Autor(en):
Kim S*, Han D, Ryu J, Kim K, Kim YH

* Department of Medicine, School of Medicine, Pusan National University, 50612, Yangsan, Republic of Korea.
Südkorea
Veröffentlicht in:
Environ Res 2021; 202: 111784
Veröffentlicht: 01.11.2021
auf EMF:data seit 06.09.2022
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Spermien-Parameter  |  Wirkungen auf Hoden/Spermien, Fertilität
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Auswirkungen der Mobiltelefon-Nutzung auf die Spermien-Qualität - Keine zeitabhängige Beziehung zur Nutzung: Ein systematischer Review und aktualisierte Meta-Analyse.

Effects of mobile phone usage on sperm quality – No time-dependent relationship on usage: A systematic review and updated meta-analysis.
Exposition:

Mobiltelefone

EMF:data Auswertung

Einleitung

Globalisierung und Modernisierung haben die Menschheit in hohem Maße abhängig von elektronischen Geräten gemacht. In den meisten Industrieländern liegt die Verbreitung von Smartphones bei über 80 %. Die von Smartphones ausgesendete hochfrequente Strahlung steht im Verdacht, negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu haben. Eine Vielzahl von Studien beschreibt, dass Vitalität, Beweglichkeit sowie Anzahl von Spermien nach Einwirkung von Mobilfunkstrahlung deutlich abnehmen. Andere negative Wirkungen von Hochfrequenz auf die männliche Fruchtbarkeit beinhalten Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies, DNA-Fragmentierung, mitochondriale Apoptose sowie Veränderungen von Hormonspiegeln. Trotz dieser negativen Folgen der Hochfrequenz sind die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf den Körper weiterhin umstritten. Eine frühere Meta-Analyse der Autoren aus dem Jahr 2014 bewertete die Verringerung der Beweglichkeit, Lebensfähigkeit und Konzentration von Spermien. Allerdings wurden diese Auswirkungen auf Grundlage von Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein einer Hochfrequenzbelastung untersucht. Auf Grund der hohen Verbreitungsrate von Mobiltelefonen re-evaluieren die Autoren die Auswirkungen auf die Spermienqualität in Abhängigkeit der Dauer der Nutzung, um die aktuelle Situation genauer zu erfassen. Außerdem wurden aktuelle Studien sowie neue Subgruppenanalysen durchgeführt, um präzisere Ergebnisse präsentieren zu können.

Quelle: ElektrosmogReport September 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 3

Studiendesign und Durchführung

Die Wissenschaftler identifizierten insgesamt 119 wissenschaftliche Publikationen, welche zwischen 2012 und 2021 veröffentlich wurden, wovon 18 alle Qualitätskriterien erfüllten und in diese Meta-Analyse einbezogen wurden. Diese 18 Studien beinhalteten 4280 Proben. 16 Publikationen lieferten Daten zur Beweglichkeit, 6 zur Lebensfähigkeit und 12 zur Konzentration der Spermien. Alle in vitro Studien waren experimentell, während alle in vivo Studien auf Beobachtungen beruhten. Bei der Subgruppenanalyse wurde nach vier Kriterien klassifiziert: Art der Kontrollgruppe (nicht bestrahlt vs. weniger bestrahlt), Studiendesign (in vitro und in vivo), Teilnehmergruppe (Fertilitätsklinik oder allgemeine Bevölkerung) und Aufbewahrungsort des Mobiltelefons (Hosentasche oder nicht).

Ergebnisse

Übereinstimmend mit der vorangegangenen Meta-Analyse von 2014 stuften die Autoren die Wirkung der Mobilfunknutzung auf die Spermienqualität als schädlich ein. Bei der Beweglichkeitsanalyse wurden 16 Studien mit 3446 Proben untersucht. 12 Studien beschrieben eine signifikant negative Auswirkung der Hochfrequenz auf die Beweglichkeit menschlicher Spermien (11,47 % – 86,8 % durchschnittliche Gesamtbeweglichkeit). Entsprechend wurden 6 Studien mit 783 Proben für die Beurteilung der Lebensfähigkeit analysiert. Alle 6 Publikationen zeigten einen negativen Zusammenhang zwischen Handynutzung und der Lebensfähigkeit der Spermien auf. Die Spanne der mittleren Lebensfähigkeit lag in allen Studien zwischen 51,3 % und 89 %. In Bezug auf die Spermienkonzentration wurden 12 Studien mit 3796 Proben bewertet. Wieder wurde eine nachteilige Wirkung des Mobilfunks bestätigt. Die Spanne der durchschnittlichen Spermienkonzentration betrug 12,84 % – 85,89 %. Die Subgruppenanalyse des Aufbewahrungsorts zeigte keine signifikanten Unterschiede. Laut den Autoren ist dies ein Beleg dafür, dass die Mobilfunkwirkung auf nicht-thermischen Effekten beruht. Wäre die thermische Wirkung größer als die nicht-thermische, würden Personen, die ihre Mobiltelefone in der Hosentasche aufbewahren, eine signifikante Abnahme der Spermienparameter aufweisen, da für eine thermische Wirkung ein unmittelbarer Kontakt zur Erwärmung des Gewebes notwendig ist. Weitere wichtige Ergebnisse der Subgruppenanalyse demonstrieren eine Dosis-Wirkung-Beziehung (Gruppe mit starker Mobilfunknutzung zeigt stärkere Abnahme der Spermienqualität) sowie eine größere Verminderung der Qualitätsparameter bei den in vivo Studien. Die Meta-Analyse besitzt jedoch auch Limitationen. So besitzt beispielsweise jede einzelne Studie ihr eigenes Studiendesign (Einheiten, Dosimetrie, Befeldungsdauer etc.). Außerdem ist nicht auszuschließen, dass gewisse Störvariablen (z.B. Lebensweise, andere Bestrahlungsquellen wie WLAN) ebenfalls Einfluss auf die beobachteten Auswirken haben. Die Wichtungsanalyse zeigte jedoch keinen signifikanten Extremwert, was darauf hinweist, dass die gezogenen Schlüsse richtig sind.

Schlussfolgerungen

Die Nutzung von Mobiltelefonen verringerte die Spermienqualität, indem sie Beweglichkeit, Lebensfähigkeit und Konzentration beeinträchtigte. Die Subgruppenanalyse lässt auf eine nicht-thermische Wirkung mit Dosis-Wirkung-Beziehung schließen, welche auf Grund der ausgeprägten Qualitätsverluste bei der in vivo-Subgruppe klinische Bedeutung aufweist. Aus diesem Grund sei laut den Autoren die langfristige Mobilfunknutzung ein Faktor, welche als Ursache für die Verminderung der Spermienqualität in Betracht gezogen werden müsse. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, insbesondere um die Auswirkungen moderner Mobiltelefonmodelle ermitteln zu können. (RH)