Autor(en):
Falcioni L*, Bua L, Tibaldi E, Lauriola M, De Angelis L, Gnudi F, Mandrioli D, Manservigi M, ManservisiI F, ManzoliI I, Menghetti I, Montella R, Panzacchi S, Sgargi D, Strollo V, Vornoli A, Belpoggi F.
* Cesare Maltoni Cancer Research Center, Ramazzini Institute, Castello di Bentivoglio, via Saliceto 3, Bentivoglio, 40010 Bologna.
Italien
Veröffentlicht in:
Environ Res. 2018 Mar 7
Veröffentlicht: 07.03.2018
auf EMF:data seit 14.03.2018
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

The Ramazzini Institute, Bologna, Italy; Regional Agency for Prevention and the Environment (ARPA), Emilia-Romagna Region, Italy; Children With Cancer, UK; Fondazione Cassa di Risparmio, Bologna, Italy; National Institute for Insurance Against Injuries at Work (INAIL, ex ISPESL), Italy; Protezione Elaborazioni Industriali (P.E.I.), Bologna, Italy; Fondazione del Monte di Bologna e Ravenna, Bologna, Italy; Environmental Health Trust, USA.

Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Mobilfunkwirkung einer Basisstation: Bericht über die Endergebnisse bezüglich Hirn- und Herztumoren bei Sprague-Dawley Ratten, die bereits im Uterus bis zum natürlichen Tod einem Mobilfunkhochfrequenzfeld ausgesetzt waren, welches die Emissionen einer 1,8 GHz GSM-Basisstation widerspiegelt.

Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission.

Original Abstract

Quelle: Environmental Research | ScienceDirect | Übersetzung durch EMF:data
Exposition:

1800 MHz
Mobilfunk-Basisstation
GSM
SAR = 0,001 - 0,1 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Im Jahr 2005 startete das Ramazzini Institut eine lebenslange Studie an Sprague-Dawley Ratten, welche die krebserregende Wirkung von Hochfrequenz-Strahlung untersuchen sollte. Diese Studie wurde nun abgeschlossen und regt dazu an, die Einstufung von Hochfrequenz-Strahlung als möglicherweise Krebs erregend beim Menschen (Gruppe 2B) zu überdenken. Bereits in den frühen 2000er Jahren wurden Studien veröffentlicht, die aufzeigten, dass Menschen, die Mobiltelefone nutzen, ein signfikant erhöhtes Risiko haben an Schwannomen (gutartige Tumore ausgehend vom peripheren Nervensystem) und Hirntumoren zu erkranken. Auch modernere Fall-Kontroll-Studien bestätigen dieses erhöhte Risiko. Experimentelle Studien hingegen waren weitestgehend unzureichend auf Grund von zu kurzer Experimentendauer, zu wenigen Versuchstieren oder falschen Expositionsbedingungen. Die Studie des Ramazzini-Institutes hingegen wartet mit einer Gesamtanzahl von 2448 Versuchstieren auf.

Quelle: ElektrosmogReport Juni 2019 | 25. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Insgesamt wurden 2448 Versuchstiere analysiert. Sie wurden vom 12. Tag der Schwangerschaft an 19 Stunden täglich ihr Leben lang bestrahlt. Als Strahlungsquelle diente eine 1,8 GHz GSM-Antenne (2G). Die Versuchstiere wurden in vier Gruppen unterteilt. Gruppe I erhielt als Kontrollgruppe keine Bestrahlung. Gruppe II wurde mit einer Intensität bestrahlt, die in einem SAR-Wert von 0,001 W/Kg resultierte. Gruppe III erhielt 0,03 W/Kg und Gruppe IV 0,1 W/Kg. Um die Strahlung aus der Umgebung auszuschließen, wurden die Tiere in abgeschirmten Räumen gehalten. Während des gesamten Experiments wurden keine Auffälligkeiten des klinischen Status der Tiere festgestellt. Biologische Parameter wie Wasser- und Nahrungs-aufnahme, Gewicht und Überlebensindex wiesen während des gesamten Experiments keine Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Die Wissenschaftler analysierten Gehirne und Herzen der Versuchstiere mit histopathologischen Methoden.

Ergebnisse

Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass männliche Ratten der IV statistisch signifikant mehr Herz-Schwannome aufwiesen als die der Kontrollgruppe (0% vs. 1,4%). Im Gegensatz zum Menschen sind Schwannome bei Ratten als bösartige Tumore klassifiziert. Des Weiteren zeigten die männlichen Tiere dieser Gruppe ein erhöhtes Vorkommen an Hyperplasie (übermäßige Zellbildung) von Schwannschen Zellen im Herzen, allerdings nicht statistisch signifikant (0,7% vs. 2,4%). Erhöhtes Vorkommen von Hyperplasie der Schwannschen Zellen im Herzen konnte auch bei weiblichen Tieren der Gruppe IV festgestellt werden. Auch hier wurde keine statistische Signifikanz erreicht (0,5% vs. 1,0%). Die Analysen der Gehirne der Ratten ergaben ebenfalls keine statistisch signifikanten Daten. Bei weiblichen Tieren konnte jedoch ein intensitätsabhängiger Trend aufgezeigt werden: 0,5% der Gruppe I, 0,7% der Gruppe II, 1,0% der Gruppe III und 1,5% der Gruppe IV besaßen bösartige Gliome (Tumore entstehend aus Gliazellen des zentralen Nervensystems). Bemerkenswerterweise wurde vom US National Toxicology Program (NTP) eine mit der des Ramazzini Instituts vergleichbare Studie durchgeführt (Wyde et al 2018). Hierbei wurden Ratten folgendermaßen mit hochfrequenten Radiowellen bestrahlt: 18 h/Tag, 10 min an/10 min aus, 7 Tage/Woche, 104 Wochen. Die Tiere wurden ebenfalls in vier Gruppen unterteilt mit einem SAR Wert von 0 W/Kg, 1,5 W/Kg, 3 W/Kg und 6 W/Kg. Im Gegensatz zum Ramazzini-Institut wurden diese also pro Tag kürzer (19h vs. 18h), diskontinuierlich (10 min an/10 min aus), über einen kürzeren Zeitraum (104 Wochen vs. lebenslang) aber mit deutlich mehr Intensität bestrahlt. Die Beobachtungen beider Arbeits-gruppen stimmen überein, was die histopathologischen Untersuchungen des Herzensund des Gehirns anbelangt.

Schlussfolgerungen

Aus Sicht der Autoren hat diese Studie aus drei Gründen besondere Bedeutung:

1. Auch die geringe Erhöhung von Tumorvorkommnissen in der Studie kann großen Einfluss auf die gesellschaftliche Gesundheit haben.

2. Die zwei unabhängigen Studien des Ramazzini-Instituts und der US National Toxicology Programs zeigen übereinstimmende Daten.

3. Die beobachteten Tumore haben denselben zellulären Ursprung wie die der erwähnten epidemiologischen Fallstudien von Mobilfunknutzern. Die Wissenschaftler fordern auf Grund dieser experimentellen Studien eine Überprüfung des kanzerogenen Potentials von Hochfrequenz-Radiowellen durch die IARC (International Agency for Research on Cancer). (IW)