Autor(en):
Žura N*, Vince S, Perić P, Vilić M, Malarić K, Rimac V, Golubić Ćepulić B, Vajdić M, Jurak I, Milinković Tur S, Poljičak Milas N, Samardžija M, Nemir J, Telebuh M, Žura Žaja I.
* Department of Physiotherapy, University of Applied Health Sciences, 10000 Zagreb.
Kroatien
Veröffentlicht in:
Biomedicines 2025; 13 (2): 478
Veröffentlicht: 15.02.2025
auf EMF:data seit 17.03.2025
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

This research received no external funding.

Schlagwörter zu dieser Studie:
Blut/-parameter & Gefäßsystem
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Kurzfristige in vitro-Exposition von menschlichem Blut gegenüber 5G-Netzfrequenzen: Wirken sich Geschlecht und Frequenz zusätzlich auf die Morphometrie der Erythrozyten aus?

Short-Term In Vitro Exposure of Human Blood to 5G Network Frequencies: Do Sex and Frequency Additionally Affect Erythrocyte Morphometry?

Original Abstract

Background/Objectives: This study assessed the effects of 5G radiofrequency electromagnetic radiation (RF-EMR) at different frequencies (700 MHz, 2500 MHz, 3500 MHz) on the complete blood count (CBC), erythrocyte morphometry, and platelet activation after the short-term in vitro exposure of human blood. 

Methods: Blood samples from 30 healthy volunteers (15 men and 15 women, aged 25–40 years old) were collected at three intervals (14 days apart). For each collection, four tubes of blood were drawn per volunteer—two experimental and two controls. Experimental samples were exposed to 5G RF-EMR for 2 h at room temperature using a half-cone gigahertz transverse electromagnetic cell. The CBC was analysed via a haematology analyser, the erythrocyte morphometry was analysed using the SFORM program, and platelet activation was analysed via flow cytometry. 

Results: The CBC and platelet activation showed no significant differences between the experimental and control samples. However, the erythrocyte morphometry exhibited notable changes. At 700 MHz, the erythrocyte size, contour, and membrane roughness increased significantly for both sexes, with women’s cells showing greater sensitivity. At 2500 MHz, women exhibited an increased contour index and a decreased solidity and form factor. At 3500 MHz, women showed an increased contour index and outline but a decreased solidity, elongation, and form factor. Cluster analysis identified two erythrocyte subpopulations: smaller, rounder cells with smooth membranes and larger cells with rougher membranes. 

Conclusions: These results indicate that 5G RF-EMR exposure significantly alters erythrocyte morphometry. The strongest effects were observed at 700 MHz, where men exhibited greater membrane roughness, and women showed larger and rounder erythrocytes. These findings suggest that short-term in vitro 5G RF-EMR exposure disrupts the cytoskeleton, increasing membrane permeability and deformability.

Keywords

5G electromagnetic radiation | 5G network frequencies | in vitro exposure | human
blood | haematological parameters |  erythrocyte morphometry | erythrocyte subpopulations

Exposition:

5G
700; 2500; 3500 MHz

EMF:data Auswertung

Einleitung

Diverse Studien weisen darauf hin, dass hochfrequente elektromagnetische Felder Auswirkungen auf Zellproliferation, Genexpression, Zellmembranfunktion sowie auf das Immunsystem, das hämatopoetische System und das Fortpflanzungssystem besitzen. Medizinische Fachkräfte, die mit Blutproben arbeiten, oder Patienten, die mobile Kommunikationsgeräte verwenden, können Blutproben Mobilfunk aussetzen. Dies kann sich möglicherweise auf die Qualität der Proben und dadurch auf diagnostische Ergebnisse, wie etwa das Blutbild auswirken. Auch medizinische Blutprodukte wie Erythrozyten- oder Thrombozytenkonzentrate können bei Herstellung, Lagerung und Handhabung in Mitleidenschaft gezogen werden, was sich negativ auf Haltbarkeit oder Funktionalität der Produkte auswirken kann. Dies ist für die Transfusionsmedizin von großer Bedeutung. Eine Überproduktion reaktiver Sauerstoffspezies durch Mobilfunk, kann die Erythrozytenmembran schädigen und damit die Verformbarkeit verringern. Diese Verformbarkeit ist notwendig, damit die Erythrozyten unbeschädigt enge Blutgefäße passieren können. Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen von Mobilfunk verschiedener Frequenzen auf Parameter des großen Blutbilds, Erythrozytenmorphometrie und Thrombozytenaktivierung menschlicher Blutproben in vitro.

Studiendesign und Durchführung

Die analysierten Blutproben wurden von insgesamt 30 gesunden Mitarbeitern (15 Frauen, 15 Männer) des Universitätsklinikum Zagreb, im Alter zwischen 25 und 40, gewonnen. Jede experimentelle Blutprobe besaß ihre eigene Kontrolle, welche gleichzeitig abgenommen wurde. Es wurden insgesamt 3 Blutproben im Abstand von jeweils 14 Tagen abgenommen. Das frisch abgenommene Blut wurde in vitro entweder mit 700 MHz, 2500 MHz oder 3500 MHz (5G) über 2 h mit einer elektrischen Feldstärke von 10 V/m bei Raumtemperatur in einer HCTEM-Zelle befeldet. Die Kontrollproben befanden währenddessen in demselben Raum unter identischen Bedingungen in einer Metallbox aus demselben Material wie die HCTEM-Zelle. Nach der Befeldung wurde ein großes Blutbild angefertigt. Außerdem wurde die Thrombozytenaktivierung mittels Durchflusszytometrie untersucht. Zu guter Letzt erfolgte eine Analyse der Erythrozytenmorphometrie. Dabei wurde das Zytoplasma der Erythrozyten vermessen und Parameter wie Länge, Breite, Fläche und Kontur bestimmt.

Ergebnisse

Weder Blutbild noch Thrombozytenaktivierung wiesen nach Befeldung im Vergleich zu den unbefeldeten Kontrollen Unterschiede auf. Die Erythrozytenmorphometrie zeigte jedoch signifikante geschlechts- und frequenzabhängige Veränderungen nach Befeldung. Die gravierendsten Auswirkungen auf die Morphometrie der menschlichen Erythrozyten wurde nach Befeldung mit 700 MHz festgestellt. Sowohl bei weiblichen als auch männlichen Erythrozyten nahmen Größe, Kontur und Membranrauheit signifikant zu, wobei die weiblichen Zellen eine gesteigerte Sensibilität gegenüber der Hochfrequenzstrahlung aufwiesen. Bei 2500 MHz und 3500 MHz wurden nur bei weiblichen Zellen signifikante Unterschiede der befeldeten Gruppen im Vergleich zu den Kontrollen festgestellt. Diese beinhalteten einen signifikant erhöhten Konturindex bei einem signifikant verminderten Festigkeits- und Formfaktor. Im Allgemeinen neigten die männlichen Erythrozyten eher zu einer stärkeren Membranrauheit und die weiblichen Erythrozyten zu stärkerer Vergrößerung und Rundung. Eine Clusteranalyse ergab auf Grundlage morphometrischer Indikatoren zwei Subpopulationen von Erythrozyten, wobei die erste aus kleineren runderen Erythrozyten mit glatten Membranen bestand, während die zweite Subpopulation größere Erythrozyten mit rauen Membranen aufwies. Nach Befeldung befanden sich im Vergleich zu den Kontrollen mehr Erythrozyten in der zweiten Subpopulation und dementsprechend weniger in der ersten. Dieser „Shift“ war jedoch nur für 700 MHz und 3500 MHz statistisch signifikant.

Schlussfolgerungen

Die kurzzeitige Mobilfunkbefeldung mit drei unterschiedlichen Frequenzen, darunter 5G (3500 MHz), führte zur signifikanten Vergrößerung, Rundung und Membranrauheit der Erythrozyten. Anhand der erhobenen Daten ist kein Rückschluss darüber möglich, ob die Veränderungen vorübergehend und reversibel sind. Die schädlichen Auswirkungen des Mobilfunks sind bei weiblichen Erythrozyten, welche grundsätzlich eine größere Verformbarkeit aufweisen, stärker ausgeprägt. Die Autoren gehen von einer mechanischen Beschädigung des Zytoskeletts, einhergehend mit einer erhöhten Membrandurchlässigkeit und Verformbarkeit der Erythrozyten durch den Mobilfunk aus. Der „Shift“ hin zu einer größeren Subpopulation mit aufgerauten Membranen sei außerdem ein Indikator für eine beschleunigte Erythrozyten Alterung durch den Mobilfunk.

Anmerkung der Redaktion:

Das allgemeine Studiendesign (dreimalige Probennahme, Probenhandling, alle Analysen in Duplikaten durchgeführt) ist positiv hervorzuheben, allerdings wäre eine Scheinbefeldung der Kontrollen wünschenswert gewesen. Eine SAR-Bestimmung und eine zusätzliche Normalisierung der elektromagnetischen Felder auf einen einheitlichen SAR-Wert anstatt lediglich einer einheitlichen Feldstärke hätte möglicherweise zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge beitragen können. Irritierend fällt auf, dass die Autoren in ihrer gesamten Publikation von 5G-Mobilfunk sprechen, wobei lediglich eine der drei Frequenzen 5G-assoziiert ist (3500 MHz). Eine über die der Autoren hinausgehende Einordnung der Ergebnisse in vorhandene Literatur fällt schwer, da diese bereits umfangreich durchgeführt wurde und die Studienlage im Allgemeinen als dünn zu bezeichnen ist. Die aufgestellten Hypothesen sind, insbesondere ob ihrer Brisanz, ernstzunehmen. (RH)