Autor(en):
Yu G*, Zhu Y, Song C, Chen L, Tang Z, Wu T.
* Department of Urology, Renmin Hospital of Wuhan University, Wuhan, Hubei Province.
China
Veröffentlicht in:
Ecotoxicol Environ Saf 2023; 254: 114733
Veröffentlicht: 06.03.2023
auf EMF:data seit 08.05.2023
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

The Fundamental Research Funds for the Central Universities (2042022kf1090).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Testosteron  |  Wirkungen auf Hoden/Spermien, Fertilität
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Der ZIP9-zentrierte Androgenweg kompensiert die durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung von 2605 MHz vermittelte Verringerung der Resistenz gegen H₂O₂-Schäden in Sertoli-Zellen erwachsener Ratten.

The ZIP9-centered androgen pathway compensates for the 2605 MHz radiofrequency electromagnetic radiation-mediated reduction in resistance to H2O H₂O₂ damage in Sertoli cells of adult rats

Original Abstract

The direct biological effects of radiofrequency electromagnetic radiation (RF-EMR) from wireless communication equipment on the testes are still unclear. Our previous study proved that long-term exposure to 2605 MHz RF-EMR gradually damage spermatogenesis and resulted in time-dependent reproductive toxicity by directly disrupting blood-testis barrier circulation. Although short-term exposure did not cause readily observable damage to fertility, whether it caused specific biological effects and how these effects contributed to the time-dependent reproductive toxicity of RF-EMR were currently unknown. Studies on this issue are important for elucidating the time-dependent reproductive toxicity of RF-EMR. The present study established a 2605 MHz RF-EMR (SAR=1.05 W/Kg) scrotal exposure model with rats and extracted primary Sertoli cells for exposure to investigate the direct biological effects of short-term RF-EMR exposure on the testis. The results showed that short-term RF-EMR exposure did not decrease sperm quality and spermatogenesis, but it increased the levels of testicular testosterone (T) and zinc transporter 9 (ZIP9) in Sertoli cells of rats. In vitro, 2605 MHz RF-EMR exposure did not increase the apoptosis rate of Sertoli cells, but it increased the apoptosis rate and MDA of Sertoli cells exposed to H2O2. T reversed these changes and increased ZIP9 level in Sertoli cells, whereas inhibiting ZIP9 expression significantly suppressed these T-mediated protective effects. Moreover, T increased the levels of phosphorylated inositol-requiring enzyme 1 (P-IRE1), phosphorylated protein kinase R (PKR)-like endoplasmic reticulum kinase (P-PERK), phosphorylated eukaryotic initiation factor 2a (P-eIF2a) and phosphorylated activating transcription factor 6 (P-ATF6) in Sertoli cells, and these effects were reversed by ZIP9 inhibition. With prolonged exposure time, testicular ZIP9 was gradually downregulated, and testicular MDA increased. ZIP9 level was negatively correlated with MDA level in the testes of exposed rats. Thus, although short-term exposure to 2605 MHz RF-EMR (SAR=1.05 W/kg) did not significantly disturb spermatogenesis, it suppressed the ability of Sertoli cells to resist external insults, which was rescued by enhancing the ZIP9-centered androgen pathway in the short term. Increasing the unfolded protein response might be an important downstream mechanism involved. These results promote a better understanding of the time-dependent reproductive toxicity of 2605 MHz RF-EMR.

Exposition:

2600 MHz
SAR = 1,05 W/Kg (in-vivo) | 2,10 W/kg (in-vitro)

EMF:data Auswertung

Einleitung

Obwohl angenommen wird, dass hochfrequente Strahlung, welche unter anderem von drahtlosen Kommunikationsgeräten ausgesendet wird, negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, ist es umstritten, ob die biologischen HF-Wirkungen die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Die Autoren der hier vorgestellten Studie zeigten in der Vergangenheit, dass HF-Langzeitbefeldung in der Lage sein kann, die Spermatogenese und die Blut-Hoden-Schranke negativ zu beeinflussen. Das Ziel dieser Studie war es, die biologische Wirkung einer kurzfristigen Hodenbefeldung an einem Rattenmodell zu überprüfen.

Quelle: ElektrosmogReport Mai 2023 | 29. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Die Studie wurde an männlichen Sprague-Dawley Ratten durchgeführt und beinhaltet einen In-vivo- und einen In-vitro-Part. Für den In-vivo-Teil der Studie wurden die Hoden der Ratten mit 2605 MHz bei einem SAR-Wert von 1,05 W/kg befeldet. Die Tiere wurden 6 h pro Tag über einen Zeitraum von 50, 100 und 150 Tagen bestrahlt. Als Kontrolle wurden nicht-befeldete und schein-befeldete Tiere genutzt. Nach der Beendigung der Befeldungsperiode wurden die Spermien, Blut sowie Hoden der Tiere einer Reihe von biochemischen und histopathologischen Analysen unterzogen. Für den In-vitro-Teil der Studie wurden primäre Sertoli-Zellen extrahiert und 12, 24 und 48 h bei 2605 MHz und 0,53, 1,05 und 2,10 W/kg exponiert. Während der Befeldung der Sertoli-Zellen wurden drei verschiedene Konzentrationen von H₂O₂ und Testosteron der Kultur hinzugefügt. Im Anschluss erfolgte wiederum eine Reihe von molekularbiologischen Analysen.

Ergebnisse

Während der 50-tägigen Kurzzeit-Befeldung in vivo wurden keine negativen Auswirkungen der Hochfrequenz auf die männliche Fruchtbarkeit oder die Hoden der Ratten dokumentiert. Allerdings waren sowohl Serum- als auch Hoden-Testosteron signifikant erhöht, während das luteinisierende Hormon (LH) signifikant verringert war. Dies weist darauf hin, dass die lokale HF-Befeldung biologische Wirkungen auslösen kann. Die Analyse verschiedener Testosteron-Rezeptoren zeigte eine signifikante Hochregulierung des Zink-Transporters ZIP9. ZIP9 wurde vor kurzem als neuartiger Membran-Androgenrezeptor charakterisiert und übt seine Wirkung hauptsächlich über nichtklassische Androgensignalwege aus. Die ZIP9-Hochregulierung fand hauptsächlich in den Sertoli-Zellen der befeldeten Ratten statt. Um diesem Befund auf den Grund zu gehen, bestrahlten die Wissenschaftler primäre Sertoli-Zellen in vitro. Die Befeldung mit 2,10 W/kg führte, im Gegensatz zu den anderen Intensitäten, zu einer signifikant gesteigerten Apoptoserate. Die Befeldung mit 1,05 W/kg führte zu einer erhöhten Sensitivität der Sertoli-Zellen gegenüber oxidativem Stress, vermittelt durch H₂O₂. Dies weist darauf hin, dass Hochfrequenz, welche nicht zu direkten Schäden führt, dennoch die Widerstandsfähigkeit der Sertoli-Zellen gegenüber Umweltbelastungen verringern kann. Die Co-Kultivierung mit Testosteron verringerte die negativen Auswirkungen der Hochfrequenz. Die ZIP9-Level wurden nicht durch die Hochfrequenz verändert, wohl aber durch Testosteronzugabe. Außerdem führte eine Inhibierung der ZIP9-Expression dazu, dass der schützende Effekt des Testosterons wegfiel. Das weist darauf hin, dass der ZIP9-bezogene androgene Signalweg die Sertoli-Zellen vor der Kombination von Hochfrequenz und Umweltstress schützen kann. Außerdem unterdrückte die Hochfrequenz die Reaktion auf fehlgefaltete Proteine (Fehlgefaltete-Protein-Reaktion, FPR). Testosteron hingegen verstärkte die FPR in Sertoli-Zellen, welche Hochfrequenz und H₂O₂ ausgesetzt waren. Moderater Stress des endoplasmatischen Retikulums kann die FPR aktivieren und den Zellen helfen, fehlgefaltete Proteine zu beseitigen und somit die Zellen vor Umwelteinflüssen zu schützen. Auch hier führte eine Inhibierung der ZIP9-Expression zu einer Verringerung der FPR und zu vermehrten Schäden in den Sertoli-Zellen, was wiederum auf eine schützende Wirkung des ZIP9-bezogenen androgenen Signalweges hinweist.

Schlussfolgerungen

Die Resultate dieser Studie zeigten, dass eine 2605-MHz-Befeldung, die keine direkte Störung der Spermatogenese hervorrief, dennoch die Resistenz von Sertoli-Zellen gegenüber Umweltstress verringerte. Diese Wirkung wurde durch den ZIP9-androgenen-Signalweg kompensiert. Die Aktivierung der FPR (könnte dabei einen wichtigen nachgeschalteten Mechanismus darstellen, der an dieser kompensatorischen Wirkung beteiligt ist. Mit längerer Befeldungsdauer nahm der ZIP9-Gehalt in den Hoden allmählich ab und eine Schädigung der Hoden manifestierte sich. (RH)