Autor(en):
Alkis ME*, Akdag MZ, Dasdag S, Yegin K, Akpolat V.
* Department of Occupational Health and Safety, Health School, Mus Alparslan University, Mus
Türkei
Veröffentlicht in:
Biotechnol Biotechnol Equip 2019; 33 (1): 1733-1740
Veröffentlicht: 03.12.2019
auf EMF:data seit 29.10.2020
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

DNA-Einzelstrangbrüche und oxidative Veränderungen in Ratten-Hoden, die bei hochfrequenter Strahlung von Mobiltelefonen exponiert wurden.

Single-strand DNA breaks and oxidative changes in rat testes exposed to radiofrequency radiation emitted from cellular phones.

Original Abstract

The testes are a sensitive organ to electromagnetic pollution and people are concerned about the harmful effects of the radiofrequency radiation (RFR) emitted from cellular phones. Therefore, the purpose of this study was to investigate the effects of long-term exposure to different RFR frequencies on single-strand DNA breaks and oxidative changes in rat testicular tissue. Twenty-eight male Sprague–Dawley rats were divided randomly into four groups. Three groups were exposed to radiation emitted from 900, 1800 and 2100 MHz RF generators, 2 h/day for 6 months. The sham-control group was kept under the same experimental conditions but the RFR generator was turned off. Immediately after the last exposure, testes were removed and DNA damage, 8-hydroxydeoxyguanosine (8-OHdG), malondialdehyde (MDA), total antioxidant status (TAS), total oxidant status (TOS) and oxidative stress index (OSI) were analyzed. The results of this study indicated that RFR increased TOS, OSI, MDA and 8-OHdG (p < 0.05). TAS levels in the exposed group were lower than in the sham group (p < 0.05). In terms of DNA damage, the tail intensities in the comet assay were higher in the exposure groups (p < 0.05). This study demonstrated that long-term exposure to RFR emitted by cellular phones may cause oxidative stress and oxidative DNA damage in rat testicular tissue and may generate DNA single-strand breaks at high frequencies (1800 and 2100 MHz). Our results showed that some RFR emitted from cellular phones has potential to lead to cell damage in the testes.

Keywords

Radiofrequency radiation | cellular phone | testes | DNA damage | oxidative stress

Exposition:

Mobiltelefone
GSM
900, 1800, 2100 MHz
SAR = max. 0,638, 0,166 and 0,174 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Schätzungen zufolge gab es im Jahr 2014 weltweit 6,9 Milliarden Mobilfunkverträge, Tendenz steigend. Angesichts dieser großen Anzahl ist es wichtig, mögliche Auswirkungen hochfrequenter Strahlung auf die Gesundheit aller zu verstehen und zu überwachen. Mobiltelefone werden von Männern, häufig in der Hosentasche, in direkter Nähe ihrer Hoden getragen. Es existiert eine Reihe von Studien, welche negative Folgen von Mobilfunkstrahlung auf das männliche Fortpflanzungssystem bestätigen. Darunter fallen z.B. DNA-Schäden, Abnahme der Spermienkonzentration, Verminderung des Serumtestosteronspiegels, Abnahme der Spermienüberlebensfähigkeit und -bewegungsfähigkeit sowie erhöhte reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Im Gegensatz dazu haben einige Forscher festgestellt, dass Mobilfunkstrahlung keine unerwünschten Einwirkungen auf Hoden und andere biologische Gewebe besitzt. Das Ziel der hier vorgestellten Studie war es, mögliche Einflüsse von 900, 1800 und 2100 MHz Mobilfunkstrahlung auf die DNA und den oxidativen Status im Hodengewebe von Ratten zu untersuchen.

Quelle: ElektrosmogReport November 2020 | 26. Jahrgang, Nr. 3/4

Studiendesign und Durchführung

Insgesamt 28 männliche Sprague-Dawley Ratten wurden in 4 Gruppen unterteilt: scheinbestrahlt, 900 MHz bestrahlt, 1800 MHz bestrahlt und 2100 MHz bestrahlt. Die Ganzkörper SAR-Werte betrugen 0,638, 0,166 und 0,174 W/kg für respektive 900 MHz, 1800 MHz und 2100 MHz Strahlung. Die Tiere wurden über 2 h pro Tag über einen Gesamtzeitraum von 6 Monaten bestrahlt bzw. scheinbestrahlt. Als Strahlungsquelle diente ein Generator. Nach dem Bestrahlungszeitraum wurde das Hodengewebe der Versuchstiere untersucht. Dabei wurde der gesamte antioxidative Status (TAS), der gesamte oxidative Status (TOS) sowie deren Quotient, der oxidative Stressindex (OSI) analysiert. Außerdem wurden die oxidativen Stressmarker MDA (Malondialdehyd) sowie 8-OHdG (8-Hydroxydesoxyguanosin) bestimmt. Neben dem oxidativen Stress und dessen Auswirkungen wurden auch DNA-Schädigungen mittels Komet-Test (Comet-Assay) überprüft.

Ergebnisse

Beim Komet-Test sind das Moment des Schweifs sowie dessen Intensität die entscheidenden Indikatoren, welche auf DNA-Schäden hinweisen. Sowohl Schweifmoment als auch Schweifintensität waren in Abhängigkeit der Frequenz erhöht (stärkere Auswirkungen bei höherer Frequenz). Allerdings erreichte lediglich die Schweifintensität der 1800 MHz- sowie 2100 MHZ-Gruppe statistische Signifikanz. Nach den DNA-Schäden wurde der oxidative Stress untersucht. Der TOS-Wert war in allen drei bestrahlten Gruppen im Vergleich zu der scheinbestrahlten Gruppe signifikant erhöht. Übereinstimmend damit war der TAS-Wert signifikant verringert und der oxidative Stressindex (OSI) signifikant erhöht. Auch die beiden biologischen Marker für oxidativen Stress MDA und 8-OHdG zeigten in den drei bestrahlten Gruppen im Vergleich zu der scheinbestrahlten Gruppe einen signifikanten Anstieg.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Mobilfunkstrahlung verschiedener Frequenzen oxidativen Stress und, im Falle der 1800 MHz und 2100 MHz Strahlung, sogar DNA-Schäden in den Hoden von Ratten hervorrufen können. Laut den Autoren könnten die reaktiven Sauerstoffspezies, welche durch Mobilfunkstrahlung hervorgerufen wurden, der Hauptgrund für die beobachteten DNA-Schäden sein. Freie Radikale könnten die DNA angreifen und so die Einzelstrangbrüche verursachen. Die Autoren geben Männern die Empfehlung darauf zu achten, wo sie ihr Mobiltelefon tragen. Auf Grundlage der erzielten Ergebnisse spekulieren sie, dass Mobilfunkstrahlung Unfruchtbarkeit verursachen könnte, es seien jedoch aufwändigere Langzeitstudien auf molekularer Ebene erforderlich. (RH)