Die biologische Wirkung von Mobilfunkstrahlung hängt von Dauer der Exposition, dem betroffenen Organ, Eigenschaften des Organgewebes und Nähe des Organs zum Mobiltelefon ab. Es besteht ein Konsens darüber, dass Gewebe und Organe von Kindern und Jugendlichen stärker von Mobilfunk betroffen sind als Erwachsene. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirkung von 900-MHz-Hochfrequenz auf Niere und Blase von männlichen Sprague-Dawley Ratten (n = 8) im Jugendalter zu bewerten.
Die Tiere wurden von Tag 22 - 59 nach ihrer Geburt mit 8,4 V/m bzw. 0,187 W/m², resultierend in einem SAR-Wert von 0,0067 W/kg befeldet (HF), nicht-befeldet (ctrl) oder schein-befeldet (sham). Es wurden Histologie (Lichtmikroskop und Elektronenmikroskop), Apoptose (TUNEL) sowie oxidative Stressparameter (SOD- & CAT-Aktivität, GSH-Gehalt, MDA-Gehalt) in Niere und Blase der Versuchstiere überprüft.
Die histologische Untersuchung zeigte licht- und elektronenmikroskopisch pathologische Veränderungen der Niere nach Hochfrequenzbefeldung, darunter schwere glomuläre Degeneration, tubuläre Dilatation, Verlust der Lamina rara interna und externa sowie Verengungen der Bowman-Kapsel. Auch in der Blase wurden pathologische Veränderungen in Form von degenerativen Veränderungen des Blasenepithels sowie einer Fragmentierung der Lamina propria festgestellt. Der apoptotische Index war sowohl im Nieren- als auch Blasengewebe der HF-Gruppe im Vergleich zu beiden Kontrollen signifikant erhöht. Alle oxidativen Stressparameter wiesen in beiden Organen auf eine Erhöhung desselbigen hin, mit Ausnahme der SOD-Aktivität in der Blase, diese war nicht signifikant verändert.
Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass die Hochfrequenzbefeldung niedriger Intensität zu gesundheitsschädlichen Wirkungen in jugendlichen Ratten führte. Eine mögliche Interpretation der Daten wäre, dass die Hochfrequenz durch oxidativen Stress Apoptose in den mitotisch hochaktiven Endothelzellen von Niere und Blase hervorrufen könnte. Studiendesign und Dosimetrie wurden ordentlich durchgeführt. (RH)