röhrchen bildeten die unbestrahlten Kontrollen. Das Gerät war auf Sprechen gestellt, die Blutproben waren einem 30-Minuten-„Gespräch“ ausgesetzt. Die Wi-Fi-Funktion war ausgeschaltet. Nach der Bestrahlung blieben die Röhrchen 60 Minuten stehen, anschließend wurden die Blutzellen gezählt innerhalb von 2 Stunden nach Entnahme der Blutprobe. Danach erfolgte die Bestimmung von Anzahl der Leukozyten, deren durchschnittliches Volumen und Funktion, Differentialblutbild, Zellgröße, Myeloperoxidasefärbung (MPO) und Kernsegmentierung.

Ergebnisse

Das 30-Minuten-„Gespräch“ hatte bei den Vollblut-Proben keinen signifikanten Einfluss auf die gesamte Zahl der Leukozyten und die verschiedenen Leukozyten-Untergruppen. Dagegen gab es eine signifikante Abnahme der Myeloperoxidase (die Myeloperoxidase spielt bei oxidativen Prozessen in den Zellen eine Rolle, die Red.) bei allen 16 Proben nach 30 Minuten Bestrahlung und eine signifikante Abnahme der segmentierten neutrophilen Leukozyten (Linksverschiebung zu weniger segmentierten Zellen). Dieses Phänomen ist häufig bei Patienten mit Septikämie, Entzündungen und proentzündliche Mediatoren oder Ausschüttung von unreifen Zellen aus dem Knochenmark, ausgelöst durch Lipopolysaccharide (diese kommen in der Membran von Gram-negativen Bakterien vor, die Red.).

Schlussfolgerungen

Die untersuchten Parameter zeigen nach Ansicht der Autoren überzeugend, dass die Smartphone-Strahlung die Aktivierung der neutrophilen Leukozyten auslöst, sichtbar an der signifikanten Abnahme des MPO-Gehaltes und Abnahme der segmentierten Neutrophilen nach Bestrahlung mit 900-MHz-Smartphone-Strahlung im Vergleich zu den unbestrahlten Kontrollen. Übermäßiger Smartphone-Gebrauch könnte schädlich sein, und man sollte Blutprodukte, die Leukozyten enthalten, während der Herstellung und Lagerung vor Smartphone-Strahlung schützen.