Autor(en):
Jakusova V*, Sladicekova KH.
* Comenius University Bratislava, Jessenius Faculty of Medicine in Martin, Department of Public Health.
Slowakei
Veröffentlicht in:
Clin Soc Work Health Interv 2022; 13 (6): 49-57
Veröffentlicht: 30.11.2022
auf EMF:data seit 12.02.2024
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Slovak Research and Development Agency;  contract no. APVV-19-0214, projects VEGA 1/0173/20 and KEGA 057UK-4/2021 and Comenius University Grant No. UK/128/2021

Schlagwörter zu dieser Studie:
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Elektromagnetische Felder als Risikofaktor für die Gesundheit.

Electromagnetic Fields as a Health Risk Factor.

Original Abstract

This study is a collection of findings of published articles from the Department of Medical Biophysics and Department of Public Health at the Jessenius Faculty of Medicine in Martin, Comenius University Bratislava (JFM CU) with the topic on epidemiology of electromagnetic fields. During 14 years, 13 principal publications were created, of which 11 studies deal with radio frequency signals from mobile phones (mainly GSM900 and GSM1800 standard); one study describes the construction of a new exposure system and the other deals with the effects of low frequency electromagnetic fields. The results showed that the electromagnetic fields can affect heart rate variability both in humans and animals; increasing the activity of the parasympathetic or sympathetic nerve systems depending on place of body exposure (head or thorax, respectively); may cause disorders of heart rhythm; loss of concentration; headaches; and/or burning sensations in the ear area. Parameters of exposition were compared with the values issued by the International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP). They had not exceeded the permitted limits. However, compared to data of the Bio Initiative Report, in some cases, our measured values exceeded their limits.

Exposition:

EMF allgemein

EMF:data Auswertung

Einleitung

Der massive Ausbau von Wissenschaft und Technik in den letzten Jahrzehnten hat zu einer progressiven Zunahme künstlicher elektromagnetischer Strahlungsquellen geführt, die natürliche Strahlung in Menge und Intensität um ein Vielfaches übertreffen. Praktisch die gesamte Weltbevölkerung ist einer Vielzahl von hochfrequenten Feldern, beispielsweise Mobilfunk, ausgesetzt. Ein kritischer Aspekt dabei ist, dass die Bevölkerung keine Kenntnisse über die Belastung oder die Parameter der Hochfrequenz besitzt. Chronische Hochfrequenz-Befeldung des menschlichen Körpers bei Intensitäten, die zu gering sind, um thermische Wirkungen zu erzeugen, können in elektromagnetischer Hypersensibilität (EHS) sowie Verringerung der Spermienanzahl, Fruchtbarkeit und Immunantwort resultieren. In diesem Kontext hervorzuheben sind insbesondere Kinder, da diese eine besondere Anfälligkeit gegenüber gesundheitsschädlichen Umweltfaktoren aufweisen. Auch niederfrequente elektromagnetischer Felder können gesundheitsschädliche Wirkungen erzeugen. Mögliche Quellen von Niederfrequenz beinhalten Hochspannungsleitungen aller Art, aber auch medizinische Geräte oder sogar Mobiltelefone. Die Niederfrequenzauswirkungen umfassen Kindheits-Leukämie und im Falle von langjähriger berufsbedingter Exposition Stress, Angst, Depressionen sowie Schlaf-, Herzschlag- und Gehirnstörungen. Sowohl Hochfrequenz als auch Niederfrequenz werden jedoch auch in der therapeutischen sowie diagnostischen medizinischen Behandlung angewendet. Das Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit war es, die wichtigsten Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe, von der auch diese Publikation stammt, zu möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen zu evaluieren.

Quelle: ElektrosmogReport Februar 2024 | 30. Jahrgang, Nr. 1

Studiendesign und Durchführung

Die Arbeit besteht aus wissenschaftlichen, im Volltext publizierten Studien, welche in den vergangenen 14 Jahren am „Department of Medical Biophysics JFM CU“ entstanden sind. Alle Studien wurden in wissenschaftlichen Journalen „peer-reviewed“ und veröffentlicht, hauptsächlich in den Plattformen „Scopus“ und „Web of Science“. Insgesamt handelt es sich um 13 Publikationen, wobei 11 GSM-Mobilfunk (900 und 1800 MHz), 1 Niederfrequenz und eine die Konstruktion eines Befeldungssystems behandelten. In dem elektromagnetischen Labor wurden zum Thema Hochfrequenz hauptsächlich Untersuchungen an Studenten, Versuchstieren sowie Computermodelle des Gehirns genutzt.

Ergebnisse

Die bedeutsamsten Ergebnisse der Arbeitsgruppe in Bezug auf Mobilfunk beinhalten Beeinflussung der Herzfrequenz bei Kaninchen; die Hochfrequenz erhöhte die Parasympathikus-Aktivität bei Befeldung des Kopfes und die Sympathikus-Aktivität bei Befeldung des Brustkorbs. Ähnliche Wirkungen wurden auch beim Menschen beobachtet. Außerdem analysierte die Arbeitsgruppe physikalische Parameter von Hochfrequenzfeldern in realitätsnahen Szenarien: Elektrische Feldstärken von 1,85 V/m wurden in Wohngebieten gemessen und ein signifikanter Anstieg der Leistungsflussdichte wurde regelmäßig in abgeschirmten Arealen (vergleichbar mit der Wirkung eines Faradayschen Käfigs) nachgewiesen. Die Ergebnisse weisen klar auf eine mögliche schädigende Wirkung des Mobilfunks in abgeschirmten Arealen hin. Bei allen in dieser Übersicht angegebenen Studien, bei denen eine Dosimetrie erfolgte, wurden ICNIRP-Grenzwerte eingehalten. Bei zwei Studien wurden jedoch die vom „BioInitiative Report“ vorgeschlagenen Grenzwerte (0,1 - 0,15 V/m in einem Frequenzbereich von 400 – 2000 MHz) überschritten. Die ICNIRP-Grenzwerte liegen zum Vergleich bei 58,354 V/m. Die Studie, welche sich mit den Auswirkungen von Niederfrequenz beschäftigte, dokumentierte eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Hefen.

 

Schlussfolgerungen

Bedauerlicherweise haben wissenschaftliche, medizinische und Gesundheitsbehörden nach mehr als 25 Jahren Diskussion keine einheitliche Meinung zu der Frage, ob und inwiefern Mobilfunk eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt. Trotzdem wird 5G-Mobilfunk flächendeckend eingeführt. Die ICNIRP-Grenzwerte berücksichtigen lediglich thermische Mobilfunk-Wirkungen, obwohl eine Vielzahl von Arbeitsgruppen die Existenz von nicht-thermischen biologischen Wirkungen dokumentiert haben. Diese biologischen Wirkungen scheinen von einer Vielzahl physikalischer Größen wie z.B. Polarisierung, Richtung, Frequenzmodulation und Ausbreitung des Signals in abgeschirmten oder nicht-abgeschirmten Objekten abhängig zu sein. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe deuten darauf hin, dass eine Mobilfunkbefeldung in abgeschirmten Bereichen die Flussdichte der elektrischen Intensität erheblich erhöhen und somit stärkere gesundheitsschädliche Wirkungen hervorrufen kann. Laut den Autoren erfordere eine seriöse Forschung im Bereich elektromagnetischer Felder die Untersuchung der komplexen Zusammenhänge physikalischer, biologischer und sozialer Phänomene, um eine wirksame Kontrolle zum Schutze der öffentlichen Gesundheit zu etablieren. (RH)