Author(s):
Moon J*, Kwon J, Mun Y.
* Department of Environmental Health Science, Graduate School of Public Health, Seoul National University, 1, Gwanak-ro, Gwanak-gu, Seoul.
South Korea
Published in:
Environ Health 23, 82 (2024)
Published: 10.10.2024
on EMF:data since 26.11.2024
Further publications:
Keywords for this study:
Brain/CNS tumor
Epidemiological studies
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Relationship between radiofrequency-electromagnetic radiation from cellular phones and brain tumor: meta-analyses using various proxies for RF-EMR exposure-outcome assessment.

Original Abstract

Introduction: The authors conducted meta-analyses regarding the association between cellular and mobile phone use and brain tumor development by applying various radiofrequency-electromagnetic radiation (RF-EMR) exposure subcategories. With changing patterns of mobile phone use and rapidly developing Wireless Personal Area Network (WPAN) technology (such as Bluetooth), this study will provide insight into the importance of more precise exposure subcategories for RF-EMR.

Methods: The medical librarian searched MEDLINE (PubMed), EMBASE, and the Cochrane Library until 16 December 2020.

Results: In these meta-analyses, 19 case-control studies and five cohort studies were included. Ipsilateral users reported a pooled odds ratio (OR) of 1.40 (95% CI 1.21-1.62) compared to non-regular users. Users with years of use over 10 years reported a pooled OR of 1.27 (95% CI 1.08-1.48). When stratified by each type of brain tumor, only meningioma (OR 1.20 (95% CI 1.04-1.39)), glioma (OR 1.45 (95% CI 1.16-1.82)), and malignant brain tumors (OR 1.93 (95% CI 1.55-2.39)) showed an increased OR with statistical significance for ipsilateral users. For users with years of use over 10 years, only glioma (OR 1.32 (95% CI 1.01-1.71)) showed an increased OR with statistical significance. When 11 studies with an OR with cumulative hours of use over 896 h were synthesized, the pooled OR was 1.59 (95% CI 1.25-2.02). When stratified by each type of brain tumor, glioma, meningioma, and acoustic neuroma reported the pooled OR of 1.66 (95% CI 1.13-2.44), 1.29 (95% CI 1.08-1.54), and 1.84 (95% CI 0.78-4.37), respectively. For each individual study that considered cumulative hours of use, the highest OR for glioma, meningioma, and acoustic neuroma was 2.89 (1.41-5.93) (both side use, > 896 h), 2.57 (1.02-6.44) (both side use, > 896 h), and 3.53 (1.59-7.82) (ipsilateral use, > 1640 h), respectively. For five cohort studies, the pooled risk ratios (RRs) for all CNS tumors, glioma, meningioma, and acoustic neuroma, were statistically equivocal, respectively. However, the point estimates for acoustic neuroma showed a rather increased pooled RR for ever-use (1.26) and over 10 years of use (1.61) compared to never-use, respectively.

Discussion: In this meta-analysis, as the exposure subcategory used became more concrete, the pooled ORs demonstrated higher values with statistical significance. Although the meta-analysis of cohort studies yielded statistically inconclusive pooled effect estimates, (i) as the number of studies included grows and (ii) as the applied exposure subcategories become more concrete, the pooled RRs could show a different aspect in future research. Additionally, future studies should thoroughly account for changing patterns in mobile phone use and the growing use of earphones or headphones with WPAN technology.

Keywords

Brain tumor | Cellular phone | Meta-analysis | Mobile phone | Radiofrequency-electromagnetic radiation

Exposure:

Mobile (cellular) phones

EMF:data assessment

Summary

Die Debatte, ob es einen Zusammenhang zwischen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) von Mobiltelefonen und dem Auftreten von Hirntumoren gibt, wird seit Anfang der 2000er geführt. Viele Forscher haben Meta- und Subgruppenanalysen durchgeführt, um diese Frage zu beantworten. Ein eindeutig positiver Zusammenhang wurde in diesen Studien jedoch nicht festgestellt. In der jüngeren Vergangenheit hat sich, mit der Einführung von 3G-Telefonen, das Verhalten von Handynutzern drastisch verändert. Es stehen nicht mehr Telefonate, sondern Multimedianutzung wie etwa YouTube, TikTok oder andere soziale Medien im Vordergrund. Darüber hinaus verbreitet sich die Nutzung von WPAN-Technologien, wie z. B. Bluetooth-Geräten. Diese Veränderungen erhöhen die Belastungsdauer mit Mobilfunk. Außerdem wird, in Abhängigkeit der Nutzungscharakteristika einer spezifischen Person, die Vergleichbarkeit der Exposition erschwert. In Anbetracht dieser Entwicklung sind die derzeit verwendeten Maßstäbe für die Bewertung von Mobilfunkbelastung zu ungenau und reichen für eine valide Bewertung von Tumorinzidenzen nicht aus. In der Theorie sollte eine akkurate Bewertung der Mobilfunkbelastung auf i) ortsspezifische, ii) Zeitintegralen von iii) spezifischen Absorptionsraten (SAR) beruhen. Die üblichen Maßstäbe, wie Jahre von Mobiltelefonnutzung, kumulative Telefonatdauer und Anzahl von Telefonaten pro Woche stellen allenfalls grobe Indikatoren dar. Der iii) Parameter SAR setzt sich näherungsweise aus zwei Komponenten, nämlich Nutzungsdauer und Ausgangsleistung des Mobiltelefons zusammen. Die Ausgangsleistung variiert jedoch massiv, in Abhängigkeit von u. a. Telefonmodell, verwendetem Netz und Nutzungsort. Bezüglich des ii) Parameters Zeitintegral wäre eine angemessene Näherung ein gewichteter Durchschnitt der kumulativen Nutzungsdauer, gewichtet nach der Leistung zu jedem Zeitpunkt, differenziert zwischen der jeweiligen Kopfseite und unter Berücksichtigung von Bluetooth-Freisprecheinrichtungen bzw. Kopfhörern. Die vorliegende Übersichtsarbeit beschäftigt sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen Mobilfunknutzung und Auftreten von Hirntumoren. Im Speziellen führten die Autoren eine Reihe von Meta- und Subgruppenanalysen unter Verwendung verschiedener Kategorien zur Belastungsbewertung durch, von grob bis hin zu präziseren Kategorisierungen.

Study design and methods

Die Autoren analysierten originäre Forschungsartikel zu dem Thema Mobilfunk (1G, 2G und 3G) und Gehirntumor-Risiko aus den Datenbanken PubMed, EMBASE und Cochrane Library, welche bis Juli 2024 veröffentlicht wurden. Übersichtsarbeiten, Konferenzzusammenfassungen und ähnliches wurden ausgeschlossen. Kohortenstudien wurden einbezogen, aber separat analysiert. Insgesamt wurden aus 19 Fall-Kontroll-Studien und 5 Kohortenstudien relevante Daten extrahiert und in die Meta-Analyse einbezogen. Anstelle der üblichen Bewertung des Verzerrungsrisikos (Risk of Bias, RoB) für jede einzelne Studie, untersuchten die Autoren Auswahl- und Erinnerungsverzerrung für die Gesamt-Mobiltelefon-Nutzung sowie Fehlklassifizierung und Erinnerungsverzerrung für ipsilaterale/kontralaterale Nutzung. (Ipsilateral bedeutet auf derselben Seite des Körpers befindlich, kontralateral auf der entgegengesetzten Seite befindlich. Bei ipsilateraler Nutzung wird das Mobiltelefon auf der Seite des Kopfes gehalten, wo der Tumor entstanden ist, bei kontralateraler Nutzung auf der gegenüberliegenden Seite, Anm. d. Red.). Die Haupt-Meta- sowie Subgruppenanalysen der Fall-Kontroll-Studien wurden in vier Kategorien unterteilt: 1) regelmäßige vs. unregelmäßige Mobiltelefonnutzung; 2) Lateralität (ipsilaterale und kontralaterale Nutzung vs. unregelmäßige Nutzung); 3) Nutzungsdauer > 10 oder < 10 Jahre; 4) die Analysen der ersten drei Kategorien differenziert nach Art des Hirntumors (Gliom, Meningiom, Akustikusneurinom, Hypophysentumor, bösartiger Tumor). Für Probanden, deren kumulative Nutzungsdauer mehr als 896 Stunden betrug, wurde eine separate Meta-Analyse durchgeführt. Bei den Kohortenstudien konnten die Kategorien a) „jemals Gebrauch“ vs. „nie Gebrauch“ und b) „über 10 Jahre Gebrauch“ vs „nie Gebrauch“ erhoben werden; c) differenziert wurde innerhalb dieser beiden Kategorien in Meningiome, Akustikusneurinome und Gliome. Für alle Meta-Analysen wurde eine statistische Auswertung mit Angabe einer gebündelten Punktschätzung (odds ratio, OR) und einem 95 %-Konfidenzintervall (CI) durchgeführt.

Results

Zunächst werden die Ergebnisse der Fall-Kontroll-Studien zusammengefasst. Im Vergleich zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Nutzern (Kategorie 1) von Mobiltelefonen gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede der Tumorinzidenzen. Bei der Einbeziehung der Lateralität (Kategorie 2) wurde eine statistisch signifikante 40 %ige Erhöhung des allgemeinen Hirntumorrisikos bei ipsilateraler Mobiltelefonie festgestellt. Im Gegensatz dazu war das Risiko bei kontralateraler Nutzung nicht erhöht. Bei einer Nutzdauer von mehr als 10 Jahren (Kategorie 3) wurde eine statistisch signifikante Risikosteigerung von 27 % dokumentiert. Eine geringere Nutzdauer von weniger als 10 Jahren war nicht mit einem gesteigerten Auftreten von Hirntumoren assoziiert. Bei der Differenzierung nach Tumorarten wurde in der Kategorie 1 ein um 16 % vermindertes signifikantes Risiko an Meningiomen zu erkranken festgestellt. Bei ipsilateraler Nutzung war das Risiko für Meningiome um 20 %, für Gliome um 45 % und für bösartige Tumore um 93 % gesteigert. Probanden mit mehr als 10 Jahren Nutzungsdauer besaßen ein um 32 % gesteigertes Risiko an Gliomen zu erkranken. Alle anderen Kombinationen aus Subkategorie und Tumorart lieferten keine statistisch signifikanten Daten. Bei einer kumulativen Nutzungsdauer von mehr als 896 Stunden wurde ein 59 % erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Hirntumoren, unabhängig von der Tumorart, festgestellt. Die Meta-Analyse der Kohortenstudien lieferte keine statistisch signifikanten Hinweise auf ein erhöhtes Tumorrisiko durch Mobiltelefonie.

Conclusions

In der vorliegenden Meta-Analyse zeigen die gebündelten Punktschätzungen (OR) mit zunehmender Präzisierung der Subgruppen gesteigerte und statistisch signifikante Werte. (Die Risikosteigerungen im zweistelligen Prozentbereich sind hierbei als eklatant einzustufen, Anm. d. Redaktion). Laut den Autoren war im Falle der Kohortenstudien die Anzahl der einbezogenen Publikationen zu gering, um valide Schlussfolgerungen ziehen zu können. Außerdem sei die Erhebung der Expositionsbedingungen, im Hinblick auf die erwähnten i) ortsspezifischen, ii) Zeitintegralen von iii) spezifischen Absorptionsraten (SAR) zu ungenau. Sie fordern für künftige Kohortenstudien eine Konkretisierung der Belastungs-Subkategorien. Zudem sei es von großer Bedeutung, die sich verändernde Nutzung, inklusive WPAN-Technologien zu berücksichtigen. Abgesehen davon gäbe es Hinweise für mögliche Unterschätzungen der Risikobewertung früherer Studien. Dies habe eine Nachjustierung des Verzerrungsrisikos eben dieser Studien ergeben. Auch die relativ kurzen Beobachtungszeiträume in Anbetracht der Latenzzeit bei der Tumorentwicklung sowie das Alter bei Beginn der Belastung seien Faktoren, die bei nicht ordnungsgemäßer Berücksichtigung zu einer Risikounterschätzung führen könnten. Zukünftige Studien sollten, laut den Autoren, versuchen, diese Verzerrungen in ihrem Studiendesign auszugleichen (RH).