Autor(en):
Seewooruttun C*, Bouguila B, Corona A, Delanaud S, Bodin R, Bach V, Desailloud R, Pelletier A.
* PériTox (UMR I_01), UPJV/INERIS, University of Picardy Jules Verne, CURS, Chemin du Thil, 80025 Amiens.
Frankreich
Veröffentlicht in:
Int J Mol Sci 2025; 26 (6): 2792
Veröffentlicht: 20.03.2025
auf EMF:data seit 05.05.2025
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

The French National Research Program for Environmental and Occupational Health of Anses (ANSES-21-RF-10).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Gen-/Protein-Expression (allgemein)
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

5G Hochfrequenz-Exposition reduziert PRDM16 und C/EBP β mRNA-Expression, zwei Schlüssel-Biomarker für die braune Adipogenese.

5G Radiofrequency Exposure Reduces PRDM16 and C/EBP β mRNA Expression, Two Key Biomarkers for Brown Adipogenesis.

Original Abstract

The widespread use of wireless technologies has raised public health concerns about the biological effects of radiofrequency (RF) exposure. Children have a higher specific absorption rate (SAR) of radiation energy compared to adults. Furthermore, brown adipose tissue (BAT) is more prevalent in infants and tends to decrease with age. Previous animal studies demonstrated a cold sensation in rats exposed to 900 MHz (second generation, 2G). UCP1-dependent thermogenesis and BAT hyperplasia are two fundamental adaptive mechanisms initiated in response to cold. This study investigated the impact of short-term exposure to 2G and fifth generation (5G) on key thermogenic and adipogenic markers related to these mechanisms while considering age and exposure duration. Juvenile and young adult Wistar rats were randomized into three subgroups: a 5G group (3.5 GHz), 2G group (900 MHz), and a control group (SHAM). They were exposed to their respective continuous-wave RF signals for 1 or 2 weeks at an intensity of 1.5 V/m, with two exposure sessions of 1 h per day. After the exposure period, a RT-qPCR was carried out to evaluate the genetic markers involved in BAT thermogenesis and adipogenesis. Two adipogenic biomarkers were affected; a fold change reduction of 49% and 32% was detected for PRDM16 (p = 0.016) and C/EBP β (p = 0.0002), respectively, after 5G exposure, regardless of age and exposure duration. No significant RF effect was found on UCP1-dependent thermogenesis at a transcriptional level. These findings suggest that exposure to a 5G radiofrequency may partially disrupt brown adipocyte differentiation and thermogenic function by downregulating PRDM16 and C/EBP β, possibly leading to higher cold sensitivity.

Keywords

radiofrequency | brown adipose tissue | UCP1-dependent thermogenesis | brown adipogenesis | rat model

Exposition:

900 MHz
3500 MHz
5G
Ganzkörper-SAR = 0,07 mW/kg (3500 MHz / 5G); 0,24 mW/kg (900 MHz / 2G)

EMF:data Auswertung

Einleitung

Während 5G-Technologie im Hinblick auf Geschwindigkeit entscheidende Vorteile für den Endnutzer bietet, geben mögliche gesundheitsschädigende Wirkungen weiterhin Anlass zu Sorge. Braunes Fettgewebe (BFG) spielt eine zentrale Rolle bei der Wärmegeneration von Säugetieren, ist bei Kindern verstärkt ausgebildet und nimmt mit zunehmendem Alter tendenziell ab. Gleichzeitig stellen Kinder gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) eine besonders anfällige Gruppe dar, da sie eine höhere spezifische Absorptionsrate besitzen als Erwachsene. Frühere Tierversuche haben gezeigt, dass Hochfrequenzbefeldung niedriger Intensität imstande war, eine Kältereaktion auszulösen, darunter Vasokonstriktion und veränderte Noradrenalinspiegel. Die UCP1-abhängige Wärmegeneration und die Vermehrung braunen Fettgewebes (Hyperplasie) sind zwei grundlegende Mechanismen, die als Reaktion auf Kälte ausgelöst werden. Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss von 2G- und 5G-Befeldung auf Schlüsselgene der BFG-Thermogenese und –Adipogenese in jugendlichen und jungen erwachsenen Ratten. Dabei sollen alters- und befeldungsdauerabhängige Wirkungen aufgeklärt und mögliche Risiken von Mobilfunk für die Gesundheit des Stoffwechsels identifiziert werden.

Quelle: ElektrosmogReport Mai 2025 | 31. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Insgesamt wurden 60 männliche Wistar-Ratten im Alter von 3 Wochen (jugendlich) oder 8 Wochen (jung adult) in drei Gruppen unterteilt: Kontrolle (Scheinbefeldung), 2G-Befeldung (900 MHz) und 5G-Befeldung (3,5 GHz). Jede Gruppe umfasste 5 Tiere (n = 5) pro Alter und Befeldungsdauer (1 oder 2 Wochen). Die Tiere wurden zweimal täglich für 1 h mit einer Feldstärke von 1,5 V/m befeldet. Dies resultierte in einem Ganzkörper-SAR-Wert von 0,07 mW/kg für 5G- und 0,24 mW/kg für 2G-Befeldung. Nach der Befeldungsperiode wurde den Versuchstieren braunes Fettgewebe entnommen und die Genexpression (mRNA-Ebene) mittels quantitativer PCR untersucht. Dabei wurden Gene analysiert, welche entweder mit Wärmegeneration (UCP1, UCP3, PGC1α, PPARα, PPARγ, Cidea, ADRß3, S100b) oder der Bildung (Adipogenese) des BFG (PRDM16, C/EBP ß, C/EBP α, Zfp423) in Verbindung stehen.

Ergebnisse

Die 5G-Befeldung führte alters- und dauerunabhängig zu einer signifikanten Verminderung der mRNA-Spiegel der Adipogenese-Marker PRDM16 (49 %), C/EBP ß (32 %) und Zfp423 (30 %). Des Weiteren wurde eine altersabhängige Verminderung des Thermogenesemarkers PPARα nach 2G-Befeldung bei jungen adulten, nicht jedoch jugendlichen Tieren beobachtet. Der Thermogenesemarker ADRß3 war nach 2G- und 5G-Befeldung in Abhängigkeit der Befeldungsdauer erhöht: Jugendliche Ratten zeigten lediglich bei 1-wöchiger Befeldungsdauer eine signifikante Zunahme des mRNA-Spiegels.

Schlussfolgerungen

Die Wissenschaftler folgern aus Ihren Ergebnissen, dass eine 5G-Befeldung die Differenzierung und Entwicklung brauner Fettzellen durch eine Herunterregulierung von PRDM16, C/EBP ß und Zfp423 beeinträchtigen könnte. Dies könne zu einer Verringerung der Wärmeproduktion des BFG, einhergehend mit einem Kälteempfinden führen. Der zentrale Signalweg der UCP1-Thermogenese hingegen werde durch Hochfrequenz nicht beeinflusst. Die Veränderungen von PPARα und ADRß3 könnten auf eine dauer- bzw. altersspezifische Wirkung der Hochfrequenz auf das BFG hinweisen.

Anmerkungen der Redaktion:

Die äußerst geringen Feldstärken bzw. resultierenden SAR-Werte, bei denen hier nicht-thermischen Wirkungen auf die Wärmeregulation der Ratten dokumentiert werden, sind besorgniserregend. Die ICNIRP-Grenzwerte für die allgemeine Bevölkerung liegen bei 0,08 W/kg im Vergleich zu den anliegenden 0,07 mW/kg für die Ratten bei der 5G-Befeldung. Da den genutzten hochfrequenten elektromagnetischen Feldern eine Frequenzmodulation fehlt, könnte bei den 5G-Feldern realer Kommunikationsgeräte von einer stärkeren biologischen Wirkung ausgegangen werden (Lai & Levitt, 2022). Die Autoren selber nennen als Schwachpunkte ihrer Studie die eher geringe Stichprobengröße (n = 5) und fehlende Proteomik-Daten. Veränderte mRNA-Spiegel müssen nicht zwangsläufig bedeuten, dass auch die Protein-Spiegel modifiziert sind. Paradoxerweise könnten nicht-thermische HF-EMF niedriger Intensität in die Thermoregulation von Säugetieren eingreifen. (RH)

Lai H, Levitt BB. (2022). The roles of intensity, exposure duration, and modulation on the biological effects of radiofrequency radiation and exposure guidelines. In Electromagnetic Biology and Medicine (Vol. 41, Issue 2, pp. 230–255). Taylor & Francis. https://doi.org/10.1080/15368378.2022.2065683