Autor(en):
Jha N*, Sarsaiya P, Tomar AK, Pardhiya S, Nirala JP, Chaturvedi PK, Gupta S, Rajamani P.
* School of Environmental Sciences, Jawaharlal Nehru University, New Delhi.
Indien
Veröffentlicht in:
Reprod Toxicol 2025; 135:108910
Veröffentlicht: 10.04.2025
auf EMF:data seit 04.05.2025
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

Indian Council of Medical Research (ICMR).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Fortpflanzung/Schwangerschaft
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Wirkungen von 700 MHz-Hochfrequenzstrahlung (unteres 5G-Band) auf die Reproduktionsparameter von weiblichen Wistar-Ratten.

Effects of 700MHz radiofrequency radiation (5G lower band) on the reproductive parameters of female Wistar rats.
Exposition:

700 MHZ
5G

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Einführung von 5G-Technologien hat Bedenken hinsichtlich möglicher biologischer Wirkungen geschürt. Neben möglichen krebserregenden Wirkungen steht die Gesundheit der Fortpflanzungsorgane im Fokus. Während internationale Grenzwerte für Hochfrequenz primär thermische Effekte berücksichtigen, bleiben nicht-thermische Wirkungen und Langzeitfolgen sub-thermischer Befeldung unzureichend erfasst. Das untere 5G-Frequenzband (600 – 900 MHz) ist aufgrund seiner weiten Verbreitung und Nutzung in Ländern wie Indien von besonderem Interesse. Bisherige Studien zu Wirkungen von Mobilfunk auf die Gesundheit der Fortpflanzungsorgane sind kontrovers, wobei die Untersuchung der weiblichen Fortpflanzungsorgane unterrepräsentiert ist. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie die Auswirkungen von nicht-thermischer 700-MHz-Befeldung auf das weibliche Fortpflanzungssystem in dem Modellorganismus Ratte.

Quelle: ElektrosmogReport Mai 2025 | 31. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Die Befeldung der weiblichen Wistar-Ratten erfolgte in abgeschirmten Kammern mit 700-MHz ohne Frequenzmodulation bei einer Leistungsdichte von 7,192 W/m² (SAR = 0,375 W/kg). Dabei wurde zwischen Kurzzeitbefeldung: 6 h/Tag über 10 Tage (n = 6) und Langzeitbefeldung: 4 h/Tag über 60 Tage (n = 8) unterschieden. Jede befeldete Gruppe wurde mit schein- und unbefeldeten Kontrollen verglichen. Die Autoren untersuchten reproduktive Parameter: Östruszyklus-Länge, Sexual-Hormonspiegel (Östradiol, Progesteron, Testosteron); Histopathologie der Ovarien; Oxidative Stressparameter: Lipidperoxidation (MDA), antioxidative Schutzenzyme (SOD), antioxidative Kapazität (FRAP) und Genotoxizität: DNA-Schäden (Komettest).

Ergebnisse

Es wurden in beiden veränderten Gruppen im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollen signifikante Veränderungen der Östrusyklus-Länge beobachtet. Das Serumtestosteron hingegen war in beiden Gruppen im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollen leicht, aber statistisch signifikant erhöht. Östradiol und Progesteron blieben unverändert. MDA war in beiden befeldeten Gruppen signifikant gesteigert, SOD und FRAP signifikant verringert. Histopathologisch wurden bei der Langzeitbefeldung signifikante Veränderungen (zystische Follikel, abnormale Gefäßstruktur) beobachtet. Es gab keine Hinweise auf eine genotoxische Wirkung des Mobilfunks.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sowohl die kurz- als auch die langfristige Mobilfunkbefeldung oxidativen Stress in den Ovarien verursacht. Signifikante histopathologische Veränderungen wurden hingegen nur nach langfristiger Befeldung beobachtet, was auf eine kumulative Wirkung des Mobilfunks hindeuten könnte. Die Erhöhung des Testosteronspiegels war zwar statistisch signifikant, erreichte jedoch kein pathologisches Ausmaß. Obwohl eine schädigende Wirkung nicht auszuschließen ist, deutet das Ausbleiben signifikanter Veränderungen im Östrusyklus darauf hin, dass die hormonellen Veränderungen keine ausschlaggebenden Veränderungen im gesamten Reproduktionszyklus der Versuchstiere auslösten. Die Autoren betonen, dass nicht-thermische Wirkungen auch unterhalb von aktuellen Grenzwerten Risiken für die Fortpflanzungsgesundheit bergen können. Weitere Forschung zu Dosis-Wirkungsbeziehung und mechanistischen Aufklärung sei unerlässlich.

Anmerkungen der Redaktion:

Das Studiendesign überzeugt durch eine alltagsrelevante nicht-thermische Befeldung, Kombination hormoneller, histologischer und oxidativer Analysen sowie umfangreichen Kontrollen (un- und scheinbefeldet). Die Induktion oxidativen Stresses durch Mobilfunk mit einhergehenden histopathologischen Veränderungen wird in der Literatur wiederholt beschrieben und ausführlich diskutiert, insbesondere in Bezug zu Auswirkungen auf Fortpflanzungsorgane (Altun et al., 2018; Kaur et al., 2023; Yadav et al., 2021). Im Hinblick auf die hormonellen Veränderungen wäre die Untersuchung von Steroidsynthese-Signalwegen wünschenswert gewesen, möglicherweise hätte dies zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge beitragen können. Die Aussagekraft zur 5G-Spezifität ist limitiert, da mit 700 MHz lediglich eine Frequenz ohne Signalmodulation untersucht wurde. Die Studie liefert dennoch wichtige Hinweise auf reproduktive Risiken durch sub-thermische Hochfrequenzbefeldung. (RH)

Altun G, Deniz ÖG, Yurt KK, Davis D, Kaplan S. (2018). Effects of mobile phone exposure on metabolomics in the male and female reproductive systems. Environmental Research, 167(February), 700–707. https://doi.org/10.1016/j.envres.2018.02.031

Kaur P, Rai U, Singh R. (2023). Genotoxic Risks to Male Reproductive Health from Radiofrequency Radiation. Cells, 12(4), 1–20. https://doi.org/10.3390/cells12040594

Yadav H, Rai U, Singh R. (2021). Radiofrequency radiation: A possible threat to male fertility. Reproductive Toxicology (Elmsford, N.Y.), 100, 90–100. https://doi.org/10.1016/j.reprotox.2021.01.007