Autor(en):
Bouji M*, Lecomte A, Gamez C, Blazy K, Villégier AS.
* Unité de Toxicologie Expérimentale, Institut National de l'Environnement Industriel et des Risques (INERIS), Parc Technologique ALATA, Verneuil-en-Halatte.
Frankreich
Veröffentlicht in:
J Alzheimers Dis 2020; 73 (2): 467-476
Veröffentlicht: 21.01.2020
auf EMF:data seit 08.12.2022
Weitere Veröffentlichungen:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Auswirkung von zerebraler Hochfrequenzbelastung auf oxidativen Stress und Kortikosteron bei einem Alzheimer-Rattenmodell.

Impact of Cerebral Radiofrequency Exposures on Oxidative Stress and Corticosterone in a Rat Model of Alzheimer’s Disease.
Exposition:

900 MHz
Teilkörper-SAR (Gehirn) = Ø 0; 1,5; 6 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Alzheimer ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung, die zu Demenz führt. Die Autoren untersuchten, ob Mobilfunkstrahlung das Gedächtnis durch Kortikosteron und oxidativen Stress in einem Alzheimer-Rattenmodell verändern könnte.

Quelle: Reviews von BERENIS, STOA und Henry Lai

Studiendesign und Durchführung

Die Alzheimermodell-Ratten erhielten eine Infusion in den linken Hirnventrikel, welche alzheimerähnliche Veränderungen hervorruft. Die Kontrolltiere erhielten eine Infusion mit künstlichem Liquor. Beide Gruppen wurden unter Fixierung mit 900 MHz (217 Hz Pulsmodulation) bestrahlt bzw. schein-bestrahlt. Die Tiere erhielten eine Befeldung mit einer für das Gehirn gemittelten spezifischen Absorptionsrate von 0 W/kg (45 min, n = 6), 1,5 W/kg (15 min, n = 5), 6 W/kg (15 min, n = 4) und 6 W/kg (45 min, n = 5). Die Befeldung erfolgte an 5 Tagen die Woche über einen Zeitraum von 4 Wochen.

Nach der Bestrahlungsperiode wurde das räumliche Gedächtnis mittels achtarmigem Radial-Irrgarten bestimmt. Außerdem erfolgte die Analyse des plasmatischen Kortikosteron (allgemeiner Stressmarker), der Häm-Oxygenase-1 (HO1, oxidativer Stressmarker) sowie von Amyloid-Plaques.

Ergebnisse

Die Hochfrequenz besaß keinen Einfluss auf die Leistung der Versuchstiere im Radial-Irrgarten. Erwartungsgemäß zeigten die Alzheimermodell-Ratten im Vergleich zu den Liquor-Ratten signifikant erhöhte Amyloid-Plaques, die Hochfrequenz hatte jedoch keine Auswirkung auf die Plaquebildung. Bei den Alzheimer-Ratten, nicht jedoch den Liquor-Ratten, führte die höchste Mobilfunkdosis (6 W/kg, 45 min.) zu einer Verringerung des Serum-Kortikosterons. Bei den Liquor-Ratten hingegen wurde im Hirnkortex, nicht jedoch im Hippocampus, eine signifikante Erhöhung von HO1 beobachtet. Umgekehrt verhielt es sich bei den Alzheimer-Ratten, bei denen der oxidative Stressmarker im Hippocampus, nicht jedoch im Kortex erhöht war.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse zeigen, dass der 6 W/kg SAR im Gehirn, dort sowohl in Ratten mit neurodegenerativen Veränderungen als auch in gesunden Tieren, oxidativen Stress auslösen kann. Die Daten zu dem Ergebnis, dass die Hochfrequenz keine Wirkung auf das räumliche Gedächtnis hat, werden nicht gezeigt. Man könnte mutmaßen, dass eine höhere Anzahl von Versuchstieren zu mehr statistisch signifikanten Ergebnissen geführt hätte. So zeigt sich beispielsweise bei den Liquor-Ratten ein ansteigender Trend von HO1 im Hippocampus. Ungewöhnlich ist die Einteilung der Versuchstiere in n = 4-6 Tiere. (RH)