Autor(en):
Çetkin M*, Kızılkan N, Demirel C, Bozdağ Z, Erkılıç S, Erbağcı H.
* Faculty of Medicine, Department of Anatomy, Gaziantep University, Gaziantep.
Türkei
Veröffentlicht in:
Andrologia 2017; 49 (10)
Veröffentlicht: 01.12.2017
auf EMF:data seit 16.07.2018
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Testosteron  |  Fortpflanzungssystem  |  Wirkungen auf Hoden/Spermien, Fertilität
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Quantitative Veränderungen in der Hodenstruktur und -funktion bei Ratten, die Mobilfunkstrahlung ausgesetzt waren/wurden.

Quantitative changes in testicular structure and function in rat exposed to mobile phone radiation.

Original Abstract

Exposition:

890-915 MHz
Mobiltelefone
SAR = 0,96 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Da Mobilfunkstrahlung lebendes Gewebe durchdringt und viele Männer das Mobiltelefon oft stundenlang in der Hosentasche oder am Gürtel tragen, hat man in vielen Studien untersucht, ob es bei verschiedenen Lebewesen zu degenerativen Erscheinungen kommt. Eine ganze Reihe von Studien hatte ergeben, dass Mobilfunkstrahlung histologische und morphologische Veränderungen in Rattenhoden erzeugt, z. B. Abnahme der Zahl und Beweglichkeit von Spermien, Strukturveränderungen des Hodengewebes, oxidativen Stress, Apoptose und Hormonänderungen. Die Hoden sind die Produktionsstätten der Spermienzellen, und sie sind in sehr dicht an der Strahlungsquelle, wenn sich das Telefon in der Hosentasche befindet. Hier wurde die Wirkung der Mobilfunkstrahlung auf die Struktur und Funktion der Hoden am Rattenmodell untersucht. Die Bestimmung der Hormone Testosteron, Follikelstimulierendes und Luteinisierendes Hormon (FSH und LH) sagen etwas über die Funktion aus, die Konzentration von Cortisol ist ein Indikator für Stress.

Quelle: ElektrosmogReport Juni 2017

Studiendesign und Durchführung

Das Experiment bestand in 4 Gruppen zu je 8 Tieren (gesamt 32 männliche Ratten): Käfigkontrolle, scheinbestrahlte Kontrolle, Einwirkung der Strahlung eines Mobiltelefons im Gesprächs- und im Stand-by-Modus. Die höchste SAR betrug 0,96 W/kg bei 890–915 MHz Trägerfrequenz, 217 Hz moduliert. Die drei Telefone wurden unter drei Käfigen in der Mitte angebracht. Während der Bestrahlung waren die Tiere so fixiert, dass der Hoden 1cm Abstand zum Gerät hatte. Die Bestrahlung erfolgte im Gesprächsmodus 2 Stunden/Tag, im Stand-by-Modus 12 Stunden/Tag, 7 Tage/Woche 10 Wochen lang. Nach der Bestrahlung wurden bei den Tieren das Körpergewicht bestimmt, der Hoden auf Gewicht und verschiedene Hodengewebe auf Volumen, Struktur, Form und Durchmesser (Tunica albuginea, Leydig-Zellen, Bindegewebe, Blutgefäße, Samenkanälchen, Höhe des Keimepithels) untersucht. Die Konzentrationen der Hormone Cortisol, Testosteron, Follikelstimulierendes und Luteinisierendes Hormon wurden im Blutserum gemessen.

Ergebnisse

Die Tiere der beiden bestrahlten Gruppen hatten ein signifikant geringeres Körpergewicht, Gewicht und Volumen der Hoden war in beiden bestrahlten Gruppen signifikant verringert im Vergleich zu den beiden Kontrollen, einschließlich der Tunica albuginea. In der Gruppe „Gespräch“ betrug die Verringerung 26,2 % und Stand-by 32 %. In den verschiedenen Hodengeweben zeigten sich zumeist signifikante Unterschiede zwischen den bestrahlten Gruppen und den Kontrollen. Die Durchmesser der Samenkanälchen und die Höhe des Keimepithels waren signifikant geringer. Das Keimepithel war in einigen Samenkanälchen degeneriert und von der Lamina propria getrennt, die Zahl der Leydig-Zellen war vermindert und die Dichte des Bindegewebes und der Blutgefäße erhöht. Cortisol war nach Bestrahlung signifikant erhöht, die Konzentrationen der drei anderen untersuchten Hormone waren nicht verändert.

Schlussfolgerungen

Die Bestrahlung mit 900-MHz-Mobiltelefonen im Gesprächs- und Stand-by-Modus verursacht negative morphologische und histologische Veränderungen in Rattenhoden und einen Anstieg des Hormons Cortisol im Blutserum. Die durch die Bestrahlung mit den 900-MHz-Mobiltelefonen erzeugte Degeneration im Keimepithel der Rattenhoden führt zu signifikanter Abnahme des Volumens von Hoden und Samenkanälchen, der Durchmesser der Samenkanälchen und der Höhe des Keimepithels und zu einem Anstieg des Cortisols im Serum. Die Konzentrationen der drei Gonadenhormone Testosteron, Follikelstimulierendes und Luteinisierendes Hormon (FSH und LH) waren unverändert.

In anderen Studien, auch beim Menschen, fand man verschlechterte Spermienqualität durch Mobilfunkstrahlung, z. B. geringere Anzahl, verminderte Beweglichkeit und Lebensfähigkeit sowie oxidativen Stress und Schäden an der DNA-Struktur in Laborexperimenten. Auch das Volumen war in einigen Studien vermindert, in anderen nicht. Die degenerativen Gewebeveränderungen wie Durchmesser der Samenkanälchen oder Dicke des Keimepithels fanden auch andere Forscher.