Autor(en):
Auvinen A*, Feychting M, Ahlbom A, Hillert L, Elliott P, Schüz J, Kromhout H, Toledano MB, Johansen C, Poulsen AH, Vermeulen R, Heinävaara S, Kojo K, Tettamanti G, COSMOS Study Group.
* Environmental Surveillance and Emergency Preparedness, STUK - Radiation and Nuclear Safety Authority, Helsinki, Finland.
International
Veröffentlicht in:
Int J Epidemiol 2019; 48 (5): 1567-1579
Veröffentlicht: 13.07.2019
auf EMF:data seit 07.02.2023
Weitere Veröffentlichungen:
Epidemiologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Kopfschmerzen, Tinnitus und Hörverlust in der internationalen Kohortenstudie zur Mobiltelefon-Nutzung und Gesundheit (COSMOS) in Schweden und Finnland.

Headache, tinnitus and hearing loss in the international Cohort Study of Mobile Phone Use and Health (COSMOS) in Sweden and Finland.

Original Abstract

Background: Mobile phone use and exposure to radiofrequency electromagnetic fields (RF-EMF) from it have been associated with symptoms in some studies, but the studies have shortcomings and their findings are inconsistent. We conducted a prospective cohort study to assess the association between amount of mobile phone use at baseline and frequency of headache, tinnitus or hearing loss at 4-year follow-up.

Methods: The participants had mobile phone subscriptions with major mobile phone network operators in Sweden (n = 21 049) and Finland (n = 3120), gave consent for obtaining their mobile phone call data from operator records at baseline, and filled in both baseline and follow-up questionnaires on symptoms, potential confounders and further characteristics of their mobile phone use.

Results: The participants with the highest decile of recorded call-time (average call-time >276 min per week) at baseline showed a weak, suggestive increased frequency of weekly headaches at 4-year follow-up (adjusted odds ratio 1.13, 95% confidence interval 0.95-1.34). There was no obvious gradient of weekly headache with increasing call-time (P trend 0.06). The association of headache with call-time was stronger for the Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) network than older Global System for Mobile Telecommunications (GSM) technology, despite the latter involving higher exposure to RF-EMF. Tinnitus and hearing loss showed no association with call-time.

Conclusions: People using mobile phones most extensively for making or receiving calls at baseline reported weekly headaches slightly more frequently at follow-up than other users, but this finding largely disappeared after adjustment for confounders and was not related to call-time in GSM with higher RF-EMF exposure. Tinnitus and hearing loss were not associated with amount of call-time.

Keywords

Cohort studies | cell phones | headache | hearing loss | tinnitus

Exposition:

Mobiltelefone
GSM
UMTS/3G

EMF:data Auswertung

Einleitung

Einige bevölkerungsbasierte Querschnittsstudien haben über eine erhöhte Prävalenz von Kopfschmerzen, Schlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten oder ein geringeres Wohlbefinden im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Mobiltelefonen berichtet, aber die mit dem Querschnittsdesign verbundenen Verzerrungen schränken ihre Interpretation ein. Bei Querschnittsstudien kann die zeitliche Abfolge von Ereignissen nicht unterschieden werden, so dass umgekehrte Kausalität und Nocebo-Effekte (nachteilige Wirkung aufgrund negativer Erwartungen) ein potenzielles Problem darstellen. Die Nutzung von Mobiltelefonen und die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (RF-EMF) wurden in einigen Studien mit Symptomen in Verbindung gebracht, aber die Studien weisen Mängel auf und ihre Ergebnisse sind uneinheitlich. Die Autoren führten eine prospektive Kohortenstudie durch, um den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Mobiltelefon-Nutzung zu Beginn der Studie und der Häufigkeit von Kopfschmerzen, Tinnitus oder Hörverlust nach 4 Jahren zu untersuchen.

Quelle: ElektrosmogReport Februar 2023 | 29. Jahrgang, Nr. 1

Studiendesign und Durchführung

Die Studienteilnehmer wurden aus den Teilnehmerdatenbanken der Mobilfunknetzbetreiber in Schweden und Finnland rekrutiert. Einladungsschreiben und Fragebögen wurden an eine Zufallsstichprobe von Mobilfunkteilnehmern verschickt. Die Teilnehmer hatten Mobiltelefon-Abonnements bei den großen Mobilfunknetzbetreibern in Schweden (n = 21 049) und Finnland (n = 3120), gaben ihr Einverständnis zur Erfassung ihrer Mobiltelefonanrufe aus den Aufzeichnungen der Betreiber bei Studienbeginn und füllten sowohl bei Studienbeginn als auch bei der Nachuntersuchung Fragebögen zu Symptomen, potenziellen Störfaktoren und weiteren Merkmalen ihrer Mobiltelefonnutzung aus. Der primäre Expositionsindikator war die vom Betreiber aufgezeichnete durchschnittliche Gesprächsdauer pro Woche während des 3-monatigen Zeitraums zu Studienbeginn. (Von der aufgezeichneten Gesprächsdauer wurde ein geschätzter Anteil der Gesprächszeit mit Freisprecheinrichtungen abgezogen, der auf Selbstauskünften beruhte). Mit Hilfe von Fragebögen wurden Selbstauskünfte zu Kopfschmerzen, Tinnitus und Hörverlust eingeholt. Der wichtigste Endpunkt für Kopfschmerzen bestand in den selbstberichteten Kopfschmerzen, die laut dem Follow-up-Fragebogen mindestens einmal pro Woche auftraten.

Ergebnisse

Die Teilnehmer mit dem höchsten Dezil der aufgezeichneten Gesprächszeit bei Studienbeginn (durchschnittliche Gesprächszeit >276 Minuten pro Woche) zeigten eine schwache, suggestive Zunahme der Häufigkeit von wöchentlichen Kopfschmerzen bei der 4-Jahres-Nachbeobachtung (Odds Ratio 1,21, 95 % Konfidenzintervall 1,02-1,43).
Es gab keinen offensichtlichen Gradienten der wöchentlichen Kopfschmerzen mit zunehmender Anrufdauer (P-Trend 0,06), aber bei Betrachtung der einzelnen nach Gesprächszeit eingeteilten Gruppen wurde eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Kopfschmerzen bei der Gruppe der Vieltelefonierer festgestellt. Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Gesprächsdauer war beim Universal Mobile Telecommunications System (UMTS)-Netz stärker als bei der älteren Global System for Mobile Telecommunications (GSM)-Technologie, obwohl letztere eine höhere Exposition gegenüber HF-EMF aufweist. Tinnitus und Hörverlust zeigten keinen Zusammenhang mit der Gesprächszeit.

Schlussfolgerungen

Personen, die Mobiltelefone am häufigsten zum Telefonieren nutzten, berichteten bei der Nachuntersuchung etwas häufiger (OR = 1,21) über wöchentliche Kopfschmerzen als andere Nutzer. Die um mehrere potenzielle Störfaktoren bei Studienbeginn bereinigten Schätzungen (einschließlich Alter, Geschlecht, Schlafstörungen, Depressionen, Gesundheitszustand und täglicher Schmerzmittelkonsum) waren niedriger als die nicht bereinigten Ergebnisse (OR = 1,13). (Das Ausschließen von Personen, die über Kopfschmerzen in Verbindung mit Schlafstörungen, Depressionen oder anderen Gesundheitsproblemen berichteten, ist offensichtlich zu bemängeln, da diese Auswirkungen sehr wohl mit der Mobiltelefon-Exposition selbst in Verbindung stehen könnten, Anm. der Red.) Tinnitus und Hörverlust wurden nicht mit der Anzahl der Anrufe in Verbindung gebracht. Diese Studie ist insofern interessant, als im Abschnitt über die Ergebnisse ein statistisch robuster Effekt beschrieben wird (d.i. eine leichte Zunahme der Wahrscheinlichkeit von Kopfschmerzen bei den Vieltelefonierern), der jedoch in der Zusammenfassung und in der Diskussion fast gänzlich verworfen wird, indem er mit "Störfaktoren" wegdiskutiert wird. Die Studie wurde zum Teil von Nokia finanziert, der zweite und dritte Koautor sind Mitglieder der ICNIRP und einer ähnlichen Organisation mit Sitz in den Niederlanden, wie in der Studie angegeben wird. (AT)