Autor(en):
Balmori A*
Spanien
Veröffentlicht in:
Science of The Total Environment Volume 767, 1 May 2021, 144913
Veröffentlicht: 28.01.2021
auf EMF:data seit 05.02.2021
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Tiere
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Elektromagnetische Strahlung als neuer Antriebsfaktor für das Insektensterben.

Electromagnetic radiation as an emerging driver factor for the decline of insects.
Exposition:

EMF allgemein
NF (50/60 Hz)
Mobilfunk-Basisstation

EMF:data Auswertung

Einleitung

Der aktuelle Rückgang der Insekten und die Ursachen für diesen Rückgang

Die Insekten schwinden weltweit, sowohl was ihre Artenvielfalt betrifft, als auch ihre Biomasse. Da die Ergiebigkeit von vielen Agrarprodukten direkt von der Bestäuber- leistung abhängt, könnte das Insektensterben zu erheblichen finanziellen Einbußen in der Landwirtschaft führen. Singvögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien sind auch betroffen, da Insekten ihre Nahrungsgrundlage darstellen. Das beobachtete Insektensterben wird vor allem auf die Intensivierung der Landwirtschaft und Verwendung von Pestiziden zurückgeführt. 40 % der Arten könnten in näherer Zukunft verloren gehen, die Menge an Insekten hat in Europa schon um etwa 80 % abgenommen in den letzten 20 bis 30 Jahren. Neben den weithin bekannten Ursachen vermutet der Autor, dass auch elektromagnetische Strahlung ein Faktor ist, der zum Insektensterben beiträgt. Es folgt eine Auflistung von Labor- und Freilandexperimenten, die eine Schädlichkeit von künstlichen elektromagneti-schen Feldern (EMF) bei Insekten nachweisen, mit speziellem Fokus auf Bienenstudien und einer kurzen Erwähnung zellbiologischer Mechanismen der Einwirkung von EMFs.

Wissenschaftliche Beweise für eine Beteiligung von elektromagnetischer Strahlung am Insektensterben

Die aufgeführten Studien belegen, dass niederfrequente EMF von Hochspannungs-leitungen, aber auch hochfrequente EMF von Handyantennen, zumindest in Laborexperimenten, deutliche Anzeichen von Schädlichkeit gezeigt haben. Insekten reagieren nachweislich auf (nicht-thermische) elektromagnetische Strahlung im Mikrowellenbereich, und dies wurde schon vor 50 Jahren beschrieben durch Carpenter & Livstone. Gepulste Mikrowellenstrahlung von Handys oder WLAN stört die Entwicklung von Drosophila-Fruchtfliegen und führt zu verringerter Fruchtbarkeit und erhöhter Mutationsrate; diese Effekte sind von mehreren Forschergruppen belegt (Weisbrot, Panagopoulos, Atli). Die Störung der Orientierung, bzw. des Magnetsinns durch niederfrequente oder hochfrequente EMF ist bei Schaben, Ameisen und Bienen wiederholt belegt worden. Lupi et al. 2019 hat klare Unterschiede in Biomarkern (z.B. Acetylcholinesterase, Glutathion-S-Transferase) gefunden bei Bienen, die im Freiland in der Nähe einer Hochspannungsleitung gehalten wurden, im Vergleich zu Kontrollen mit und ohne Vorhandensein von Pestiziden. Dies bestätigt die Forschungsergebnisse von Shepherd, der ähnliche Befunde mit im Labor simulierten Hochspannungsleitungen (sogenannte Helmholtzspulen) gemacht hat. Das Aufzeigen schädlicher Einflüsse von Hochspannung auf Bienen ist jedoch nicht neu; Greenberg und andere Forscher konnten dies schon vor 40 Jahren beweisen, nur war damals noch nicht klar, welche biochemischen Prozesse hierbei ablaufen, bzw. gestört werden.

Quelle: ElektrosmogReport März 2021 | 27. Jahrgang, Nr. 1

Studiendesign und Durchführung

Manche Experimente an Fruchtfliegen und Bienen, die eine schädliche Wirkung elektro- magnetischer Felder bezeugen, sind mittlerweile vielfach wiederholt, von verschiedenen Forschergruppen, und dürfen daher nicht mehr ignoriert werden. Es existiert dennoch ein dringender Bedarf an weiterer Forschung, und vor allem in puncto der Integration des Faktors EMF in die Insektenforschung allgemein – Übersichtstudien erwähnen das Thema oft nicht oder nur am Rande.

Balmori fordert als Konsequenzen, obschon der Nachweis erheblicher Toxizität “im Felde” bislang fehlt, müsse wegen der Dringlichkeit des Insektensterbens das Vorsorgeprinzip der EU Anwendung finden. Dies würde bedeuten, die aktuelle Lage des Ausmaßes EMF-bedingter Schäden zuerst gründlich zu erforschen – um die Risiken genau einschätzen zu können, bevor weitere “Elektrosmog”-verursachende Infrastrukturen (wie 5G-Antennen) aufgebaut werden. (AT)