Autor(en):
Dasdag S*, Tas M, Akdag MZ, Yegin K.
* Department of Biophysics, Faculty of Medicine, University of Dicle, Diyarbakir.
Türkei
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2015; 34 (1): 37–42
Veröffentlicht: 01.03.2015
auf EMF:data seit 01.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Fortpflanzungssystem  |  Wirkungen auf Hoden/Spermien, Fertilität
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Wirkung von Langzeitbestrahlung mit 2,4-GHz-WLAN-Geräten auf die Funktionen der Hoden.

Effect of long-term exposure of 2.4 GHz radiofrequency radiation emitted from Wi-Fi equipment on testes functions.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

2450 MHz
Mobiles Internet/WLAN
50 mW; SAR = 1020 µW/kg; 2.420 µW/kg; 4880 µW/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Über die Wirkungen von Mobilfunkstrahlung ist einiges geforscht worden, aber über die Wirkung von WLAN bei Langzeiteinwirkung ist kaum etwas bekannt. Ziel der Studie war, die Lücke zu schließen und die Wirkung der WLAN-Strahlung (2,4 GHz) auf die Hoden von Ratten nach Langzeitnutzung zu sehen. Die Nutzung von drahtlosen Technologien in Form von WLAN- und Wi-Fi-Kommunikationsdiensten ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Accesspoints befinden sich an Arbeitsplätzen, in öffentlichen Bereichen, Wohnungen und Schulen. Drahtlose Kopfhörer, Drucker und andere Anwendungen finden sich ebenso an Arbeitsplätzen wie in Wohnungen. Das ließ öffentliche Besorgnis über Gesundheitsgefahren, die vorerst nur für Mobiltelefone bestand, auch für diese Geräte mit Mikrowellenstrahlung aufkommen.

Studiendesign und Durchführung

16 männliche Ratten wurden in zwei Gruppen zu je 8 Tieren eingeteilt. Die eine Gruppe wurde der 2,4-GHz-Strahlung (2420 μW/kg, 1 g Gewebe) 24 Stunden/Tag über 12 Monate ausgesetzt, die andere wurde scheinbestrahlt. Die Strahlung wurde von einem Generator erzeugt, dessen Antenne 50 cm von den Tieren entfernt war. Sofort nach Beendigung der Bestrahlung wurden die Fortpflanzungsorgane entnommen und die Spermien auf Beweglichkeit und Konzentration in den Nebenhoden, auf Schwanz- und Kopfdefekte und die gesamten morphologischen Defekte untersucht. Dazu wurden Gewicht der Hoden, der Samenleiter, der Prostata und der Bläschendrüse (Samenblase) bestimmt. Auch der Durchmesser der Samenkanälchen und die Dicke der Tunika albuginea (einer Bindegewebsschicht) wurden gemessen. Die mikroskopische Auswertung wurde verblindet durchgeführt. Die Berechnung der SAR erfolgte für Punkt, 1 g und 10 g Gewebe von Hoden und Prostata, sie betrugen 4880, 2420 und 1020 μW/kg.

Ergebnisse

Der Prozentsatz von Defekten der Spermienköpfe stieg signifikant in der bestrahlten Gruppe an, während Spermienkonzentration, Beweglichkeit der Spermien im Nebenhoden, Schwanz- und gesamtmorphologische Defekte nicht-signifikant verändert waren im Vergleich zu den Kontrollen. Das Gewicht der Nebenhoden und der Bläschendrüse war signifikant geringer in der bestrahlten Gruppe, bei Hoden und Prostata gab es keine Unterschiede. Der Durchmesser der Samenkanälchen und die Dicke der Tunika albuginea bei den bestrahlten Tieren hatten signifikant bzw. hochsignifikant abgenommen. Sonst gab es keine signifikanten Veränderungen. Die histologische Untersuchung der Hoden ergab, dass die Strahlung die allgemeine Gestalt der Spermien signifikant veränderte.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse zeigen, dass durch Langzeiteinwirkung von 2,4 GHz die Hodenfunktion und die Histologie der männlichen Fortpflanzungsorgane von Ratten verändert werden. Angesichts der steigenden Nutzung von drahtlosem Internet, besonders von Kindern und Jugendlichen, ist Vorsicht geboten, bis genügend Daten vorliegen, da man nicht sicher weiß, ob diese Systeme schädlich sind oder nicht. Langzeiteinwirkung von WLAN sollte insbesondere bei Kindern und Jugendlichen vermieden werden.