Autor(en):
Johansson O*, Redmayne M.
* The Experimental Dermatology Unit, Department of Neuroscience , Karolinska Institute , Stockholm.
International
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2016; 35 (4): 393-397
Veröffentlicht: 01.01.2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Mary Redmayne: National Health and Medical Research Council Centre for Research Excellence on Health Effects of Electromagnetic Energy | Olle Johansson: Karolinska Institute, grant from Mr. Einar Rasmussen, Kristiansand S., Norway.

Epidemiologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Fallbericht – Verschlimmerung des Demyelinisierungssyndroms nach Bestrahlung durch ein Drahtlos-Modem eines öffentlichen Hotspots.

Case Report – Exacerbation of demyelinating syndrome after exposure to wireless modem with public hotspot.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

2450 MHz
Mobiles Internet/WLAN
WLAN mit öffentl. Hotspot

EMF:data Auswertung

Einleitung

Dieser Bericht beschreibt den Fall einer 48-jährigen Frau, einer Fitness-Trainerin in Colorado, USA, die eine Vorerkrankung durch das West-Nil-Virus hatte. Die Erkrankung hatte 2003 zu Lähmungen durch Schädigung der Nervenzellen geführt, die nach 2 Jahren zurückgegangen waren, aber sie war 11 Jahre später noch nicht arbeitsfähig. Das Myelin und die Ganglioside waren durch die Infektion verändert, das hatten Laboruntersuchungen ergeben. Im Sommer 2014 bekam sie wieder ähnliche Symptome wie nach der Infektion (Bewegungsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Taubheit in den Gliedmaßen). Die Laborwerte zeigten keine Infektion an. Die Patientin bemerkte, dass sie symptomfrei war, wenn sie ihre Wohnung verließ, selbst wenn es für kurze Zeit war. Nach Recherche erfuhr sie, dass bei einem Nachbarn unter ihr ein neues Modem installiert worden war, ein WiFi-System mit persönlichem Zugang und einem öffentlichen Hotspot. Ihr eigenes Mobiltelefon und ihr drahtloses System verursachten bei ihr keine Symptome. Die Frau bat den Nachbarn, das Gerät nachts abzuschalten, dieser nutzte daraufhin ein Modem ohne die Funktion des öffentlichen Hotspots. Die Symptome gingen wieder zurück. In der Wohnung der Frau waren z. T. starke Signale von anderen drahtlosen Quellen gemessen worden, die ihr keine Probleme bereiteten.

Quelle: ElektrosmogReport August 2016

Studiendesign und Durchführung

In dieser Fallstudie wurde untersucht, welche Auswirkungen ein neu installiertes Modem für die öffentliche WiFi-Nutzung auf die betreffende Person hat. Es wurden WiFi-Signale und weitere Hochfrequenzfelder in der Umgebung gemessen und Laboruntersuchungen (TGedächtniszellen, Mastzellen, Zytokin IL-4, Blutzucker) durchgeführt.

Ergebnisse

Wenn das Modem mit der Hotspot-Komponente eingeschaltet war, traten die Symptome auf, erstmals etwa 3 Tage nach der Installation. Im Dezember desselben Jahres wurde die öffentliche Komponente ausgeschaltet, es gab keine Symptome mehr. Die Laboruntersuchungen ergaben, dass die T-Gedächtniszellen verändert waren und das Zytokin IL-4 und die Mastzellreaktion erhöht waren. Der Blutzuckerwert war bis zu 25 % über dem Normalwert.

Schlussfolgerungen

Die Möglichkeit, dass es sich um psychosomatische Funktionsstörungen handelt, ist in diesem Fall nicht stichhaltig, denn die Symptome traten auf, bevor klar wurde, was die Ursache war. Die Patientin hatte auch keine Angststörungen oder Depressionen und die Laborwerte zeigten Abweichungen von den Normalwerten. Man konnte gewisse Anpassungen beobachten, die Heftigkeit der Symptome nahm nach Wochen ab, auch der Blutzuckerspiegel sank auf den normalen Wert. Die Patientin hat offensichtlich eine selektive Empfindlichkeit auf bestimmte Frequenzen im 2,4-GHz-Bereich, und zwar durch die Hotspot-Komponente eines bestimmten Herstellers. Da der Hersteller keine Daten zu den Geräteeigenschaften herausgab, konnten keine genauen Untersuchungen durchgeführt werden, es könnte z. B. an der Pulsung liegen. Und dies schon bei geringen Feldstärken, denn die anderen Frequenzen in der Umgebung waren z. T. stärker, lösten aber keine Symptome aus. Auch wenn die veränderten Werte bei Gedächtnis- und Mastzellen sowie dem Zytokin IL-4 von der West-Nil-Infektion herrühren könnten, können sie ebenso gut von elektromagnetischen Feldern verursacht werden. Es könnte demnach ein Zusammenhang bestehen zwischen der Elektrohypersensitivität, der Schädigung des Myelins und den Hochfrequenzfeldern, die schon bei niedriger Intensität Symptome hervorrufen. Das West-Nil-Virus greift Nerven- und Gliazellen an; es könnten die Oligodendrozyten betroffen sein, die das Myelin produzieren. Wenn die Reaktionen auf Veränderungen im Myelin zurückgehen, könnte das auch für Personen mit Multipler Sklerose von Bedeutung sein.