Autor(en):
Sun W*, Shen X, Lu D, Fu Y, Lu D, Chiang H.
* Bioelectromagnetics Key Laboratory, Zhejiang University School of Medicine, Hangzhou.
China
Veröffentlicht in:
Int J Radiat Biol 2012; 88 (3): 239 – 244
Veröffentlicht: März 2012
auf EMF:data seit 06.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Zellproliferation/-wachstum
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Eine 1,8 GHz-Hochfrequenz-Befeldung induziert das EGF-Rezeptor-Clustering und die Phosphorylierung in kultivierten menschlichen amniotischen (FL)-Zellen.

A 1.8-GHz radiofrequency radiation induces EGF receptor clustering and phosphorylation in cultured human amniotic (FL) cells.

Original Abstract

Quelle: PubMed
Exposition:

1800 MHz
SAR = 0,5; 1; 2; 4 W/kg
Referenzartikel:


Sun W, Shen X, Lu D, Fu Y, Lu D, Chiang H. 2011. A 1.8-GHz radiofrequency radiation induces EGF receptor clustering and phosphorylation in cultured human amniotic (FL) cells. International Journal of Radiation Biology, Early Online, 1-6

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http://www.ro-journal.com/content/5/1/46

EMF:data Recherche

Das EMF Portal der RWTH Aachen (Referenzdatenbank der WHO) berichtet:

"Die Ergebnisse zeigten, dass die Hochfrequenz-Exposition bei den SAR-Werten von 0,5, 1, 2 oder 4 W/kg für 15 Minuten im Vergleich zur Schein-Exposition signifikant die EGF-Rezeptor-Cluster-Bildung in den Fruchtwasser-Zellen induzierte sowie die Phosphorylierung am Tyrosin-1173-Rest erhöhte, wohingegen bei einem SAR-Wert von 0,1 W/kg keine signifikante Wirkung verursacht wurde. Allerdings zeigten die Ergebnisse ebenfalls, dass es keinen zusätzlichen signifikanten Anstieg bei den Wirkungen über 0,5 W/kg gab. Basierend auf diesen Ergebnissen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Membran-Rezeptoren eins der Hauptangriffsziele sein könnten, an denen die Hochfrequenz-Exposition mit den Zellen interagiert und dass der Schwellenwert der Dosisleistung, im Falle der EGF-Rezeptoren, zwischen einem SAR-Wert von 0,1 und 0,5 liegt."

Begriffserklärung:
EGF – Rezeptor: Ein Transmembran-Protein, das an der Regulierung des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung beteiligt ist. Der Rezeptor bindet den epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) und löst damit eine Signalübertragung in der Zelle aus.

EMF:data Auswertung

Einleitung

In einer Studie im International Journal of Radiation Biology präsentieren W. Sun und Kollegen (Sun et al., 2011) vom Institute of Environmental Medicine an der Zhejiang University School of Medicine in Hangzou (China) ihre Ergebnisse über die Wirkung von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) auf den EGF-Rezeptor in menschlichen Fruchtwasser-Zellen.

Studiendesign und Durchführung

Die Autoren untersuchten, ob sich nach einer HF-EMF-Befeldung (1.8 GHz GSM Signal, 15 min Dauer) (i) die EGF-Rezeptoren sich auf der Zellmembran gruppieren (”Rezeptor-Cluster-Bildung”) und (ii) ob die EGF-Rezeptoren aktiviert (d.h. phosphoryliert) werden. Sun und Kollegen verwendeten unterschiedliche SAR-Werte für die Bestrahlung (SAR = 0.1, 0.5, 1, 2 oder 4 W/kg) um ebenfalls die Effektstärke in Abhängigkeit zur Befeldungstärke zu ermitteln. Die Untersuchungen ergaben, dass eine EGF-Rezeptor-Cluster-Bildung und eine EGF-Rezeptor-Aktivierung auftritt, wenn die Fruchtwasser-Zellen mit SAR-Werten von 0.5, 1, 2 oder 4 W/kg bestrahlt wurden. Die Studie ist aus dreifachem Grund von besonderem Interesse: Erstens wird bestätigt, dass eine schwache (ab SAR = 0.5 W/Kg) und relativ kurze (15 min) Befeldung mit HF-EMF biologische Auswirkungen hat. Zweitens zeigt die Studie, dass die Zellmembran, und vor allem der EGF-Rezeptor, maßgeblich an der Wechselwirkung zwischen HF-EMF und biologischen Systemen beteiligt ist, eine Tatsache, die auch durch andere Studien schon aufgezeigt wurde (z.B. Friedman et al., 2007; Rodemann et al., 2007). Die HF-EMF-induzierte EGF-Rezeptor-Aktivierung ist insbesondere bedeutsam, da eine Veränderung (strukturell und/oder funktionell) am EGF-Rezeptor bei unterschiedlichen Krankheiten eine Rolle spielt, z.B. bei Krebs (Wernicke et al., 2010). Drittens erbrachte die Studie, dass es keine lineare (sondern eine nicht-lineare) Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen HF-EMF-Befeldung und biologischem Effekt gibt: die EGF-Aktivierung trat nicht bei einem SAR-Wert von 0.1 W/kg auf, zeigte sich aber signifikant bei den stärkeren SAR-Werten (0.5, 1, 2 und 4 W/Kg), wobei der größte Unterschied zwischen 0.1 W/kg und 0.5 W/kg zu verzeichnen ist. Dieser Befund bestätigt den schon durch frühere Arbeiten postulierten nicht-linearen Zusammenhang zwischen HF-EMF Intensität und biologischer Effektstärke in Form einer sogenannten Sigmoid-Funktion (Belyaev et al., 2010).

Schlussfolgerungen

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die neue Studie von Sun et al. neue Beweise erbringt, dass (i) schwache HF-EMF in der Lage sind biologische Reaktionen zu verursachen, und (ii) dass diese Reaktionen zentrale zelluläre Regelmechanismen betreffen.