Autor(en):
Yan S*, Ju Y, Dong J, Lei H, Wang J, Xu Q, Ma Y, Wang J, Wang X.
* Department of Gynecology and Obstetrics, Tangdu Hospital, Air Force Medical University, Xi'an.
China
Veröffentlicht in:
Front Public Health 2022; 10: 872198
Veröffentlicht: 06.05.2022
auf EMF:data seit 08.12.2022
Weitere Veröffentlichungen: Studie gefördert durch:

The Fourth Military Medical University (2018HKZL06) and the fund of Tangdu Hospital (2020TDPY003).

Medizinische/biologische Studien
zur EMF:data Auswertung

Väterliche Exposition bei hochfrequenten elektromagnetischen Feldern verursacht geschlechtsspezifische Unterschiede in der Entwicklung des Körpergewichts und des Glukose-Stoffwechsels bei den Nachkommen von Mäusen.

Paternal Radiofrequency Electromagnetic Radiation Exposure Causes Sex-Specific Differences in Body Weight Trajectory and Glucose Metabolism in Offspring Mice.

Original Abstract

Nowadays, concerns about the harmful effects of radiofrequency electromagnetic radiation (RF-EMR) on male fertility and offspring health are growing. In the present study, we investigated the effects of long-term exposure (at least 10 weeks) to the RF-EMR [2.0 GHz; power density, 2.5 W/m²; whole-body specific absorption rate (SAR), 0.125–0.5 W/kg] on male mice fertility and F1 growth and glucose metabolism. No significant injuries were observed in testis organization, sperm quality, and pregnancy rate. However, mice exposed to RF-EMR exhibited a significantly elevated apoptosis rate in testis germ cells. Interestingly, paternal RF-EMR exposure resulted in sex-specific weight trajectory differences and glucose metabolism changes in male F1 mice but not in female F1 mice. The changed glucose metabolism in F1 male may result from the altered gene expression of liver Gck. These data collectively suggested that 2.0 GHz RF-EMR whole-body exposure of male mice does not cause obvious impairment in testis, sperm quality, and pregnancy rate. Paternal RF-EMR exposure causes male-specific alterations in body weight trajectories and glucose metabolism of F1.

Keywords

RF-EMR | fertility | offspring | body weight trajectories | glucose metabolism

Exposition:

2 GHz
Ganzkörper SAR = 0,125–0,5 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Nicht-ionisierende hochfrequente elektromagnetische Strahlung ist heutzutage allgegenwärtig, insbesondere bei der drahtlosen Kommunikation. Mögliche negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie die Entwicklung unserer Nachkommen haben ein hohes Maß an öffentlichem Interesse erregt. Da es sich bei den Hoden bekanntermaßen um sensible Organe gegenüber Hochfrequenz handelt, ist es von Bedeutung, die Auswirkungen von hochfrequenter Strahlung auf die männliche Fruchtbarkeit zu ermitteln. Es existieren Hinweise aus epidemiologischen Studien, dass eine berufliche Hochfrequenzbelastung des Vaters mit negativen Schwangerschaftsereignissen (wie z.B. Frühgeburten) und angeborenen Behinderungen assoziiert ist. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Hochfrequenzwirkung auf Schädigung von Hoden, Spermienparameter und die männliche Fortpflanzungsfähigkeit anhand eins Mausmodells in vivo zu untersuchen. Außerdem wurde der Glukosestoffwechsel analysiert.

Quelle: ElektrosmogReport Dezember 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 4

Studiendesign und Durchführung

Männlichen Mäuse (n = 8) wurden mit 2,0 GHz bei einer Leistungsdichte von 2,5 W/m², resultierend in einem SAR-Wert von 0,125 bis 0,5 W/kg 3 h täglich befeldet bzw. schein-befeldet. Nach 10 Wochen wurden die männlichen Mäuse verpaart, um Rückschlüsse auf die männliche Fruchtbarkeit ziehen zu können. Nach 4 weiteren Wochen Bestrahlung (14 Wochen insgesamt) wurden Hoden und Spermienparameter untersucht. Die Nachkommen (F1) aus der Verpaarung wurden bis zu einem Alter von 12 Wochen gehalten und analysiert. Bei den Vätern wurde die Morphologie der Hoden, Keimzellen (Apoptose, Zellteilung), Blut-Hoden-Barriere und Spermienqualität (Anzahl, Apoptose, Überlebensfähigkeit, ROS) untersucht. Bezüglich der Fruchtbarkeit wurde zunächst die Anzahl an Nachkommen überprüft. Bei den Nachkommen wurde Gewicht und Zusammensetzung (Körperfettanteil), Glukosestoffwechsel (Nüchtern-Glose, Glucose-Toleranztest, Pyruvat-Toleranztest) und Expression von Schlüsselproteinen der Glycolyse, Gluconeogenese und Glykogenolyse auf mRNA-Ebene in der Leber untersucht.

Ergebnisse

Die Wissenschaftler fanden keine signifikanten Schädigungen des Hodengewebes, der Spermienqualität oder Schwangerschaftsrate der befeldeten Tiere im Vergleich zu den schein-befeldeten Tieren. Allerdings wurde eine signifikant gesteigerte Apoptose in den Hodenkeimzellen festgestellt. Die Nachkommen der bestrahlten Männchen zeigten allerdings geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gewichtsentwicklung und dem Glukosestoffwechsel. So wiesen die männlichen, nicht aber weiblichen Nachkommen ein signifikant verringertes Körpergewicht und veränderten Körperfettanteil ab der vierten Woche auf, was sich jedoch bis zur 12. Woche wieder normalisierte. Auch der Glukosestoffwechsel der Nachkommen bestrahlter Männchen war verändert. Sie zeigten geringere Nüchternglukose sowie einen veränderten Glukose-Toleranztest. Außerdem war die Expression des für die Glykolyse wichtigen Enzyms Glucokinase signifikant vermindert.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass sich die Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder nicht auf bestrahlte Individuen beschränkt, sondern auch die Nachkommen betreffen kann. So führte die Befeldung erwachsener männlicher Mäuse zu erhöhten Apoptoseraten der Keimzellen. Morphologie der Hoden, Spermienparameter und Fruchtbarkeitsraten waren jedoch nicht negativ beeinflusst. Die männlichen Nachkommen zeigten jedoch eine veränderte Gewichtsentwicklung, zu welcher mutmaßlich ein modifizierter Glukosestoffwechsel beitrug. Die weiblichen Nachkommen erfuhren keine Beeinträchtigung durch die Befeldung ihrer Väter. (RH)