Autor(en):
Ekici B*, Tanindi A, Ekici G, Diker E.


* Department of Cardiology, Faculty of Medicine, Ufuk University, Ankara.
Türkei
Veröffentlicht in:
Anatol J Cardiol 2016
Veröffentlicht: November 2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Herz /-tätigkeit
Epidemiologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Die Wirkungen der Dauer der Mobiltelefon-Nutzung auf Parameter der Herzfrequenzvariabilität bei gesunden Probanden.

The effects of the duration of mobile phone use on heart rate variability parameters in healthy subjects.

Original Abstract

Objective: This study aimed to estimate the influence of the duration of mobile phone use on heart rate variability (HRV) in healthy individuals.

Methods: One hundred forty-eight individuals without any established systemic disease and who had undergone 24-h ambulatory ECG monitoring were included in the case-control study. All the individuals had been using mobile phones for more than 10 years. Three-channel 24-h Holter monitoring was performed to derive the mean heart rate, standard deviation of normal NN intervals (SDNN), standard deviation of 5-min (m) mean NN intervals (SDANN), the proportion of NN50 divided by the total number of NNs (pNN50), the root mean square differences of successive NN intervals (RMSSD), high (HF)-, low (LF)-, very low (VLF)-frequency power, total power components, and the LF/HF ratio. Individuals were divided into four groups according to their duration of mobile phone use [no mobile phone use (Control group), <30 min/day (Group 1), 30-60 min/day (Group 2), and >60 min/day (Group 3)].

Results: All the groups had similar features with regard to demographic and clinical characteristics. No significant arrhythmias were observed in any of the groups. The LF/HF ratio was higher, whereas the SDNN, SDANN, RMSSD, and pNN50 values were lower in the study groups than in the control group (p<0.05). No significant differences were identified among groups with respect to heart rate, VLF, and total power values (p>0.05).

Conclusion:

In this study, it was shown that the duration of mobile phone use may affect the autonomic balance in healthy subjects. The electromagnetic field created by mobile phone use may induce HRV changes in the long term.

Keywords

electromagnetic field | heart rate variability | mobile phone

Exposition:

Mobiltelefone

EMF:data Auswertung

Einleitung

In dieser Fall-Kontroll-Studie sollte untersucht werden, welchen Einfluss Mobilfunkstrahlung auf die Herztätigkeit, insbesondere die Herzratenvariabiliät (HRV), von gesunden Personen hat. Alle Freiwilligen benutzten ein Mobiltelefon mehr als 10 Jahre. Die Untersuchung der Herzratenvariabilität ist eine der am meisten angewandten Methode. Sie gibt Auskunft über die autonome Regulation der Herztätigkeit, wie gut das autonome System die Herztätigkeit an die Erfordernisse anpassen kann. D. h. wie flexibel das Herz auf Veränderungen reagieren kann. Die elektromagnetischen Felder der Mobilfunkstrahlung können die elektromagnetischen Ströme des Herzens stören, d. h. die Herztätigkeit könnte durch Mobilfunkstrahlung beeinflusst werden. Die HRV-Analyse ist eine nicht-invasive Methode zur Untersuchung des autonomen Ungleichgewichts, wobei eine geringe HRV mit einem hohen Risiko für Herzerkrankungen korreliert ist. Mobiltelefone sind weit verbreitet, es gibt aber nur wenige Studien, die untersucht haben, welchen Einfluss die Dauer der Nutzung auf die HRV bei gesunden Menschen hat. Hier wurde eine HRV-Analyse durchgeführt, um mögliche Veränderungen des Gleichgewichts zwischen Sympathikus und Parasympathikus bei Personen mit normalem Elektro- und Echo-Kardiogramm (Ultraschall) in Ruhe zu sehen.

Studiendesign und Durchführung

148 gesunde freiwillige Personen (85 Frauen und 63 Männer) im Alter zwischen 22 und 40 Jahren. Alle bekamen eingangs ein 24-Stunden-Langzeit-EKG. Es wurden 4 Gruppen gebildet: 1. Keine Handynutzung, 2. Nutzung weniger als 30 Minuten/Tag, 3. 30–60 Minuten/Tag und 4. mehr als 60 Minuten/Tag. Gemessen wurden die durchschnittliche Herzrate, die Standardabweichung der normalen N-N-Intervalle, die Standardabweichung der 5-Minuten-N-N-Intervalle, der Prozentsatz der aufeinander folgenden N-N-Unterschiede u. a. Die Frequenz-Analysen um-fassten VLF (0,003–0,04 Hz), LF (0,04–0,15 Hz), HF (0,16–0,4 Hz) und das LF/HF-Verhältnis.

Ergebnisse

Es gab keine signifikanten Unterschiede in den demografischen und klinischen Charakteristiken, auch nicht in Bezug auf Arrhythmien. Die HF-Werte waren in den 3 Grup-pen signifikant niedriger gegenüber der Kontrollgruppe (aufgerundet 407, 391, 201 und 145), das LF/HF-Verhältnis war in den Nutzer-Gruppen signifikant höher als in der Kontrollgruppe, abhängig von der Dauer der Nutzung. Das Verhältnis war umso höher je mehr die Personen telefonierten (1,9 in der Kontrollgruppe, 2,2 in Gruppe 2, 3,7 in Gruppe 3 und 5,4 in Gruppe 4). Es gab keine signifikanten Unterschiede bei Herzrate und VLF. Die anderen Werte waren niedriger als bei den Personen der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerungen

In dieser Studie wurde gezeigt, dass die Dauer der Mobiltelefonnutzung das autonome Gleichgewicht für die Herzratenvariabilität in den gesunden Personen verschieben könnte. Während der Gespräche ist das Gerät nah am Kopf, dadurch kann das autonome Nervensystem verändert werden, das eine Verbindung zur Steuerung der Herztätigkeit (Schrittmacher) hat. Die elektromagnetischen Felder der Mobiltelefone könnten bei Langzeitnutzung Veränderungen in der Herzratenvariabilität hervorrufen. Die Autoren geben Einschränkungen der Studie an, z. B. kleine Probandenzahl, die HRV wurde nicht vor, während und nach Mobiltelefongesprächen ermittelt, dazu fehlten die SAR-Werte. Die Forscher haben die Daten rückwirkend aus den Telefonrechnungen ermittelt und die durchschnittliche Dauer bzw. die Anzahl der Telefongespräche pro Monat errechnet. Anmerkung: Ein NN-Intervall ist der Abstand zwischen zwei Herzschlägen, die bei der normalen, gesunden Herzfrequenzvariabilität stärker variiert als bei krankhaften Veränderungen des Herzens bzw. des autonomen Nervensystems des Herzens. Die verschiedenen Frequenzbereiche VLF, LF, HF geben die Zuordnung zum autonomen Nervensystem des Herzens wieder: Der VLF-Bereich, < 0,04 Hz, hat mit Wärmeregulation, der LF-Bereich, 0,04–0,15, mit Blutdruck, z. T. Atmung zu tun und der HF-Bereich, 0,15–0,4 Hz, mit der Atmung, Die niederen Frequenzen werden dem Sympathikus, die hohen dem Parasympathikus und die mittleren beiden Systemen zugeordnet. Das LF/HF-Verhältnis liefert Angaben zum Gleichgewicht der Frequenzbereiche.