Autor(en):
Ragy MM*.
* Department of Physiology, Faculty of Medicine, Minia University, Minia.
Ägypten
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2015; 34 (4): 279–284
Veröffentlicht: Januar 2015
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Nieren  |  Leber  |  Biochemische Parameter  |  (Oxidative) Stress-Reaktion  |  Sonstige Wirkungen auf das Gehirn
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Wirkung der Exposition und Abschaltung von elektromagnetischen Wellen (900 MHz) auf den oxidativen Stress von Gehirn, Niere und Leber und verschiedene biochemische Parameter bei männlichen Ratten.

Effect of exposure and withdrawal of 900-MHz electromagnetic waves on brain, kidney and liver oxidative stress and some biochemical parameters in male rats.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
Mobiltelefone
2,5 mW/cm²

EMF:data Auswertung

Einleitung

Mobiltelefone und deren Basisstationen erzeugen elektromagnetische Strahlung von 900–2000 MHz, die aus einem elektrischen und einem magnetischen Anteil bestehen. Der elektrische Anteil wird von einem Spannungsgradienten erzeugt, der magnetische Anteil durch den Stromfluss und ist proportional zu dem aktuell fließenden Strom, der vom Verbraucher abgerufen wird. Beide Anteile haben biologische Wirkungen, dabei ist der magnetische Anteil stärker schädigend, weil er leichter das Gewebe durchdringt. Bei hochfrequenten Feldern sind elektrische und magnetische Anteile nicht getrennt und werden deshalb elektromagnetische Felder genannt. Sie können in vielen Organen absorbiert werden und gesundheitsschädliche Wirkungen haben, z. B. auf Leber und Nieren je nach dem, wo die Mobiltelefone getragen werden, das Nervensystem wird beeinflusst, wenn telefoniert wird, weil die Strahlung nah am Gehirn ausgesendet wird. Das Potenzial der Zellmembranen und die Verteilung der Ionen und Dipole können verändert werden, dies an allen Organen, wodurch biochemische Prozesse in den Zellen verändert werden. Z. B. wird der Calcium(Ca2+)-Ionenfluss durch die Membranen verändert, weil sich die Durchlässigkeit der Membranen ändert, was Auswirkungen auf intrazelluläre Signalketten hat. Diese Studie sollte die Wirkung von 900 MHz auf Gehirn, Leber und Nieren untersuchen, zum einen direkt nach Ende der Bestrahlung (Gruppe 2), zum anderen 30 Tage nach Beendigung der Bestrahlung (Gruppe 3, Rückzugsgruppe). Der Fokus lag auf dem oxidativen Status, Leber- und Nierenfunktionen und den Stresshormonen in den männlichen Albino-Ratten.

Studiendesign und Durchführung

30 erwachsene männliche Ratten (16–18 Wochen alt) wurden in 3 Gruppen eingeteilt:

1. Kontrolle, 2. 900-MHz-Bestrahlung 1 Stunde täglich 60 Tage lang, 3. Rückzugs-Gruppe = Bestrahlung 1 Stunde täglich 60 Tage lang, dann 30 Tage ohne Bestrahlung im Käfig. Die Bestrahlung erfolgte mit einem Generator, Intensität 2,5 mW/cm². Nach 60 bzw. 90 Tagen wurden Blutproben entnommen und im Serum die Leber-Transaminasen Alanintransaminase (ALT) und Aspartataminotransferase (AST), Corticosteron und die Catecholamine Epinephrin und Norepinephrin, dazu Harnstoff und Kreatinin gemessen. Im Überstand des Homogenats von Gehirn, Leber und Nieren wurden MDA und die gesamte antioxidative Kapazität (TAC total antioxidant capacity) bestimmt.

Ergebnisse

Bei allen gemessenen Parametern außer bei den Catecholaminen waren die Werte in der bestrahlten Gruppe 2 signifikant erhöht gegenüber der Kontrollgruppe 1, bei der Gruppe 3 wurden nach den 30 Tagen ohne 900-MHz-Strahlung fast die Werte der Kontrollgruppen erreicht, d. h. man konnte signifikante Rückbildung, Erholung sehen. Die 900-MHz-Strahlung erzeugte signifikanten Anstieg der Lipidperoxidation. Nach 90 Tagen (Gruppe 3) blieb sie nicht-signifikant höher als bei der Kontrollgruppe. Die antioxidative Kapazität (TAC) in den 3 Organen war signifikant geringer, Gruppe 3 blieb nicht-signifikant niedriger als die Kontrolle. Die Strahlung steigerte die MDA-Konzentration um 82,9 % im Hirnge-webe, in Leber und Nieren um 39 bzw. 35,6 %, TAC wurde durch die Strahlung um 81 %, 33,5 % und 28 % verringert. Die Leberenzyme ALT und AST, die Nierenwerte Harnstoff und Kreatinin waren signifikant erhöht gegenüber der Kontrolle und der Gruppe 3. Das Stresshormon Corticosteron war im Serum signifikant erhöht (86,7 zu 112,3 und 87,42 μg/ml), während die Catecholamine Epinephrin (22 zu 24,4 und 21,3 ng/ml) und Norepinephrin (33 zu 37,3 und 32,1 ng/ml) nicht-signifikant höher waren gegenüber den Gruppen 1 und 3. In dieser Studie reagierte Hirngewebe empfindlicher auf die 900-MHz-Strahlung als Leber und Nieren. Dafür kann es mehrere Gründe geben. Erstens wird das Telefon am Kopf nah am Gehirn betrieben, zweitens sind im Gehirn mehr Eisenpartikel (Magnetit) als in anderen Organen, dadurch können mehr freie Radikale in den Zellen entstehen, und drittens können stark stoffwechselaktive Zellen empfänglicher für Strahlung sein, weil sie mehr H2O2 als Treibstoff für die Reaktionen in den Mitochondrien bilden. Die signifikant erhöhten Werte für AST, ALT, Harnstoff und Kreatinin im Serum zeigen, dass die Leber- und Nierenfunktionen beeinträchtigt werden.

Schlussfolgerungen

900-MHz-Strahlung von Mobiltelefonen könnten einige biochemische und oxidative Schäden erzeugen, d. h. Stress in Gehirn, Leber und Nieren der Albino-Ratten. Diese Beeinträchtigungen werden zurückgebildet, wenn keine Felder mehr einwirken (Erholung von der Bestrahlung). Das Gehirn ist oxidativ stärker gefährdet als Leber und Nieren. Da ohne Feldeinwirkung weitgehende Erholung bis fast zum normalen Status eintritt wird empfohlen, das Mobiltelefon nicht über längere Zeit zu nutzen, damit schädliche Veränderungen korrigiert werden können.