Autor(en):
Akefe IO*, Nyan ES, Adegoke VA, Lamidi IY, Ameh MP, Chidiebere U, Ubah SA, Ajayi IE.
* Department of Physiology, Biochemistry, and Pharmacology, Faculty of Veterinary Medicine, University of Jos, Jos.
Nigeria
Veröffentlicht in:
Heliyon 2023; 9 (4): e15321
Veröffentlicht: 08.04.2023
auf EMF:data seit 12.02.2024
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Gedächtnis, Lernen, Verhalten
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Myrtenal verbessert Gedächtnis-Defizite bei Mäusen, die während der Schwangerschafts- und Neugeborenen-Entwicklung bei hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung exponiert wurden, durch die Verbesserung von oxido-entzündlichen und Neurotransmitter-Funktionen.

Myrtenal improves memory deficits in mice exposed to radiofrequency-electromagnetic radiation during gestational and neonatal development via enhancing oxido-inflammatory, and neurotransmitter functions.

Original Abstract

Objective: Radiofrequency-electromagnetic radiation (RF-EMR) exposure during gestational and neonatal development may interact with the foetus and neonate considered hypersensitive to RF-EMR, consequently resulting in developmental defects associated with neuropsychological and neurobehavioral disorders, including learning and memory impairment. This study assessed the potential of Myrtenal (Myrt) to improve memory deficits in C57BL/6 mice exposed to RF-EMR during gestational and neonatal development. Method: Thirty-five male mice were randomly allocated into 5 cohorts, each comprising of 7 mice. Group I was administered vehicle, Group II: RF-EMR (900 MHz); Group III: RF-EMR (900 MHz) + 100 mg/kg Myrt; Group IV: RF-EMR (900 MHz) + 200 mg/kg Myrt; and Group V: RF-EMR (900 MHz) + donepezil 0.5 mg/kg.
Results: Myrt treatment improved short-term memory performance in RF-EMR (900 MHz)-exposed mice by augmenting activities of endogenous antioxidant enzymes and proinflammatory cytokines, thereby protecting the brain from oxido-inflammatory stress. Additionally, Myrt restored the homeostasis of neurotransmitters in RF-EMR-exposed animals.
Conclusion: Results from the present study shows that exposure to RF-EMR impaired short-term
memory in animals and altered the response of markers of oxido-inflammatory stress, and neu-
rotransmitters. It is therefore conceivable that the recommendation of Myrt-enriched fruits may
offer protective benefits for foeti and neonates prone to RF-EMR exposure.

Exposition:

900 MHz
Mobiltelefone
SAR = 1,25 W/kg Leistungsflussdichte: max. 145 µW/cm²

EMF:data Auswertung

Einleitung

Vorherige Studien weisen darauf hin, dass das zentrale Nervensystem besonders empfindlich auf hochfrequente Strahlung reagiert, was insbesondere bei schwangeren Frauen bzw. deren Kindern zu negativen Auswirkungen führen kann. Schwangere bzw. ihre ungeborenen Kinder sind auf Grund schwächerer Schutzmechanismen und des höheren Flüssigkeit-Gehalts des Körpers anfälliger für Hochfrequenzbelastung. Hochfrequenzbelastung während der Schwangerschaft kann zu neurologischen Störungen der ungeborenen Kinder führen, welche durch Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung gekennzeichnet sind. Es wurde festgestellt, dass die Zufuhr von externen Antioxidantien die körpereigenen antioxidativen Schutzmechanismen stärken kann. Dies steigert die Fähigkeit, freie Radikale abzufangen und vermindert damit verbundene Schädigungen des Organismus. (Inzwischen weist eine große Anzahl von Studien darauf hin, dass die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Hochfrequenz u.a. durch oxidativen Stress hervorgerufen werden, Anm. d. Redaktion). Ein im Hochfrequenz-Kontext bisher wenig erforschtes Antioxidans ist das bicyclische Monoterpenoid Myrtenal, welches aus zahlreichen Pflanzen extrahiert werden kann. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkung von Myrtenal auf hochfrequenz-induzierte kognitive Defizite zu untersuchen, welche durch Befeldung von Mäusen während und nach der Trächtigkeit hervorgerufen wurden.

Quelle: ElektrosmogReport Februar 2024 | 30. Jahrgang, Nr. 1

Studiendesign und Durchführung

Insgesamt 35 männliche Mäuse (n = 7) wurden während der Tragezeit in utero sowie von Tag 7–8 nach Geburt 1/h pro Tag mit 900 MHz-Hochfrequenz befeldet. Als Negativkontrolle dienten nicht-bestrahlte Exemplare. Als Strahlungsquelle diente ein Mobiltelefon mit einer maximalen Ausgangsleistung von 2 W/kg, der SAR-Wert wurde mit 1,25 W/kg angegeben. Die höchste gemessene Leistungsdichte betrug 145 µW/cm². Es wurden 4 experimentelle Gruppen befeldet: Lediglich befeldet (Gruppe II); Befeldung + 100 mg/kg Myrtenal (Gruppe III), Befeldung + 200 mg/kg Myrtenal (Gruppe IV); Befeldung + 0,5 mg/kg Donepezil (Gruppe V). (Bei Donepezil handelt es sich um ein Medikament, welches bei der Alzheimer-Behandlung eingesetzt wird und kognitive Funktionen verbessern soll, Anm. d. Redaktion). An den Tagen 26-28 post partum wurde eine Reihe von Verhaltenstests an den Mäusen durchgeführt, anschließend wurden oxidative Stressmarker und Neurotransmitter im Kortex der Maushirne analysiert. Um das Verhalten der Versuchstiere zu untersuchen nutzen die Wissenschaftler den „Offenen Feldtest“ (Vermeidungsverhalten), eine inhibitorische Vermeidungsaufgabe (Gedächtnis), einen „Test zur Erkennung neuartiger Objekte“ (Langzeitgedächtnis) sowie einen „Test zum Auffinden neuer Objekte“ (räumliches Langzeitgedächtnis). Als oxidative Stressmarker wurden MDA (Lipidperoxidation), Stickoxid-Gehalt, der Entzündungsmarker TNF-α sowie die Konzentrationen der antioxidativen Schutzenzyme Glutathion-Peroxidase (GPx), Katalase (CAT) und Superoxid-Dismutase (SOD) bestimmt. Außerdem analysierten die Wissenschaftler den Gehalt verschiedener Neurotransmitter im Kortex (GABA, Dopamin, Glutamat, Noradrenalin & Serotonin).

Ergebnisse

Alle drei Tests zur Evaluierung der Gedächtnisleistung zeigten eine signifikante Verschlechterung der selbigen nach Hochfrequenzeinwirkung im Vergleich zu nicht-befeldeten Kontrolltieren. Die Verabreichung des Antioxidans Myrtenal konnte der Verschlechterung statistisch signifikant entgegenwirken, wobei ein dosisabhängiger Trend zu beobachten war. Dieser Trend erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. In Tendenz bewegten sich jedoch Gruppe I, Gruppe IV und Gruppe V auf einem Niveau, während Gruppe III etwas schlechtere Gedächtnisleistung erzielte. Beim offenen Feldtest wurde an Tag 27 und 28, nicht jedoch an Tag 26 post partum, eine signifikante Steigerung des angstähnlichen Verhaltens bei den befeldeten Tieren, im Vergleich zu den Kontrolltieren beobachtet. Wiederum konnte Myrtenal diesen Effekt in einer dosisabhängigen Weise kompensieren, wobei dies Dosis-Wirkungsbeziehung auch hier keine statistische Signifikanz erreichte. Die Analyse aller biochemischen Marker zeigte statistisch signifikant eine schädigende Wirkung der Hochfrequenzbefeldung. Lipidperoxidation, Stickoxid-Gehalt sowie TNF-α waren nach Befeldung signifikant erhöht, während die Aktivitäten der antioxidativen Schutzenzyme GPx, CAT und SOD signifikant vermindert waren. Konsistent mit den Verhaltenstests konnte die Verabreichung von Myrtenal eine signifikante Kompensation bewirken, im Falle von 200 mg/kg auf das Niveau der unbefeldeten Kontrollen. Die Konzentrationen von vier der fünf untersuchten Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin, Glutamat und GABA), waren bei Gruppe II im Vergleich zu den unbefeldeten Kontrollen signifikant verringert. Wiederum erfolgte eine Kompensation dieser Hochfrequenzwirkung durch die Zugabe von Myrtenal.

Schlussfolgerungen

Die Daten der vorliegenden Studie zeigen, dass die Befeldung von Mäusen während ihrer Embryonal- und Neonatalentwicklung mit 900 MHz-Mobilfunk, kognitive Defizite und Verhaltensänderungen hervorrufen kann. Damit konsistent wurden oxido-entzündliche Prozesse sowie Konzentrationen von Neurotransmittern im Kortex der Maushirne verändert. Auf Grund dieser durchweg signifikant veränderten biochemischen und Verhaltensparameter, folgern die Autoren auf eine Mobilfunk-induzierte Veränderung wichtiger Stoffwechsel- und Zellsignalwege. So könnte der oxidative Stress, belegt durch erhöhte MDA und NO-Werte, zu einer gravierenden Veränderung des Zytokins TNF und einer Veränderung der Neutransmitter-Homöostase führen. Dies wiederum könnte den Auslöser für das veränderte Verhalten bzw. die verschlechterte Gedächtnisleistung darstellen. Bemerkenswerterweise scheint das über die Nahrung zugenommene Antioxidans Myrtenal, diese gesundheitsschädliche Mobilfunkwirkung zu unterbinden. Das Gehirn wird vor den oxido-inflammatorischen Prozessen geschützt, gleichzeitig erfolgt eine Stabilisierung der Neurotransmitter-Homöostase sowie eine Verbesserung der Gedächtnisleistung. Dementsprechend sprechen die Autoren eine Verzehrempfehlung von myrtenalhaltigen Lebensmitteln für Schwangere bzw. Neugeborene aus, die Mobilfunkbelastung ausgesetzt sind. (RH)