Autor(en):
Schoeni A*, Roser K, Röösli M.
* Swiss Tropical and Public Health Institute, Department of Epidemiology and Public Health, Socinstrasse 57, 4002 Basel.
Schweiz
Veröffentlicht in:
Environ Int 2015; 85: 343–351
Veröffentlicht: Dezember 2015
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Kinder/Jugendliche  |  Gedächtnis, Lernen, Verhalten
Epidemiologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Gedächtnis-Leistung nach Einwirkung elektromagnetischer 900-MHz-Felder: eine prospektive Kohortenstudie mit Jugendlichen.

Memory performance, wireless communication and exposure to radiofrequency electromagnetic fields: A prospective cohort study in adolescents.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

900 MHz
Mobiltelefone

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Nutzung von Mobiltelefonen ist bei Jugendlichen stark angestiegen, 2012 besaßen 95 % der 12- bis 19-Jährigen ein solches Gerät. Die Schweizer Arbeitsgruppe hat in dieser prospektiven Kohortenstudie Jugendliche mittels Fragebögen um Auskunft gebeten, wie sie ihr Smartphone nutzen und untersucht, ob sich häufige Nutzung des Smartphones auf die Gedächtnisleistung auswirkt.

Studiendesign und Durchführung

Zwischen Juni 2012 und Februar 2013 wurden 439 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren aus 24 Schweizer Schulen in städtischen und ländlichen Gebieten befragt zu Alter, Geschlecht, Alkohol, sportliche Aktivitäten usw. Parallel wurden die Eltern zu Verhalten und Entwicklung ihrer Kinder, zu gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen und der Nutzung von drahtloser Kommunikation zu Hause befragt. Ein Jahr später wurde die Prozedur wiederholt. Eine Gruppe von 95 Schülern trug ein Messgerät (Exposimeter). Die Gedächtnistests bestanden in standardisierten Aufgaben am Computer; die Schüler mussten Figurenpaare und Wortgruppen erinnern. Die Strahlenbelastung der Schüler wurde über die Daten der Mobilfunkanbieter, über Angaben der Jugendlichen zur Nutzung (Gesprächsdauer mit eigenem und fremdem Mobiltelefon und Schnurlostelefon, SMS-Sendung, Surfen, WhatsApp usw.) bis 6 Monate vor der Studie ermittelt.

Ergebnisse

439 Schüler (12–17 Jahre) von 24 Schulen aus ländlichen und städtischen Gebieten nahmen teil, 412 (93,9 %) hatten ein Mobiltelefon. Ein Jahr später nahmen 425 (96,8 %) teil, davon hatten 416 (97,9 %) ein eigenes Gerät. Daten von den Mobilfunkanbietern wurden von 234 Schülern am Anfang und ein Jahr später erhalten. Der Unterschied zwischen den Angaben der Schüler und den Daten der Mobilfunkanbieter zur Nutzung der Smartphones war sehr unterschiedlich: 16,0 zu 1,9 Minuten pro Tag. Die Einschätzung der Schüler war 7-mal höher als die objektiven Daten. möglicherweise, weil Jugendliche viele Textmeldungen über Internet verschicken. Die Auswertung der Gedächtnistests mit den Jugendlichen ergaben nach einem Jahr einen signifikanten Zusammenhang zwischen höherer Dosis und schlechterem Figuren-Gedächtnis. Beim Wortgedächtnis war der Zusammenhang geringer, evtl. werden verschiedene Hirnareale von der Strahlung angesprochen. Das deutet auf eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses durch die Strahlung hin. Andere Faktoren haben wohl wenig Einfluss. Man weiß nicht, wie oft die Schüler mit anderen Mobiltelefonen oder Schnurlostelefonen telefoniert haben, deshalb ist die Dosis-Berechnung ungenau. Keine Unterschiede fand man bei geringer Feldbelastung, z.B. SMS-Sendung und Spielen.

Schlussfolgerungen

Nach einem Jahr nahm das figurale Gedächtnis ab, je häufiger das Smartphone genutzt wurde. Die Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass die Strahlung von Smartphones das Gedächtnis für Figuren beeinträchtigt. Da es gewisse Unsicherheiten bezüglich der Dosisberechnungen gibt, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten.