Indian Council of Medical Research (Grant No.- 5/10/FR/28/2019-RBMCH), New Delhi, India-110029.
Als hochfrequente elektromagnetische Strahlung werden elektromagnetische Wellen mit einer Frequenz zwischen 3 kHz und 300 GHz verstanden. Hochfrequente Strahlung wird u.a. von Radios, Fernsehern, Mobiltelefonen, WLAN-Routern, Mikrowellen sowie Radar produziert. Aktuelle wissenschaftliche Publikationen bieten Anlass zur Annahme, dass Hochfrequenz mit einer Zunahme von Gesundheitsproblemen wie z.B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verhaltensänderungen, erhöhtem Krebsrisiko sowie negativen Auswirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht werden kann. Möglicherweise schädliche Folgen der hochfrequenten Strahlung auf das männliche Fortpflanzungssystem wurden erstmals 1962 publiziert. Im Vergleich zu anderen Geweben könnte die Penetrationstiefe der Hochfrequenz in die Hoden größer sein, da dieses Organ weniger umliegendes Gewebe und damit Schutz aufweist. Der Einfluss von Hochfrequenz auf das männliche Fortpflanzungssystem wird in der Wissenschaft jedoch kontrovers diskutiert. Dies macht es notwendig, die aktuelle Forschungslage zum Thema Hochfrequenzstrahlung und männliche Fruchtbarkeit zu überprüfen und zu bewerten.
Die Autoren der Übersichtsarbeit führten eine computergestützte Datenbank-Literaturrecherche nach Forschungsstudien durch, die sich mit der Wirkung von Hochfrequenzbefeldung auf männliche Reproduktionsparameter befassten. Artikel, die bis 2020 erschienen, wurden einbezogen.
Die von den Autoren analysierten in vitro Studien beschrieben u.a. folgende biologische Wirkungen der Hochfrequenz: Beeinflussung der Spermienmotilität, DNA-Schädigungen, Abnahme der Überlebensfähigkeit der Spermien, Anstieg reaktiver Sauerstoffspezies, verminderte Testosteronausschüttung bei kultivierten Leydigzellen. Auch die in vivo Studien demonstrieren strukturelle und funktionelle Veränderungen der Spermienparameter als Konsequenz der Hochfrequenzbefeldung. Dazu zählen veränderte Morphologie der Spermien, Morphologie der Hodenkanälchen, Hodengewicht, Spermienanzahl, -überlebensfähigkeit, -motilität, -qualität sowie eine Beeinflussung der Blut-Hoden-Schranke. Auch hormonelle Veränderungen wie ein vermindertes Testosteronlevel wurden festgestellt. Bezüglich DNA-Schäden existieren widersprüchliche Aussagen. Einerseits existieren Berichte, dass kurzfristige HF-Belastung keine genomische Instabilität bewirkt, andererseits werden DNA-Einzel- sowie Doppelstrangbrüche und Bildung von Micronuclei als Auswirkung beschrieben. Eine ganze Reihe von Studien zeigt erhöhte Bildung reaktiver Sauerstoffspezies nach Befeldung. Die erhöhten ROS-Level können in DNA-Fragmentierung, Lipidperoxidation sowie Schädigung der Mitochondrienstruktur resultieren, was wiederum zu verminderter Motilität führen kann. Mechanistisch beleuchten die Autoren außerdem die Rolle des Proteinkinase-Komplexes (PKC), welcher möglicherweise eine Rolle bei der Wirkung der Hochfrequenz spielt. So wird z.B. ein Zusammenhang zwischen erhöhter ROS und verminderter PKC-Aktivität, sowie verminderter PKC-Aktivität und verminderter Spermienmotilität beschrieben. Des Weiteren wird die Auswirkung möglicherweise schützender Substanzen untersucht. Beispielsweise Melatonin, grüner Tee, Vitamin C und E scheinen positive Auswirkungen auf die Spermienparameter zu haben. Der Effekt der meisten Substanzen scheint auf ihrer antioxidativen Wirkung zu beruhen.
Insgesamt deutet die vorliegende Übersichtsarbeit auf einen möglichen Einfluss von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die männliche Fruchtbarkeit hin. Eine ganze Reihe von potenziellen Auswirkungen wird aufgelistet. Die Autoren erwähnen jedoch auch mögliche Limitationen der Übersichtsarbeit, auf Grund von mangelnder Qualität der Ursprungsstudien. U.a. bei Verzerrungen epidemiologischer Studien, Studiendesign, Expositionsbedingungen sowie relevanter Variablen seien Verbesserungen notwendig, um den Zusammenhang von hochfrequenter Strahlung und männlicher Fruchtbarkeit besser bewerten zu können. (RH)