Autor(en):
Qin TZ*, Wang X, Du JZ, Lin JJ, Xue YZ, Guo L, Lai PP, Jing YT, Zhang ZW, Ding GR.
* Department of Radiation Protection Medicine, Faculty of Preventive Medicine, Air Force Medical University, Xi'an.
China
Veröffentlicht in:
Int J Environ Health Res 2022: 1-12 [im Druck]
Veröffentlicht: 22.11.2022
auf EMF:data seit 08.12.2022
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

National Natural Science Foundation of China (Grant No. 31770905); Special project
of FMMU (Grant No. 2021HKYX08).

Schlagwörter zu dieser Studie:
Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Wirkungen eines hochfrequenten Feldes der 5G-Kommunikation auf das räumliche Gedächtnis und die Emotionalität bei Mäusen.

Effects of radiofrequency field from 5G ommunications on the spatial memory and emotionality in mice.

Original Abstract

The rapid development of 5G network technology has gained much popularity as well as concerns about its adverse effects. In this study, we investigated the effects of 4.9 GHz (one of working frequencies of 5G communication) radiofrequency (RF) field on emotional behaviours and spatial memory in adult male mice. Open field test (OFT), tail suspension test (TST) and Y maze were used to evaluate anxiety, depression-like behaviour and spatial memory ability, respectively. It was found that the anxiety-like behaviour and spatial memory ability of mice did not change, but the depression-like behaviour was induced in mice after 4.9 GHz RF exposure. In addition, the number of neurons significantly reduced and the level of pyroptosis obviously increased in amygdala rather than hippocampus. These results suggested that 4.9 GHz RF exposure could induce depression-like behaviour, which might be associated with the neuronal pyroptosis in amygdala.

Keywords

5G communications | emotionality | pyroptosis | radiofrequency field | spatial memory

Exposition:

4900 MHz

EMF:data Auswertung

Einleitung

Nach Angaben des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie betrug die Anzahl der Mobilfunknutzer in China im November 2021 1,642 Milliarden, darunter 496 Millionen 5G-Nutzer. Auf Grund hoher Übertragungsraten wird die 5G-Technologie von vielen als nützlich angesehen, andererseits bietet sie Anlass zur Sorge über mögliche Gesundheitsrisiken. 4,9 GHz-Hochfrequenz wird in der chinesischen 5G-Kommunikationstechnologie häufig verwendet, die biologischen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind allerdings noch nicht geklärt. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkungen von 4,9 GHz-Hochfrequenz auf Verhalten und Gedächtnisleistung von Mäusen zu untersuchen. Außerdem wurde das Gehirn der Versuchstiere untersucht. So soll eine experimentelle Grundlage zu Bewertung und Prävention von Gesundheitsrisiken, ausgehend von 5G-Kommunikationstechologie, geschaffen werden.

Quelle: ElektrosmogReport Dezember 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 4

Studiendesign und Durchführung

Die Autoren recherchierten experimentelle Studien in der NCBI PubMed Datenbank und analysierten 21 Artikel zur kurzfristigen Hochfrequenzwirkung und 19 Artikel zur Langzeitwirkung auf Neurotransmitter.

Ergebnisse

Zur Gliederung der Ergebnisse wurde die Hochfrequenzwirkung auf verschiedene Neurotransmittergruppen einzeln betrachtet: Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, Serotonin, erregende Aminosäuren-Neurotransmitter, hemmende Aminosäuren-Neurotransmitter, Acetylcholin und „Andere“. Bei den Hochfrequenzwirkungen auf die Neurotransmitter wurden keine offensichtlichen Unterschiede zwischen Kurz- und Langzeitbefeldung festgestellt.

Der Neurotransmitter Dopamin ist unter anderem eng mit dem Belohnungssystem verknüpft. Die analysierten Studien weisen darauf hin, dass in Abhängigkeit der Intensität der Hochfrequenz Stoffwechselstörungen bei Dopamin auftreten können, was theoretisch zu abnormalem Verhalten führen kann. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Adrenalin und Noradrenalin beobachtet. In Abhängigkeit der Strahlendosis kann Hochfrequenz zu einem abnormalen Gehalt dieser beiden Neurotransmitter im Gehirn führen. Die Resultate der Studien zur HF-Wirkung auf Serotonin sind kontrovers, manche beschreiben Einschränkungen kognitiver Funktionen bis hin zu morphologischen Veränderungen des Gehirns, andere finden keine Auswirkungen. Bei den erregenden Aminosäure-Neurotransmittern Glutamat und Aspartat werden Veränderungen der jeweiligen Spiegel im Gehirn dokumentiert, was zu Verschlechterungen im Bereich Lernen und Gedächtnis führen kann. Häufiger jedoch werden Veränderungen der jeweiligen Rezeptoren beobachtet, z.B. eine modifizierte Zusammensetzung der Rezeptoruntereinheiten, was ebenfalls die Reizweiterleitung beeinflussen kann. Bei den hemmenden Aminosäure-Neurotransmittern GABA und Glycin deuten die Resultate der Studien auf eine Stoffwechselstörung nach Hochfrequenzeinwirkung hin, was zu einer neuronalen Dysfunktion führen kann, da die Erregungs-Hemmungs-Balance beeinträchtigt wird. Acetylcholin ist als Schlüsselkomponente des cholinergen Systems entscheidend für verhaltensbezogene Intelligenz und andere kognitive Fähigkeiten. Die überwiegende Mehrheit der analysierten Publikationen beschreibt Störungen der Acetylcholin-Synthese und des -Metabolismus nach Hochfrequenzbefeldung, welche in Mängeln der kognitiven Funktionen resultieren kann.

Die Autoren gehen auch auf mögliche Mechanismen ein, wie Hochfrequenz Veränderungen der Neurotransmitter hervorrufen könnte. Denkbar wären veränderte elektrophysiologische Eigenschaften und damit verbundene abnormale elektrische Hirnaktivitäten, welche wiederum in einer Veränderung der Neurotransmitter resultiert. Andere Möglichkeiten wären durch HF modifizierte intrazelluläre Kalziumspiegel, die synaptische Aktionen auslösen oder Signalwege aktivieren, welche z.B. Apoptose auslösen und dadurch die Neurotransmitter beeinflussen. Auch veränderte Membrandynamiken, z.B. durch HF-verursachte Lipidperoxidation, könnten zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter führen.

Schlussfolgerungen

Die Auswirkungen von Hochfrequenz auf den Metabolismus und den Transport von Neurotransmittern zu bestimmen, gestaltet sich schwierig, da die experimentellen Parameter der einzelnen Studien inkonsistent und somit schwer zu vergleichen sind. Außerdem sind die Neurotransmitter miteinander eng vernetzt, sodass die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Veränderungen mitunter eine große Herausforderung darstellt. Eine Möglichkeit, wie die beobachteten Veränderungen der Neurotransmitter im Gehirn zu erklären sind wäre, dass die Hochfrequenzbefeldung den intrazellulären Kalziumspiegel und ROS-Bildung erhöht, was die Zellfunktionen verändert und zu zahlreichen biologischen Wirkungen, einschließlich eines Ungleichgewichts der Neurotransmitter führt. (RH)