Autor(en):
Sakraoui D*, Ziane N, Ghalem R, Boukheroufa M, Habbachi W.
* Badji Mokhtar University, Annaba, 23000.
Algerien
Veröffentlicht in:
Biosyst Divers 2023; 31 (4): 493-798
Veröffentlicht: 07.11.2023
auf EMF:data seit 11.11.2024
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Ministry of Higher Education and Scientific Research of Algeria (MESRS) and the General Directorate for Scientific Research and Technological Development (DGRSDT: PRFU project Code: D00L02UN230120220003).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Tiere  |  Fertilität, Reproduktion
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Gibt es eine Wirkung der elektromagnetischen Wellen von Basisstationen auf den Bruterfolg von Ciconia ciconia in Algerien?

Is there an effect of electromagnetic waves from base stations on the breeding success of Ciconia ciconia in Algeria?

Original Abstract

New nest supports used by the white stork Ciconia ciconia (Linnaeus, 1775) are mobile phone network relay antennas, which are not without danger because they emit electromagnetic waves that can have a major, although insidious, impact on the species. The aim of this study is to assess the effects of electromagnetic waves from mobile phone network base stations on white stork reproduction. We monitored the breeding phenology of the storks as a function of the distance of their nests from the base stations over 2 consecutive seasons, 2020 and 2021. The work took place in the North-East of Algeria, in Annaba and El-Tarf provinces. The nests were counted and divided into 3 distinct groups. The first is located on the relay antennae, the second less than 200 m and the third more than 300 m from the antennae. We calculated nest occupancy, number of young in the nest and number of nests without young. The results show that nests located directly on base stations have a reduced clutch size, not exceeding two storks and a low reproductive success since the majority of nests (51.9%) remained without young. The number of young storks tends to increase in nests far from base stations. Broods with 3 and 4 young are generally those located more than 300 m from relay antennas.

Keywords

white stork | mobile phone masts | reproduction | electromagnetic waves

Exposition:

Mobilfunk-Basisstation

EMF:data Auswertung

Einleitung

Zahlreiche Laborstudien haben die schädlichen Auswirkungen von Hochfrequenz-Wellen auf physiologische Prozesse beim Menschen und auf die Gesundheit von Tieren aufgezeigt. Diese Studien wurden zumeist im Labor durchgeführt, wo alle Parameter kontrolliert werden können, aber die Arbeit im Freien ist komplexer und mit methodischen und technischen Schwierigkeiten verbunden. Experimente zur Untersuchung der Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf Lebewesen sind komplex, da eine große Anzahl von Variablen zu kontrollieren ist. Die Komplexität dieser Kontrolle macht es schwierig, die für eine Vervielfältigung erforderlichen „identischen Bedingungen“ zu erreichen. Vögel wurden ausgiebig genutzt, um die Bedeutung der Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung für die Umwelt zu analysieren. Ihre Fähigkeit, magnetische Reize aufzuspüren, wurde vielfach dokumentiert. In Algerien nistet der Weißstorch Ciconia ciconia häufig im Mittelmeerraum. Störche scheinen eine interessante Spezies zu sein, um die Auswirkungen zu untersuchen, die elektromagnetische Wellen von Basisstationen haben können. In der Untersuchungsregion sind sie neben Haussperlingen die einzige Spezies, die ihre Nester direkt auf Basisstationen bauen und viel Zeit im Nest verbringen. Ziel der Wissenschaftler war es, festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Belastung durch elektromagnetische Wellen, die von Mobilfunk-Basisstationen ausgehen, und der Reproduktionsrate von Weißstörchen gibt.

Quelle: ElektrosmogReport November 2024 | 30. Jahrgang, Nr. 4

Studiendesign und Durchführung

Die Beobachtungen im Felde erstreckten sich über zwei aufeinanderfolgende Jahre, 2020 und 2021. Die Wissenschaftler beobachteten die Eier und Küken der Art zwei Mal pro Woche mit einem Fernglas. Die Storchennester in drei Bezirken Algeriens (Ben M'hidi, Dréan, Berrahal) wurden gezählt, um die Weißstorchpopulation an jedem Ort zu schätzen. Die Beobachtungen begannen mit der Ankunft der Störche und erstreckten sich über die Zeit des Nestbaus und der Nestpflege sowie über den Zeitraum von der Eiablage bis zum Ausfliegen der Jungen. Das zur Einteilung der Storchenpopulation angewandte Protokoll ist eine Wiederholung einer früheren Studie von Balmori (2005), nur dass die Wissenschaftler hier drei Gruppen (0 m, weniger als 200 m, mehr als 300 m) anstelle von zwei Gruppen (-200 m, +300 m) verwendeten. Insgesamt wurden 140 Nester ausgewählt und in drei Gruppen eingeteilt: G1 besteht aus Nestern, die 0 m von den Basisstationen entfernt sind, d. h. auf der Basisstation stehen (27 Nester). G2 besteht aus Nestern, die weniger als 200 m von den Basisstationen entfernt sind (43 Nester). G3 besteht aus Nestern, die mindestens 300 m von einer Basisstation entfernt sind (70 Nester).

Ergebnisse

Anzahl der Nestlinge: Die Anzahl der Jungstörche im Nest variierte zwischen 0 und 4 pro Nest an den drei Standorten. Nester ohne Jungtiere befanden sich ausschließlich auf den Basisstationen (G1), während Nester mit 4 Jungtieren am häufigsten in Nestern zu finden waren, die mehr als 300 Meter von den Antennen entfernt waren. Auswirkungen der Basisstationen auf den Bruterfolg: Im Jahr 2020 hatte die Gruppe G1 (27 Nester direkt an den Basisstationen) im Durchschnitt 0,592 Junge pro Nest, mit einem Prozentsatz von 51,9 % der Nester ohne Junge. Gruppe G2 (43 Nester in einer Entfernung von weniger als 200 m von den Antennen) hatte durchschnittlich 2,046 Junge pro Nest und keine Nester ohne Junge. Gruppe G3 (70 Nester in einem Abstand von mehr als 300 m von den Antennen) hatte im Durchschnitt 2,8 Junge pro Nest und keine Nester ohne Junge. Im Jahr 2021 bleiben die Tendenzen ähnlich. Gruppe G1 hatte durchschnittlich 0,814 Junge pro Nest, mit einem Prozentsatz von 40,7 % der Nester ohne Junge. Die Gruppe G2 hatte im Durchschnitt 2,186 Junge pro Nest, wobei kein Nest ohne Junge war. Die Gruppe G3 hatte im Durchschnitt 2,87 Junge pro Nest, aber keine Nester ohne Junge. Die Ergebnisse des gepaarten T-Tests zeigen keinen signifikanten Unterschied (P = 0,162) zwischen den Jahren 2020 und 2021. Hinsichtlich der durchschnittlichen Anzahl der Jungen pro Nest ergab die Varianzanalyse (ANOVA) einen hochsignifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen (F = 122,21, p < 0,001) für die Jahre 2020 und 2021. Die lineare Regressionsanalyse zwischen der Entfernung von den Basisstationen und der durchschnittlichen Anzahl der Jungen pro Nest zeigt eine sehr hochsignifikante Beziehung (p < 0,0001).

Schlussfolgerungen

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Nähe von Nestern zu Mobilfunkmasten die Reproduktion der Störche beeinflusst. Nester, die sich direkt an den Antennen befinden, haben einen sehr geringen Reproduktionserfolg. Je weiter die Nester von den Antennen entfernt sind, desto größer ist der Reproduktionserfolg, wobei Nester, die mehr als 300 m von den Antennen entfernt sind, eine höhere Rate aufweisen. Diese Ergebnisse stimmen mit denen von Balmori (2005) überein, der 60 Weißstorchhorste untersuchte. Balmori zufolge brachten 40 % der 30 Nester, die weniger als 200 m von einer Mobilfunk-Basisstation entfernt waren, keine Küken zur Welt, während in einer anderen Kolonie mit 30 Nestern, die mehr als 300 m entfernt waren, nur 3,3 % keine Küken zur Welt brachten. (AT)