Es gibt nur wenige Studien, die sich mit der Wirkung von elektromagnetischen Feldern auf menschliche Feten befasst haben, obwohl Mobilfunknutzung heutzutage überall gegenwärtig ist. Diese Studie untersuchte in der allgemeinen Bevölkerung den Zusammenhang zwischen Mobilfunknutzung werdender Mütter und Entwicklung des Ungeborenen während der Schwangerschaft.
Die Daten kamen von einer Kohorte aus 3 Kliniken in der Region Haute-Vienne in Frankreich, betrachtet wurden Kinder, die zwischen April 2014 und April 2017 geboren worden waren. Die erhobenen epidemiologischen Daten betrafen die Schwangerschaft, das Neugeborene, Umweltfaktoren und familiäre Verhältnisse. Neben Infektionskrankheiten und genetischen Schäden wurden Mütter ausgeschlossen, die mehr als 240 Minuten täglich telefonierten. Nach der Geburt wurden die Daten zu Größe, Geschlecht und Entwicklung des Neugeborenen erhoben sowie zu Größe, Alter und Gewicht der Mutter. Das Hauptziel war der Einfluss des Mobilfunks auf das Wachstum des Ungeborenen, zweitens sollte ein möglicher Zusammenhang zwischen Dauer der Mobilfunknutzung und Fehlbildungen, Geburtsgewicht oder Kopfumfang beim Fetus untersucht werden. Die Daten dazu wurden mit einem Fragebogen im direkten Interview erhoben, es gab weitere Fragen zu demographischen, psychologischen und beruflichen Bedingungen und ob die Mutter während der Schwangerschaft geraucht und Alkohol getrunken hatte.
Es gab etwa 12000 Geburten in den 3 Kliniken in der Region Haute-Vienne zwischen April 2014 und April 2017. In diesem Zeitraum waren dort 7287 Mütter, Daten wurden erhoben von 2722 Neugeborenen von 2677 Müttern. Insgesamt waren 1415 der Neugeborenen komplett dokumentiert, 37 wurden ausgeschlossen, daher wurden 1378 ausgewertet. 1368 Mütter (99,3 %) nutzten das Mobiltelefon während der Schwangerschaft, die durchschnittliche Nutzungszeit betrug 29,8 Minuten pro Tag (0,0–240,0 Minuten). Die Mütter, die am meisten telefonierten (15 Minuten pro Tag oder mehr), sendeten auch mehr SMS, nutzten das Internet mehr und hatten das Telefon nachts in Reichweite. Nach Durchsicht der Fragebögen wurden weitere Teilnehmer ausgeschlossen, sodass schließlich 1353 Frauen und ihre Kinder in die Auswertung kamen. Es zeigte sich, dass Kinder von Müttern, die das Mobiltelefon mehr als 30 Minuten täglich nutzten, signifikant wahrscheinlicher Einschränkungen bei der Geburt hatten als Kinder von Müttern, die weniger als 5 Minuten während der Schwangerschaft telefoniert hatten. Bei Nutzungszeiten zwischen 15 und 30 Minuten pro Tag waren nicht-signifikant mehr Einschränkungen vorhanden. Bei Geburtsgewicht und Kopfumfang war kein Unterschied zu sehen. Kinder von Raucherinnen, die mehr als 30 Minuten das Mobiltelefon nutzen, hatten ein signifikant geringeres Geburtsgewicht.
Die Ergebnisse legen nahe, dass häufiger Gebrauch des Mobiltelefons während der Schwangerschaft zu geringerem Geburtsgewicht führen kann. Der Zusammenhang ist signifikant bei 30 Minuten oder mehr pro Tag im Vergleich zu Frauen, die das Mobiltelefon 5 Minuten pro Tag oder weniger nutzen. Dieser Zusammenhang war an der Grenze zur Signifikanz für die Nutzung zwischen 15 und 30 Minuten pro Tag. Die Autoren führen einige Einschränkungen der Studie an, z. B. ob sich das Telefon während der Schwangerschaft nahe am Uterus befunden hat, sodass die Daten mit Vorsicht betrachtet werden müssen. Trotzdem schlussfolgern sie: Wenn man das Mobiltelefon mehr als eine halbe Stunde pro Tag zum Telefonieren einsetzt, könnte das einen negativen Einfluss auf den Fetus haben, es kann zu erhöhten Wachstumseinschränkungen kommen. Weitere Studien sollten durchgeführt werden, um je nach Ergebnis Empfehlungen für Schwangere zur Mobilfunknutzung geben zu können. (IW)