Autor(en):
Hu C*, Zuo H, Li Y.
* Anhui Medical University, Academy of Life Sciences, Hefei.
China
Veröffentlicht in:
Front Public Health 2021; 9: 691880
Veröffentlicht: 17.08.2021
auf EMF:data seit 08.12.2022
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

National Natural Science Foundation of China (81472951).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Vegetatives Nervensystem / Nervenschmerzen
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Wirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Neurotransmitter im Gehirn.

Effects of Radiofrequency Electromagnetic Radiation on Neurotransmitters in the Brain.

Original Abstract

With the rapid development of electronic information in the past 30 years, technical achievements based on electromagnetism have been widely used in various fields pertaining to human production and life. Consequently, electromagnetic radiation (EMR) has become a substantial new pollution source in modern civilization. The biological effects of EMR have attracted considerable attention worldwide. The possible interaction of EMR with human organs, especially the brain, is currently where the most attention is focused. Many studies have shown that the nervous system is an important target organ system sensitive to EMR. In recent years, an increasing number of studies have focused on the neurobiological effects of EMR, including the metabolism and transport of neurotransmitters. As messengers of synaptic transmission, neurotransmitters play critical roles in cognitive and emotional behavior. Here, the effects of EMR on the metabolism and receptors of neurotransmitters in the brain are summarized.

Keywords

EMR | brain | neurotransmitter | metabolism | transmission | recepto

Exposition:

HF allgemein

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die biologischen Auswirkungen von Hochfrequenz haben weltweit große Aufmerksamkeit erregt. Eine mögliche Wechselwirkung mit dem Gehirn steht derzeit im Fokus der Untersuchungen. In den letzten Jahren hat sich eine zunehmende Anzahl von Studien mit der neurobiologischen Wirkung von hochfrequenter Strahlung befasst, einschließlich des Stoffwechsels und Transports von Neurotransmittern. Neurotransmitter sind eine Schlüsselkomponente der Reizweiterleitung unserer Neuronen. Durch Aktionspotentiale wird die Freisetzung der Transmitter an den synaptischen Endigungen der Nervenzellen über Kalzium-Kanäle vermittelt. Die Neurotransmitter diffundieren anschließend durch den synaptischen Spalt und wirken auf spezifische Rezeptoren der nachfolgenden Nervenzelle, wodurch Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergeleitet werden. Die vorliegende Übersichtsarbeit fasst die Auswirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Neurotransmitter im Gehirn zusammen.

Quelle: ElektrosmogReport Dezember 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 4

Studiendesign und Durchführung

Die Autoren recherchierten experimentelle Studien in der NCBI PubMed Datenbank und analysierten 21 Artikel zur kurzfristigen Hochfrequenzwirkung und 19 Artikel zur Langzeitwirkung auf Neurotransmitter.

Ergebnisse

Zur Gliederung der Ergebnisse wurde die Hochfrequenzwirkung auf verschiedene Neurotransmittergruppen einzeln betrachtet: Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, Serotonin, erregende Aminosäuren-Neurotransmitter, hemmende Aminosäuren-Neurotransmitter, Acetylcholin und „Andere“. Bei den Hochfrequenzwirkungen auf die Neurotransmitter wurden keine offensichtlichen Unterschiede zwischen Kurz- und Langzeitbefeldung festgestellt. Der Neurotransmitter Dopamin ist unter anderem eng mit dem Belohnungssystem verknüpft. Die analysierten Studien weisen darauf hin, dass in Abhängigkeit der Intensität der Hochfrequenz Stoffwechselstörungen bei Dopamin auftreten können, was theoretisch zu abnormalem Verhalten führen kann. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Adrenalin und Noradrenalin beobachtet. In Abhängigkeit der Strahlendosis kann Hochfrequenz zu einem abnormalen Gehalt dieser beiden Neurotransmitter im Gehirn führen. Die Resultate der Studien zur HF-Wirkung auf Serotonin sind kontrovers, manche beschreiben Einschränkungen kognitiver Funktionen bis hin zu morphologischen Veränderungen des Gehirns, andere finden keine Auswirkungen. Bei den erregenden Aminosäure-Neurotransmittern Glutamat und Aspartat werden Veränderungen der jeweiligen Spiegel im Gehirn dokumentiert, was zu Verschlechterungen im Bereich Lernen und Gedächtnis führen kann. Häufiger jedoch werden Veränderungen der jeweiligen Rezeptoren beobachtet, z.B. eine modifizierte Zusammensetzung der Rezeptoruntereinheiten, was ebenfalls die Reizweiterleitung beeinflussen kann. Bei den hemmenden Aminosäure-Neurotransmittern GABA und Glycin deuten die Resultate der Studien auf eine Stoffwechselstörung nach Hochfrequenzeinwirkung hin, was zu einer neuronalen Dysfunktion führen kann, da die Erregungs-Hemmungs-Balance beeinträchtigt wird. Acetylcholin ist als Schlüsselkomponente des cholinergen Systems entscheidend für verhaltensbezogene Intelligenz und andere kognitive Fähigkeiten. Die überwiegende Mehrheit der analysierten Publikationen beschreibt Störungen der Acetylcholin-Synthese und des -Metabolismus nach Hochfrequenzbefeldung, welche in Mängeln der kognitiven Funktionen resultieren kann.

Die Autoren gehen auch auf mögliche Mechanismen ein, wie Hochfrequenz Veränderungen der Neurotransmitter hervorrufen könnte. Denkbar wären veränderte elektrophysiologische Eigenschaften und damit verbundene abnormale elektrische Hirnaktivitäten, welche wiederum in einer Veränderung der Neurotransmitter resultiert. Andere Möglichkeiten wären durch HF modifizierte intrazelluläre Kalziumspiegel, die synaptische Aktionen auslösen oder Signalwege aktivieren, welche z.B. Apoptose auslösen und dadurch die Neurotransmitter beeinflussen. Auch veränderte Membrandynamiken, z.B. durch HF-verursachte Lipidperoxidation, könnten zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter führen.

Schlussfolgerungen

Die Auswirkungen von Hochfrequenz auf den Metabolismus und den Transport von Neurotransmittern zu bestimmen, gestaltet sich schwierig, da die experimentellen Parameter der einzelnen Studien inkonsistent und somit schwer zu vergleichen sind. Außerdem sind die Neurotransmitter miteinander eng vernetzt, sodass die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Veränderungen mitunter eine große Herausforderung darstellt. Eine Möglichkeit, wie die beobachteten Veränderungen der Neurotransmitter im Gehirn zu erklären sind wäre, dass die Hochfrequenzbefeldung den intrazellulären Kalziumspiegel und ROS-Bildung erhöht, was die Zellfunktionen verändert und zu zahlreichen biologischen Wirkungen, einschließlich eines Ungleichgewichts der Neurotransmitter führt. (RH)