Kinder und Jugendliche, deren Gewebe und Organe noch nicht ausgereift sind, sind wahrscheinlich stärker von der Wirkung elektromagnetischer Felder betroffen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Wirkung von 900-MHz Hochfrequenz auf Morphologie und oxidativen Stress innerhalb der Hoden von heranwachsenden Sprague-Dawley Ratten (n = 8).
Die Versuchstiere wurden von Tag 21 bis Tag 60 nach Geburt mit einem kontinuierlichen Hochfrequenzfeld belastet. Die elektrische Feldstärke betrug 8,71 V/m und resultierte in einem Ganzkörper SAR-Wert von 0,0067 W/kg. Als Kontrollen wurden sowohl nicht- als auch schein-bestrahlte Exemplare genutzt.
Die Autoren untersuchten das Hodengewebe histopathologisch mittels Licht- und Elektronenmikroskop. Der apoptotische Index wurde durch den TUNEL-Assay bestimmt. Die biochemischen Gewebeanalysen beinhalteten die oxidativen Stressmarker Lipidperoxidation (MDA), Aktivitäten der antioxidativen Enzyme Katalase (CAT) und Superoxid-Dismutase (SOD) sowie Glutathion (GSH).
Das Gewicht der Hoden war nach Befeldung signifikant vermindert. Außerdem fanden die Wissenschaftler eine Reihe von teils schweren morphologischen Veränderungen, darunter Vakuolisierung zwischen Keimepithelzellen, Wölbungen in den Basalmembranen zahlreicher Hodenkanälchen, nicht ausgereifte Keimzellen im Lumen, Ausdehnung des endoplasmatischen Retikulums, Strukturänderungen der Mitochondrien, Verlust des Zytoplasmas in spermatogenen Zellen sowie einen Verlust der Integrität zwischen den Spermatogonien. Ebenso wiesen alle untersuchten Marker für oxidativen Stress, mit Ausnahme von GSH, signifikante Steigerungen auf. Der apoptotische Index war signifikant erhöht.
Diese in vivo Studie mit solidem Design zeigt, dass selbst eine geringe Hochfrequenzdosis (1 h pro Tag, SAR-Wert: 0,0067 W/kg) ausreichen kann, um schwere morphologische Veränderungen auf Gewebs- und Zellebene hervorzurufen. Es könnte möglicherweise einen Zusammenhang zwischen der beeinträchtigten mitochondrialen Integrität, der erhöhten antioxidativen Aktivität und der beobachteten Apoptose geben. Insbesondere für Jugendliche bieten die Ergebnisse Anlass zur Sorge. (RH)