Autor(en):
Ye Z*, Zhang YJ, Zhang YY, Yang S, Liu M, Wu Q, Zhou C, He PP, Gan X, Qin X.
* Division of Nephrology, Nanfang Hospital, Southern Medical University, No.1838 North Guangzhou Avenue, Baiyun District, Guangzhou.
China
Veröffentlicht in:
Eur Heart J Digit Health. 2023 May 4;4(3):165-174.
Veröffentlicht: 04.05.2023
auf EMF:data seit 21.08.2023
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

National Key Research and Development Program of China (2022YFC2009600, 2022YFC2009605), and the National Natural Science Foundation of China (81973133, 81730019).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Bluthochdruck
Epidemiologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Mobilfunkgespräche, genetische Empfänglichkeit und Bluthochdruck: Ergebnisse von 212 046 Teilnehmern aus der UK-Biobank.

Mobile phone calls, genetic susceptibility, and new-onset hypertension: results from 212 046 UK Biobank participants.

Original Abstract

Aims:  The relationship between mobile phone use for making or receiving calls and hypertension risk remains uncertain. We aimed to examine the associations of mobile phone use for making or receiving calls and the use frequency with new-onset hypertension in the general population, using data from the UK Biobank.

Methods and results:  A total of 212 046 participants without prior hypertension in the UK Biobank were included. Participants who have been using a mobile phone at least once per week to make or receive calls were defined as mobile phone users. The primary outcome was new-onset hypertension. During a median follow-up of 12.0 years, 13 984 participants developed new-onset hypertension. Compared with mobile phone non-users, a significantly higher risk of new-onset hypertension was found in mobile phone users [hazards ratio (HR), 1.07; 95% confidence interval (CI): 1.01–1.12]. Among mobile phone users, compared with those with a weekly usage time of mobile phones for making or receiving calls <5 mins, significantly higher risks of new-onset hypertension were found in participants with a weekly usage time of 30–59 mins (HR, 1.08; 95%CI: 1.01–1.16), 1–3 h (HR, 1.13; 95%CI: 1.06–1.22), 4–6 h (HR, 1.16; 95%CI: 1.04–1.29), and >6 h (HR, 1.25; 95%CI: 1.13–1.39) (P for trend <0.001). Moreover, participants with both high genetic risks of hypertension and longer weekly usage time of mobile phones making or receiving calls had the highest risk of new-onset hypertension.

Conclusions:  Mobile phone use for making or receiving calls was significantly associated with a higher risk of new-onset hypertension, especially among high-frequency users.

Exposition:

Mobiltelefone

EMF:data Auswertung

Einleitung

Bluthochdruck ist ein vermeidbarer Hauptfaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod. Nach den Daten des Biobank-Projektes in Großbritannien betrug die Prävalenz des gestiegenen Blutdrucks im Jahr 2015 bei Männern 24,1 % und bei Frauen 20,1 %. Daher ist es dringend notwendig, für Vorsorgemaßnahmen rechtzeitig die Risikofaktoren zu ermitteln und schwere Erkrankungen zu vermeiden. Biobank ist eine große prospektive epidemiologische Studie, die etwa 500 000 Teilnehmer von 37–73 Jahren von 2006–2010 mittels Fragebögen auf den Gesundheitszustand und Erkrankungen untersucht hatte. Ob telefonieren mit dem Mobiltelefon ein Bluthochdruck-Risiko darstellt, ist bisher unklar. Bekannt ist, dass Mobilfunkstrahlung oxidativen Stress, vermehrt Entzündungen und DNA-Schäden erzeugen kann, die alle den Blutdruck erhöhen können. Das Ziel dieser Studie war herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Dauer der Nutzung eines Mobiltelefons und dem Auftreten von Bluthochdruck in der allgemeinen Bevölkerung gibt.

Quelle: ElektrosmogReport September 2023 | 29. Jahrgang, Nr. 3

Studiendesign und Durchführung

Untersucht wurden die Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung an insgesamt 212 046 Teilnehmern aus dem Biobank-Projekt, die bis dahin keinen Bluthochdruck hatten. Für die Studie wurden Personen einbezogen, die mindestens einmal pro Woche ein Mobiltelefon zum Telefonieren benutzt haben (Anruf oder Annahme und Dauer eines Gesprächs, mit oder ohne Freisprecheinrichtung) und wie viele Jahre sie ein Gerät benutzten. Die Gruppierungen für die Auswertung waren: niemals (Nicht-Nutzer), Nutzung bis 1 Jahr, 2–4 Jahre, 5–8 Jahre oder mehr als 8 Jahre, zusätzlich „weiß nicht“ und „keine Antwort“. Für die Dauer der Gespräche gab es „Nicht-Nutzer“, Nutzung weniger als 5 Minuten, 30–59 Minuten, 1–3 Stunden, 4–6 Stunden oder über 6 Stunden pro Woche und ebenfalls „weiß nicht“ und „keine Antwort“. Diese Einteilung gilt auch für die Nutzung einer Freisprecheinrichtung. Zusätzlich wurde das Risiko durch genetische Veranlagung untersucht, jeweils zu einem Drittel einem geringen, mittleren oder hohen Risiko für Bluthochdruck zugeordnet. Die Auswertung der Untersuchung wurde nach etwa 12 Jahren durchgeführt (zwischen 2018 und 2021) und weiter unterteilt in Altersgruppen, Geschlecht, Lebensstil u. a.

Ergebnisse

Das durchschnittliche Alter betrug 53,7 Jahre, davon waren 87,6 % Mobilfunknutzer und 37,7 % Männer. Es zeigten sich insgesamt einige Unterschiede zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern. Die Mobilfunknutzer waren z. B. jünger, mehr Männer, häufiger Raucher, telefonierten häufiger mit dem Mobiltelefon, hatten höheres Gewicht und es gab Unterschiede im Lebensstil. Im Verlauf von 12 Jahren entwickelten 13 984 (6,6 %) einen Bluthochdruck, das ist im Vergleich zu den Nicht-Nutzern ein signifikant höheres Risiko. Bei Nutzern von Freisprechgeräten gab es keine signifikanten Unterschiede. Teilnehmer, die mehr als 30 Minuten und mehr pro Woche telefonierten, hatten ein signifikant höheres Risiko für Bluthochdruck als die, die weniger als 30 Minuten pro Woche telefonierten. Je länger ein Mobiltelefon im Gebrauch war (bis 8 Jahre) und je länger Dauer und Häufigkeit der Gespräche waren (bis 6 Stunden), desto höher war das Risiko. Personen mit geringem genetischen Risiko und Mobilfunknutzung unter 30 Minuten wöchentlich hatten ein geringes Risiko, während Personen mit genetischer Veranlagung ab 30 Minuten das höchste Risiko hatten, Bluthochdruck zu entwickeln. Jedoch war der Unterschied nicht-signifikant; auch Alter, Geschlecht, Gewicht, Lebensstil u. a. spielten keine Rolle.

Schlussfolgerungen

Telefonieren mit dem Mobiltelefon erhöht das Risiko einer Bluthochdruckentwicklung signifikant, besonders hoch ist das Risiko für Personen, die wöchentlich längere Gespräche führen und ein genetisches Risiko für Bluthochdruck haben. Bei Personen, die schon viele Jahre ein Mobiltelefon haben und solche, die eine Freisprecheinrichtung benutzen, konnte kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. So scheint die wöchentliche Häufigkeit und Dauer der Gespräche maßgebend zu sein. Langzeitnutzung scheint kein Risikofaktor zu sein, solange man nicht mehr als 30 Minuten pro Woche telefoniert. Ursachen können in Auswirkungen der Strahlung auf Schlaf, mentale Gesundheit und Zellfunktionen (oxidativer Stress, DNA-Schädigung, Entzündungsreaktionen u. a.) liegen. (IW)