Autor(en):
Kaur P*, Rai U, Singh R.
* Department of Environmental Studies, Satyawati College, University of Delhi, Delhi 110052.
Indien
Veröffentlicht in:
Cells 2023; 12 (4): 594
Veröffentlicht: 12.02.2023
auf EMF:data seit 08.05.2023
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

The Indian Council of Medical Research (Grant No. 5/10/FR/28/2019-RBMCH), New Delhi, India-10029.

Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Genotoxische Risiken für die männliche Reproduktionsfähigkeit durch hochfrequente Strahlung.

Genotoxic Risks to Male Reproductive Health from Radiofrequency Radiation.

Original Abstract

During modern era, mobile phones, televisions, microwaves, radio, and wireless devices, etc., have become an integral part of our daily lifestyle. All these technologies employ radiofrequency (RF) waves and everyone is exposed to them, since they are widespread in the environment. The increasing risk of male infertility is a growing concern to the human population. Excessive and long-term exposure to non-ionizing radiation may cause genetic health effects on the male reproductive system which could be a primitive factor to induce cancer risk. With respect to the concerned aspect, many possible RFR induced genotoxic studies have been reported; however, reports are very contradictory and showed the possible effect on humans and animals. Thus, the present review is focusing on the genomic impact of the radiofrequency electromagnetic field (RF-EMF) underlying the male infertility issue. In this review, both in vitro and in vivo studies have been incorporated explaining the role of RFR on the male reproductive system. It includes RFR induced-DNA damage, micronuclei formation, chromosomal aberrations, SCE generation, etc. In addition, attention has also been paid to the ROS generation after radiofrequency radiation exposure showing a rise in oxidative stress, base adduct formation, sperm head DNA damage, or cross-linking problems between DNA & protein.

Exposition:

HF allgemein

EMF:data Auswertung

Einleitung

Obwohl hochfrequente Strahlung nicht genug Energie besitzt, um kovalente Bindungen zu brechen, wurde festgestellt, dass Hochfrequenz erhebliche Gesundheitsprobleme einschließlich Krebsrisiken verursachen kann, welche auf genomischer Ebene analysiert werden müssen. Wirkungen auf das männliche Fortpflanzungssystem, welches aufgrund der Sensitivität der Hoden gegenüber Hochfrequenz zu den am stärksten betroffenen Systemen zählt, beinhalten morphologische Veränderungen, verringerte Spermienanzahl bei verminderter Überlebensfähigkeit, beeinträchtigte DNA-Integrität der Spermien sowie übermäßige mitochondriale Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS). Der durch die ROS hervorgerufene oxidative Stress könnte endokrine Mechanismen des männlichen Fortpflanzungssystems beeinflussen. Die Integrität der DNA ist im Kontext der Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit von größter Bedeutung. Studien zu Genotoxizität beschäftigen sich mit möglichen Veränderungen an der DNA auf molekularer Ebene.

Quelle: ElektrosmogReport Mai 2023 | 29. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Die Autoren der vorliegenden Übersichtsarbeit recherchierten Literatur mittels computergestützter Datenbanken wie PubMed, Google Scholar und Science Direct, um die genotoxische Wirkung von Hochfrequenz auf die männliche Fruchtbarkeit zu überprüfen. Sowohl In-vivo- als auch In-vitro-Studien wurden zur Bewertung der Genotoxizität analysiert. Die Autoren bewerteten DNA-Schäden, Micronuclei und genomische Instabilität sowie Schwesterchromatidaustausch und chromosomale Fehlbildungen. Außerdem wird ein möglicher Zusammenhang von Genotoxizität und oxidativem Stress beleuchtet.

Ergebnisse

Der überwiegende Teil der analysierten In-vitro-Studien beschreibt eine genotoxische Wirkung der Hochfrequenz. 21 von 27 (77,8%) der erwähnten In-vitro-Studien finden DNA-Schäden nach Hochfrequenzeinwirkung, 7 von 8 (87,5%) weisen Mikronuclei bzw. genomische Instabilität nach und 6 von 12 (50%) zeigen Schwesterchromatidaustausch bzw. chromosomale Fehlbildungen. Ein ähnliches Bild wird bei den In-vivo-Studien deutlich. 24 von 27 (88,9%) der erwähnten Studien finden DNA-Schäden nach Hochfrequenzbefeldung und 9 von 9 (100%) der Studien beschreiben Micronuclei bzw. genomische Instabilität. Allerdings wird in vivo kein Zusammenhang zwischen Hochfrequenz und Schwesterchromatidaustausch bzw. chromosomalen Fehlbildungen gefunden (0 von 3 Studien). Ein möglicher Mechanismus, wie Hochfrequenz seine genotoxische Wirkung vermitteln könnte, ist oxidativer Stress. Die Dysbalance zwischen reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und deren Neutralisation kann unter anderem zu DNA-Schädigungen führen. ROS können die DNA-Basen angreifen, was zu Fehlpaarungen führen und somit den genetischen Code verändern kann. DNA-Läsionen in Form von 8-oxy Guanin bzw. 8-hydroxy-2-desoxy Guanin (8-OHdG) können durch oxidativen Stress verursacht werden. 8-OHdG-Läsionen könnten auf die nächste Generation der väterlichen Keimzellen übertragen werden. Auch die Effektivität von DNA-Reparaturmechanismen sowie DNA-Replikation und -Transkription können durch oxidativen Stress negativ beeinflusst werden.

Schlussfolgerungen

Diese Übersichtsarbeit spiegelt die kontroverse Studienlage wider. Es existieren sowohl Studien, die keine genotoxische Wirkung von Hochfrequenz auf das männliche Fortpflanzungssystem beschreiben als auch solche, die einen Zusammenhang finden. Insgesamt unterstützt die Datenlage jedoch den Befund, dass hochfrequente Strahlung in der Lage ist, genotoxische Wirkungen zu vermitteln. Laut den Autoren sei jedoch die Einschränkung zu beachten, dass nur begrenzt Literatur zu dem Thema zur Verfügung steht, die den tatsächlichen Mechanismus der Mikronuclei-Bildung, des Schwesterchromatidaustauschs, der chromosomalen Fehlbildungen und der genomischen Instabilität erklären kann. Ein möglicher Mechanismus, wie Hochfrequenz genotoxisch wirken kann, ist eine übermäßige Produktion reaktiver Sauerstoffspezies innerhalb des belasteten Systems. (RH)