Autor(en):
Pall ML.*
* Biochemistry and Basic Medical Sciences, Washington State University, Portland, OR97232-3312.
USA
Veröffentlicht in:
Rev Environ Health 2021 [im Druck]
Veröffentlicht: 26.05.2021
auf EMF:data seit 29.05.2022
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
(Intrazelluläre) Calcium-Konzentration
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Millimeterwellen (MM)- und Mikrowellenfrequenz-Strahlung erzeugen tief eindringende Wirkungen: Biologie und Physik.

Millimeter (MM) wave and microwave frequency radiation produce deeply penetrating effects: the biology and the physics.

Original Abstract

Millimeter wave (MM-wave) electromagnetic fields (EMFs) are predicted to not produce penetrating effects in the body. The electric but not magnetic part of MM-EMFs are almost completely absorbed within the outer 1 mm of the body. Rodents are reported to have penetrating MM-wave impacts on the brain, the myocardium, liver, kidney and bone marrow. MM-waves produce electromagnetic sensitivity-like changes in rodent, frog and skate tissues. In humans, MM-waves have penetrating effects including impacts on the brain, producing EEG changes and other neurological/neuropsychiatric changes, increases in apparent electromagnetic hypersensitivity and produce changes on ulcers and cardiac activity. This review focuses on several issues required to understand penetrating effects of MM-waves and microwaves: 1. Electronically generated EMFs are coherent, producing much higher electrical and magnetic forces then do natural incoherent EMFs. 2. The fixed relationship between electrical and magnetic fields found in EMFs in a vacuum or highly permeable medium such as air, predicted by Maxwell's equations, breaks down in other materials. Specifically, MM-wave electrical fields are almost completely absorbed in the outer 1 mm of the body due to the high dielectric constant of biological aqueous phases. However, the magnetic fields are very highly penetrating. 3. Time-varying magnetic fields have central roles in producing highly penetrating effects. The primary mechanism of EMF action is voltage-gated calcium channel (VGCC) activation with the EMFs acting via their forces on the voltage sensor, rather than by depolarization of the plasma membrane. Two distinct mechanisms, an indirect and a direct mechanism, are consistent with and predicted by the physics, to explain penetrating MM-wave VGCC activation via the voltage sensor. Time-varying coherent magnetic fields, as predicted by the Maxwell-Faraday version of Faraday's law of induction, can put forces on ions dissolved in aqueous phases deep within the body, regenerating coherent electric fields which activate the VGCC voltage sensor. In addition, time-varying magnetic fields can directly put forces on the 20 charges in the VGCC voltage sensor. There are three very important findings here which are rarely recognized in the EMF scientific literature: coherence of electronically generated EMFs; the key role of time-varying magnetic fields in generating highly penetrating effects; the key role of both modulating and pure EMF pulses in greatly increasing very short term high level time-variation of magnetic and electric fields. It is probable that genuine safety guidelines must keep nanosecond timescale-variation of coherent electric and magnetic fields below some maximum level in order to produce genuine safety. These findings have important implications with regard to 5G radiation.

Keywords

5G modulating pulses; EMF pathophysiological and therapeutic effects; coherent electronically generated EMFs; increased [Ca2+]i and calcium signaling; modulating pulses and biological EMF effects; penetrating effects via time-varying magnetic field penetration.

© 2021 Martin L. Pall, published by De Gruyter, Berlin/Boston

Exposition:

5G
Millimeter-Wellen

EMF:data Auswertung

Einleitung

Künstlich erzeugte elektromagnetische Felder (EMF) sind hochgradig kohärent und werden bei spezifischen Frequenzen, Vektorrichtungen, Phase und Polarität erzeugt. Solche kohärenten EMF erzeugen wesentlich stärkere elektrische und magnetische Kräfte als natürliche, inkohärente EMF. Die meisten, jedoch nicht alle natürlichen EMF sind inkohärent. Die viel stärkeren Kräfte, welche durch künstliche EMF erzeugt werden, sind von großer Bedeutung im Hinblick auf unsere Fähigkeit, solche EMF für drahtlose Kommunikation zu benutzen, aber auch für deren biologische Auswirkung. Es existiert ausführliche Literatur über die Kohärenz künstlicher EMF sowie der Bedeutung dieser Kohärenz für Kommunikation und nicht-thermische biologische Wirkungen. Diese Literatur wird allerdings von der großen Mehrheit der Wissenschaftler, die sich mit EMF-Wirkung befassen, nicht wahrgenommen. Die Ausbreitung elektromagnetischer Felder im Vakuum oder der Luft ist durch eine feste Beziehung zwischen elektrischem Feld und magnetischem Feld gekennzeichnet. Elektrische Felder werden jedoch viel leichter von vielen Medien absorbiert als magnetische Felder, was zu einer Störung dieser festen Beziehung führt. Biologische Gewebe besitzen Magnetfeldern gegenüber eine sehr hohe Permeabilität, was dazu führt, dass sie in großem Maße von ihnen durchdrungen werden. Biologische Gewebe absorbieren also die elektrische Komponente von mm-Wellen oder Mikrowellenstrahlung, nicht jedoch deren magnetische Komponente. Das elektrische Feld von mm-Wellen-EMF wird beinahe vollständig vom äußersten 1 mm des Körpers absorbiert. Die schnell auftretende Absorption elektrischer Felder in biologischem Gewebe hat die Telekommunikationsindustrie und andere Wissenschaftler zu der Annahme verleitet, dass sich die biologische Wirkung von mm-Wellen auf die äußeren 1 mm des Körpers beschränkt. Bei der etwas niedrigerfrequenten Mikrowellenstrahlung (in dieser Publikation definiert als 400 MHz–5 GHz) wird von 1–3 cm ausgegangen. In dieser Übersichtsarbeit werden zwei verschiedene, mögliche Mechanismen erörtert, wie zeitvariable mm-Wellen Magnetfelder mit durchdringender biologischer Wirkung erzeugen können.

Quelle: ElektrosmogReport Mai 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 2

Studiendesign und Durchführung

Die Datenbanken EMF Portal, Web of Science und Google Scholar wurden genutzt, um relevante Publikationen zu recherchieren.

Ergebnisse

In zahlreichen Studien wird über die durchdringende Wirkung von nicht-thermischen, nicht-gepulsten, kontinuierlichen mm-Wellen-EMF berichtet. Dies beinhaltet Auswirkungen auf Nagetiere (Gehirn, Herzmuskel, Leber, Niere, Knochenmark), veränderte EEGs beim Menschen sowie therapeutische Ansätze (z. B. verbesserte Knochenmarksfunktion, verbesserte Heilung von Magengeschwüren, verbesserte Herzfunktion). Die betroffenen Organe befinden sich weit mehr als 1 mm unterhalb der Körperoberfläche. In-vitro-Studien finden Auswirkungen von nicht-gepulsten mm-Wellen bei Intensitäten von 1 μW/cm². 5G-Mobilfunk hingegen verwendet eine außerordentlich starke Impulsmodulation, um die außerordentlich hohen Informationsmengen bewerkstelligen zu können. Es ist bekannt, dass EMF mit Impulsmodulation in den meisten Fällen wesentlich stärkere biologische Auswirkungen haben als nicht-gepulste EMF. Wie können jedoch EMF geringer Intensität und vermeintlich geringer Penetrationstiefe solche Wirkungen erzeugen? Der Autor postuliert zwei mögliche Mechanismen, welche beide eine Konsequenz von stark durchdringenden, zeitvariablen magnetischen Kräften darstellen.

1. Die Magnetfelder üben starke Kräfte auf die Ionen aus, welche in den wässrigen Phasen unseres Körpers gelöst sind, und bewegen diese Ionen sowohl im extrazellulären Medium als auch in intrazellulären wässrigen Phasen, wodurch wiederum ein elektrisches Feld innerhalb des Körpers erzeugt wird. Dies entspricht in etwa dem Funktionsprinzip eines Dynamos. Dieses elektrische Feld kann dann wiederum auf die Ladung der Spannungssensoren spannungsgesteuerter Kalziumkanäle wirken (VGCC, im Späteren mehr zu spannungsgesteuerten Kalziumkanälen).

2. Da die Plasmamembranen, und damit auch die Spannungssensoren der VGCC, von Zellen in ständiger Bewegung sind, können auch statische Magnetfelder zeitvariable Kräfte auf die Ladungen der VGCC-Spannungssensoren ausüben. Durch mm-Wellen erzeugte Magnetfelder könnten demnach direkt auf die positiven Ladungen der Spannungssensoren wirken und dadurch deren Aktivierung bewirken. Fakt ist, dass durch diverse EMF (mm-Wellen, Mikrowellen, Niederfrequenz) verursachte Wirkungen durch Kalziumkanalblocker verhindert oder stark abgeschwächt werden können. Nach einer Belastung mit EMF kommt es im Gewebe bzw. den Zellen zu einem starken, schnellen Anstieg der Kalzium-Signalübertragung, der durch einen rapiden Anstieg des intrazellulären Kalziumspiegels verursacht wird. Dieser erhöhte Kalziumspiegel kann zu einer Reihe von pathophysiologischen Wirkungen wie z.B. oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen und mitochondrialer Dysfunktion führen. Abgesehen von dieser mechanistischen Betrachtung der mm-Wellen-Wirkung, zeigt der Autor einen Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Hypersensibilität (EHS) und mm-Wellen auf. Eine Reihe von Studien beschreiben EHS oftmals mit neurologischen / neuropsychatrischen bzw. kardiologischen Wirkungen als Konsequenz von mm-Wellen-Belastung. In Anbetracht, dass es sich bei 5G-Mobilfunk um mm-Wellen-EMF mit extremer Impulsmodulation handelt, welche in den meisten Fällen wesentlich stärkere biologische Wirkungen nach sich ziehen, könnte von sehr schädlichen Auswirkungen von 5G ausgegangen werden.

Schlussfolgerungen

Der Autor dieser Übersichtsarbeit zeigt einen potenziellen Mechanismus auf, wie mm/Mikro-Wellen-EMF, zu denen auch 5G-Mobilfunk gehört, Auswirkungen in tieferliegenden Geweben haben könnten, obwohl das elektrische Feld in der obersten Schicht des Körpers absorbiert wird. Den Schlüssel zu diesem Mechanismus stellen spannungsgesteuerte Kalziumkanäle dar, welche von magnetischen Kräften des EMF aktiviert werden. (RH)