Autor(en):
Engels S*, Schneider NL, Lefeldt N, Hein CM, Zapka M, Michalik A, Elbers D, Kittel A, Hore PJ, Mouritsen H.
* Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, Universität Oldenburg, D-26111 Oldenburg.
Deutschland
Veröffentlicht in:
Nature 2014; 509 (7500): 353-356
Veröffentlicht: 07.05.2014
auf EMF:data seit 14.12.2022
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Defense Advanced Research Projects Agency (QuBE: N66001-10-1-4061 to P.J.H. and H.M.), VW-Stiftung (Lichtenberg professorship to H.M.), DFG (FOR 701 and MO 1408/2-2 to H.M.), Heinz Neumüller Stiftung (to C.M.H. and S.E.), BMBF (to H.M.), the European Research Council (to P.J.H.) and the EMF Biological Research Trust (to P.J.H.).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Tiere  |  Verhalten und kognitive Prozesse
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Anthropogene elektromagnetische Felder stören die Magnetkompass-Orientierung bei einem Zugvogel.

Anthropogenic electromagnetic noise disrupts magnetic compass orientation in a migratory bird.

Original Abstract

Quelle: Nature
Exposition:

Magnetfeld der Erde
50 kHz-9 MHz
1 nT

EMF:data Auswertung

Einleitung

Seit mehr als 50 Jahren ist bekannt, dass nachtaktive Singvögel das Erdmagnetfeld nutzen können, um sich spontan in ihrer Zugrichtung zu orientieren, wenn sie nachts im Frühjahr bzw. Herbst in einen Orientierungskäfig gesetzt werden. Die Autoren stellten jedoch fest, dass europäische Rotkehlen, die auf dem Campus der Universität Oldenburg getestet wurden, nicht in der Lage zu sein schienen, sich zu orientieren. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Zusammenhänge zwischen anthropogen verursachten elektromagnetischen Feldern und dem Verlust des Orientierungsverhaltens der Vögel zu untersuchen.

Quelle: Reviews von BERENIS, STOA und Henry Lai

Studiendesign und Durchführung

Die Vögel wurden in verschiedenen Testszenarien mit elektromagnetischem Rauschen zwischen 50 kHz und 9 MHz einer groß angelegten Studie über die letzten 7 Jahre doppelt-verblindet befeldet, waren dem elektromagnetischen Rauschen an der Universität Oldenburg ausgesetzt oder wurden abseits eines Ballungsraumes beobachtet.

Ergebnisse

Das gestörte Orientierungsverhalten wurde ursprünglich in hölzernen Hütten beobachtet. Eine Abschirmung vor elektromagnetischem Rauschen mit geerdeten Aluminiumplatten führte zu einer Wiedergewinnung des Orientierungsverhaltens. Sobald die Erdung unterbrochen wurde, war der Orientierungssinn eingeschränkt. In den verschiedenen Testszenarien konnte belegt werden, dass die Desorientierung durch elektrisches Rauschen verursacht und nicht auf eine Frequenz bzw. einen Frequenzbereich beschränkt war. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Beeinträchtigung bereits durch sehr geringe Intensitäten, so gering wie 1 nT einer einzigen Frequenz, ausgelöst wurde. Die Einschränkung des Orientierungssinnes wurden zwischen 2 kHz-5 MHz dokumentiert.

 

Schlussfolgerungen

Die Autoren konnten in einem Doppelblind-Versuch reproduzierbar belegen, dass menschenverursachte elektromagnetische Felder mit Intensitäten weit unterhalb der ICNIRP-Richtlinien biologische Auswirkungen haben können. Die Störung des Orientierungssinnes der Rotkehlchen kann weder auf Hochspannungsleitungen noch auf Mobilfunk zurückgeführt werden. Elektromagnetisches Rauschen zwischen 2 kHz und 5 MHz wird hauptsächlich von AM-Radios und elektronischen Geräten produziert. Die Populationen nachtaktiver Singvögel nehmen rapide ab und anthropogenes elektromagnetisches Rauschen könnte einen wichtigen Faktor darstellen. (RH)