Autor(en):
Seomun G*, Lee J, Park J.
* College of Nursing, Korea University, BK21FOUR R&E Center for Learning Health Systems, Korea University, Seoul.
Südkorea
Veröffentlicht in:
PLoS One 2021; 16 (5): e0251628
Veröffentlicht: 14.05.2021
auf EMF:data seit 21.09.2021
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Basic Science Research Program durch die National Research Foundation of Korea (NRF), finanziert durch das Bildungsministerium (Zuschussnummer: 2018R1D1A1B07051103) und Korea University Grant.

Schlagwörter zu dieser Studie:
Leukämie bei Kindern
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Exposition bei niederfrequenten Magnetfeldern und Krebs im Kindesalter: Ein systematischer Review und Meta-Analyse.

Exposure to extremely low-frequency magnetic fields and childhood cancer: A systematic review and meta-analysis.

Original Abstract

Background:  Extremely low frequency magnetic fields (ELF-MFs) are classified as a possible carcinogenic factor (Group 2B). This study assessed the association between ELF-MFs and childhood cancer through a systematic review and meta-analysis.

Methods:  Three databases were searched in January 2020. We conducted a meta-analysis for the association between the ELF-MFs exposure level and childhood cancer.

Results:  A total of 33 studies were identified. Thirty studies with 186,223 participants were included in the meta-analysis. Children exposed to 0.2-, 0.3-, and 0.4-μT ELF-MFs had a 1.26 (95% confidence interval [CI] 1.06–1.49), 1.22 (95% CI 0.93–1.61), and 1.72 (95% CI 1.25–2.35) times higher odds of childhood leukemia. In childhood brain tumors, children exposed to 0.2-μT had a 0.95 (95% CI 0.59–1.56) times higher odds, and those exposed to 0.4-μT ELF-MFs had a 1.25 (95% CI 0.93–1.61). Children exposed to 0.2- and 0.4-μT ELF-MFs had a 1.10 (95% CI 0.70–1.75) and 2.01 (95% CI 0.89–4.52) times higher odds of any childhood cancers.

Conclusions:  Significant associations were observed between exposure to ELF-MFs and childhood leukemia. Furthermore, a possible dose-response effect was also observed.

Exposition:

NF (50/60 Hz)

EMF:data Auswertung

Einleitung

Als 1979 die erste epidemiologische Untersuchung ein erhöhtes Risiko für Kinderleukämie durch Magnetfelder von Hochspannungsleitungen ergaben und im Laufe der folgenden Jahrzehnte weitere Forschungsarbeiten dazukamen, wurden niederfrequente Magnetfelder im Jahr 2001 als möglicherweise Krebs erregend beim Menschen eingestuft (Gruppe 2B von der IARC, einer Abteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO). Keine der bisherigen Forschungsarbeiten wurde mit den Methoden der systematischen Übersichtsarbeit und der Meta-Analyse durchgeführt. So ist es an der Zeit, eine neue Bewertung zur wissenschaftlichen Bestätigung der Ergebnisse vorzunehmen. Die hier vorliegende Arbeit wurde nach den Richtlinien der Cochrane Collaboration (eine angesehene weltweite Organisation von unabhängigen Wissenschaftlern, Medizinern und im Bereich Gesundheit tätigen Menschen) erstellt, die sich auf die Verfahren systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse spezialisiert haben.

Quelle: ElektrosmogReport September 2021 | 27. Jahrgang, Nr. 3

Studiendesign und Durchführung

Die Daten wurden bis Januar 2020 in den Datenbanken MEDLINE (1946–Januar 2020), EMBASE (1988–Januar 2020) und Web of Science (1995–Januar 2020) erhoben mit den Stichworten electromagnetic field, child, adolescent und epidemiologic studies. Einbezogen wurden Fälle von Kinderleukämie, Hirntumoren und anderen Krebsarten bei Kindern. Die Auswahl der Studien wurde von den Autoren unabhängig vorgenommen, anschließend diskutiert und die Auswahl gemeinsam getroffen. Unter anderem wurde der Einfluss der Verschiedenartigkeit (Heterogenität) der einzelnen Studien berechnet und bei der Auswertung berücksichtigt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden von den Autoren 3933 Studien gefunden, von denen schließlich nach mehreren Schritten 33 Studien für die systematische Übersicht übrig blieben (30 Fall-Kontroll- und 3 Kohorten-Studien), und davon 30 zur Meta-Analyse mit insgesamt 186223 Teilnehmern zur Auswertung kamen. Für die Bestimmung des Risikos für Kinderleukämie waren 27 Studien mit 45029 Fällen und 55376 Kontrollen zur Meta-Analyse herangezogen worden. Bei Magnetfeldeinwirkungen über 0,2 μT wurde ein signifikant erhöhtes Risiko ermittelt. Kinder, die 0,2, 0,3 und 0,4 μT ausgesetzt waren, hatten ein 1,26-, 1,22- und 1,72-fach erhöhtes Risiko, an Kinderleukämie zu erkranken. Das Risiko stieg mit der Stärke des Magnetfeldes, es gibt also eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Die Daten basieren auf statistischer Homogenität. Das bestätigt ein hohes Risiko für Kinderleukämie durch das Einwirken von niederfrequenten Magnetfeldern. Die Meta-Analyse von kindlichen Hirntumoren wurde an 10 Studien mit 21582 Fällen und 29463 Kontrollen durchgeführt, untersucht wurden Feldstärken von 0,2 und 0,4 μT. Die Auswertung ergab für 0,2 μT ein nicht-signifikant erhöhtes Risiko von 0,95 (nicht heterogen) und für 0,4 μT nicht signifikant 1,25 (geringe Heterogenität). Für andere Krebsarten kamen 6 Studien in die Auswertung, da war das Risiko bei 0,2 μT 1,10-fach, bei 0,4 μT 2,01-fach erhöht bei mäßiger Heterogenität.

Einschränkungen der Studie:
Die Kohorten-Studien konnten nicht berücksichtigt werden, weil es zu wenige Studien waren und daher die Ergebnisse statistisch nicht signifikant waren. Die Variationen der Messungen wurden nicht berücksichtigt, da in manchen Arbeiten Langzeit-, in anderen Punktmessungen durchgeführt worden waren. Zurzeit sind große Kohorten-Studien in Arbeit, die später ausgewertet werden sollen. Fall-Kontroll-Studien können methodische Probleme enthalten, die aber hier als niedrig angesehen werden.

Schlussfolgerungen

Hier wurde der Zusammenhang zwischen Krebs bei Kindern und niederfrequenten Magnetfeldern mit mehr als 85000 krebskranken Kindern in 15 Ländern untersucht, einbezogen wurden Leukämie, Lymphome und Hirntumore. Diese groß angelegte Analyse mit mehr als 36000 Kindern mit diagnostizierter Kinderleukämie hatte zum Ergebnis, dass es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Magnetfeldern und Kinderleukämie gibt. Zudem ist die Stärke des Zusammenhangs zwischen dem Einwirken der Magnetfelder und der Kinderleukämie hoch, was die Dosis-Wirkungs-Beziehung aussagt. Das Krebsrisiko durch niederfrequente Magnetfelder, die als möglicherweise Krebs erregend beim Menschen eingestuft wurden, wird durch diese sorgfältig durchgeführte Studie erneut festgestellt. Frühere Meta-Analysen umfassten 2–10, hier waren es 30 Studien. Bei den Berechnungen wurde die Heterogenität einbezogen, so dass die Ergebnisse stichhaltig sind. Für Kinderleukämie ergab diese Studie ein höheres Risiko als bisher bekannt war. (IW)