Autor(en):
Levitt BB*, Lai HC, Manville AM II.
* National Association of Science Writers, Berkeley, CA.
USA
Veröffentlicht in:
Front Public Health 2022; 10: 1000840
Veröffentlicht: 25.11.2022
auf EMF:data seit 22.08.2023
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Pflanzen  |  Wirkung auf Tiere
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Wirkungen schwacher EMF auf Wildtiere und Pflanzen: Was uns die Forschung über einen Ökosystem-Ansatz sagt.

What research tells us about an ecosystem approach.

Original Abstract

There is enough evidence to indicate we may be damaging non-human species at ecosystem and biosphere levels across all taxa from rising background levels of anthropogenic non-ionizing electromagnetic fields (EMF) from 0 Hz to 300 GHz. The focus of this Perspective paper is on the unique physiology of non-human species, their extraordinary sensitivity to both natural and anthropogenic EMF, and the likelihood that artificial EMF in the static, extremely low frequency (ELF) and radiofrequency (RF) ranges of the non-ionizing electromagnetic spectrum are capable at very low intensities of adversely affecting both fauna and flora in all species studied. Any existing exposure standards are for humans only; wildlife is unprotected, including within the safety margins of existing guidelines, which are inappropriate for trans-species sensitivities and different non-human physiology. Mechanistic, genotoxic, and potential ecosystem effects are discussed.

Exposition:

EMF allgemein
HF/Mikrowellen (1 - 300 GHz)

EMF:data Auswertung

Einleitung

Es gibt genügend Anhaltspunkte dafür, dass wir nicht-menschliche Arten auf Ökosystem- und Biosphären-Ebene durch steigende Hintergrundpegel anthropogener elektromagnetischer Felder (EMF) von 0 Hz bis 300 GHz schädigen. In der Forschung wurden vor allem Mäuse und Ratten verwendet, aber auch Kaninchen, Hunde, Katzen, Hühner, Schweine, nichtmenschliche Primaten, Amphibien, Insekten, Nematoden, verschiedene Mikroben, Hefezellen, Pflanzen und andere. Bei allen Taxa wurden Auswirkungen bei verschiedenen Frequenzen, Intensitäten und Expositionsparametern festgestellt. Die gemessenen steigenden EMF-Werte in der Umgebung geben Anlass zur Besorgnis, vor allem im Hinblick auf das bevorstehende 5G-Netz, das höhere Frequenzen und neuartige Signalmerkmale/Wellenformen verwendet, die insbesondere Insekten beeinträchtigen könnten, was sich auf das gesamte Biom auswirken könnte. Bereits jetzt sind einige der ungewöhnlichen Aspekte von 5G (z. B. deutlich höhere Emissionsspitzen) vor dem Hintergrund anderer Expositionen zu erkennen.

Quelle: ElektrosmogReport September 2023 | 29. Jahrgang, Nr. 3

Studiendesign und Durchführung

Der Schwerpunkt dieser Perspektivstudie liegt auf der einzigartigen Physiologie nicht-menschlicher Arten, ihrer außerordentlichen Empfindlichkeit gegenüber natürlichen und anthropogenen EMF und der Wahrscheinlichkeit, dass künstliche EMF im statischen, extrem niederfrequenten (ELF) und hochfrequenten (HF) Bereich des nicht-ionisierenden elektromagnetischen Spektrums in der Lage sind, bei sehr geringen Intensitäten Fauna und Flora bei allen untersuchten Arten zu beeinträchtigen. Es gibt heute zwei weit verbreitete Missverständnisse darüber, inwiefern schwache EMF nicht-menschlichen Arten beeinflussen: (1) Es besteht kein Grund zur Besorgnis für die Umwelt, da die derzeit geregelten Expositionen zu gering sind, um Auswirkungen zu verursachen; und (2) die bestehenden Expositionsnormen für Menschen reichen aus, um auch nicht-menschliche Arten zu erfassen. Beide Annahmen sind nicht zutreffend.

Ergebnisse

In der Umwelt gibt es viele Faktoren, die die Absorption nicht-ionisierender elektromagnetischer Energie beeinflussen können, darunter die Luftfeuchtigkeit und/oder der Partikelgehalt, die Bodenbeschaffenheit, natürliche und/oder künstliche Hindernisse (Bäume/Gebäude) und das Vorhandensein anderer Wellenformen, die die Exposition verstärken und/oder vermindern können. Jedoch sollte die Vielzahl an Faktoren und komplexen Zusammenhängen nicht als Entschuldigung dafür dienen, nichts zu tun. Die Ausarbeitung von Richtlinien für alle Arten ist eindeutig eine Fleißarbeit, die weit mehr erfordert als nur das Herunterfahren des Stroms; es könnte eine erhebliche Umgestaltung der elektrischen und HF-Technik, Änderungen bei der Frequenzzuweisung und auch gesellschaftliche Veränderungen erforderlich machen. Die Exposition von Wildtieren ist heute nur noch eine Frage des Grades. Viele Wildtierarten durchqueren ständig unterschiedliche künstliche Felder, wobei viele fliegende Arten – wie Vögel, Fledermäuse und Insekten – extrem nahe an Übertragungsquellen herankommen, denen der Mensch nur selten, wenn überhaupt, ausgesetzt ist. Einige der Gebiete mit der höchsten Leistungsdichte, z. B. in der Nähe von Sendeantennenfarmen, sind speziell von menschlichen Populationen entfernt, in der Annahme, dass Wildtiere im Falle einer Beeinträchtigung solche Standorte meiden würden. Aufgrund der komplexen Magnetwahrnehmung von Vögeln kann die HF-erzeugende Infrastruktur jedoch stattdessen als Anziehungspunkt fungieren. Viele solcher Expositionen können Wildtiere einfach schädigen und unbemerkt bleiben, was unter anderem auf thermische Effekte im Nahfeld und nicht-thermische Effekte im Fernfeld zurückzuführen sein dürfte. Selbst einst unberührte Wildnisgebiete sind heute HF-belastete Umgebungen.

Schlussfolgerungen

Alle bestehenden Expositionsnormen gelten nur für Menschen; wildlebende Tiere sind ungeschützt, auch innerhalb der Sicherheitsmargen der bestehenden Leitlinien, die für die Empfindlichkeiten verschiedener Arten und die unterschiedliche Physiologie nicht-menschlicher Tiere ungeeignet sind. Es ist klar, dass nicht-menschliche Spezies EMF als Umweltstressoren empfinden und biologische Wirkungen in unserer heutigen Umwelt auftreten können. Diese weitgehend unerkannte Variable kann empfindliche Ökosysteme verändern, darunter wohl auch die Biosphäre, in der alle lebenden Organismen beheimatet sind – und sie tut dies möglicherweise auch schon. Bislang waren die Auswirkungen von ELF/HF-EMF auf die Umwelt für die Regulierungsbehörden, abgesehen von kleinen, lokal begrenzten Situationen, z. B. in der Nähe von Stromleitungskorridoren oder Rundfunkantennen, nicht von ernsthafter Bedeutung. Mit dem bevorstehenden 5G-Projekt muss diesem Thema nun jedoch sofortige Aufmerksamkeit gewidmet werden, ebenso wie einer erneuten Prüfung der chronisch steigenden Umgebungspegel in allen nicht-ionisierenden elektromagnetischen Frequenzbereichen. Hochfrequenzstrahlung ist eine Form der energetischen Luftverschmutzung und sollte als solche reguliert werden. Im Gegensatz zu den klassischen chemischen toxikologischen Schadstoffen, bei denen ein Verursacher typischerweise identifiziert und quantifiziert werden kann, kann Hochfrequenzstrahlung als ein "Prozess"-Schadstoff in der Luft funktionieren. Dies ist vergleichbar mit endokrinen Disruptoren, welche in Lebensmitteln und Wasser als Schadstoff funktionieren, bei denen der Stressor eine Kaskade unvorhersehbarer systemischer Wirkungen verursacht. Langfristige chronische EMF-Expositionsrichtlinien auf niedrigem Niveau, die derzeit nicht existieren, sollten für Wildtiere entsprechend festgelegt werden. (AT)