In den letzten Jahrzehnten hat die Beliebtheit mobiler Kommunikation exponentiell zugenommen und man geht davon aus, dass dies auch in absehbarer Zukunft so bleiben wird. Die Befriedigung der Nachfrage würde zwangsläufig zu einer höheren Exposition des Menschen gegenüber Mikrowellen- bzw. Hochfrequenzstrahlung führen. Abgesehen von ihrer primären Rolle als Träger, der die Kommunikationstechnologie ermöglicht, kann Hochfrequenz zusätzliche Auswirkungen besitzen, die wichtige Funktionen lebender Organismen beeinflussen können. Die dadurch verursachten biologischen Veränderungen würden sich in verschiedenen Bereichen manifestieren. Sie sind möglicherweise nicht sofort nach der Belastung erkennbar. In einigen Fällen könnten sie sich erst Jahre später äußern – die Veränderungen könnten sich Jahre bis Jahrzehnte nach wiederholter Belastung niedriger Intensität entwickeln. Die Auswertungen wissenschaftlicher Studien durch die IARC im Jahre 2011 führten zu dem Schluss, dass insbesondere Daten aus Tierversuchen unzureichend, epidemiologische Studien zu Gliomen und Akustikusneurinomen jedoch hinreichend robust sind, um eine Einstufung als möglicherweise krebserregend beim Menschen zu rechtfertigen. Vor kurzem haben zwei weitverbreitete Organisationen zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung, die ICNIRP und ICES, ihre Leitlinien und Standards überarbeitet. Diese Richtlinien zeigen ohne jeden Zweifel die feste Überzeugung dieser Organisationen, dass bei Hochfrequenz nichts als Hitze zu befürchten sei. Neben der Frage nach einer sicheren Langzeitexposition (nicht kürzer als 6 oder 30 Minuten) bleibt vor allem die Frage offen, wie es zu einer so unterschiedlichen Bewertung derselben wissenschaftlichen Erkenntnisse durch die IARC auf der einen und ICNIRP und ICES auf der anderen Seite kommen kann. Der Autor des hier vorgestellten Ausblicks beendet seine Einleitung mit dem Satz „Scientists may not always be consistent, coherent, or as transparent as promoted“. In dem vorliegenden Artikel kritisiert der emeritierte Professor James Lin die überarbeiteten Richtlinien von ICNIRP und ICES und gibt einen Ausblick, wie seiner Meinung nach mit der Faktenlage rund um das Thema Krebs und Hochfrequenz verfahren werden sollte.