Author(s):
Philips A*, Henshaw DL, Lamburn G, O'Carroll MJ.
* Children with Cancer UK, 51 Great Ormond Street, London,WC1N 3JQ,
Powerwatch, Cambridgeshire.
United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland
Published in:
J Environ Public Health 2018
Published: 01.01.2018
on EMF:data since 10.07.2018
Further publications: Study funded by:

Diese Arbeit wurde von keiner öffentlichen, kommerziellen oder anderen Institution finanziert.

Keywords for this study:
Brain/CNS tumor
Epidemiological studies
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Brain tumours: rise in Glioblastoma Multiforme incidence in England 1995–2015 suggests an adverse environmental or life-style factor.

Original Abstract

Objective: To investigate detailed trends in malignant brain tumour incidence over a recent time period. Methods. UK Office of National Statistics (ONS) data covering 81,135 ICD10 C71 brain tumours diagnosed in England (1995–2015) were used to calculate incidence rates (ASR) per 100k person–years, age–standardised to the European Standard Population (ESP–2013). Results. We report a sustained and highly statistically significant ASR rise in glioblastomamultiforme (GBM) across all ages.The ASR for GBM more than doubled from 2.4 to 5.0, with annual case numbers rising from 983 to 2531. Overall, this rise is mostly hidden in the overall data by a reduced incidence of lower-grade tumours. Conclusions.The rise is of importance for clinical resources and brain tumour aetiology. The rise cannot be fully accounted for by promotion of lower–grade tumours, random chance or improvement in diagnostic techniques as it affects specific areas of the brain and only one type of brain tumour. Despite the large variation in case numbers by age, the percentage rise is similar across the age groups, which suggests widespread environmental or lifestyle factors may be responsible. This article reports incidence data trends and does not provide additional evidence for the role of any
particular risk factor.

EMF:data assessment

Summary

Die Autoren haben eine Auswertung neuer Studien zur Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) an bösartigen Hirntumoren vorgenommen, um einen Trend der letzten Jahre erkennen zu können. Die Ursachen für Hirntumore bei Erwachsenen sind weitgehend unbekannt. Glioblastoma multiforme ist der häufigste und bösartigste bekannte primäre Hirntumor mit der schlechtesten Lebenserwartung aller Krebserkrankungen des Menschen. Glioblastome sind fast immer tödlich und wurden wahrscheinlich im betrachteten Zeitraum 1995–2015 immer richtig diagnostiziert. Vielleicht sind wenige ältere Fälle nicht als Glioblastome erfasst. Dann sind sie als ICD10–D43 (bösartige Hirntumore ohne Histologie) aufgelistet. Die blieben über die Jahre konstant und beeinflussen deshalb diese Datenanalyse nicht. Zu den hier ausgewerteten Daten passen die Daten von zwei anderen Arbeitsgruppen: Dobes et al. errechneten 2011 eine signifikante Zunahme von bösartigen Tumoren in der Altersgruppe über 65 Jahre zwischen 2000 und 2008, vor allem im Schläfen- und Stirnlappen, de Vocht et al. fanden 2011 eine Glioblastomzunahme im Schläfenlappen.

Source: ElektrosmogReport Mai 2018

Study design and methods

Die Berechnungen der Inzidenz von bösartigen Hirntumoren in England wurden mit Daten aus dem Bevölkerungs-basierten Krebsregister (UK Office for National Statistics, ONS) durchgeführt, die in England von 1995–2015 gespeichert worden waren. Die Daten wurden nach Alter, Geschlecht, Morphologie und Lage des Tumors berechnet. Zur Beschreibung der Tumore wird eine internationale Klassifizierung für Krebserkrankungen verwendet. Der ICD-10-CM Diagnose-Code C71.0 bezeichnet bösartige Neoplasmen des Gehirns, ausgenommen sind Gehirnlappen und Ventrikel. Für den Frontallappen z. B. gilt die Bezeichnung C71.1, für Temporallappen C71.2, Scheitellappen C71.3 und Kleinhirn C71.6, Hirnstamm C71.7. Die Internationale Klassifizierung ist eine zweifache Klassifizierung mit Codierung für Topografie (Lage des Tumors) und Morphologie (Form des Tumors). Es gibt 102 verschiedene ICD-O-Morphologie-Codes, die in diesen Daten verarbeitet wurden, auch wenn manchmal nur wenige Fälle vorhanden sind. Der Morphologie-Code beschreibt den Zelltyp und die biologische Aktivität bzw. das Tumor-Verhalten. Bösartige Hirntumore ohne Histologie werden bezeichnet als ICD-10 D43 (D43.0 & D43.2 supratentorial). Hier wurden die anonymisierten Einzeldaten der 81.135 Fälle des Krebsregisters benutzt, die beim Statistischen Amt mit von ICD10-C71-Kategorie (primäre bösartige Hirntumore) von 1995–2015 in England verzeichnet waren. Dazu kamen 8008 Daten von ICD10-D43 (supratentoriale bösartige Tumore) ohne Histologie/Morphologie, die von 1998–2015 erfasst worden waren.

Results

Vergleicht man die neuen Zahlen von 2015 mit denen von 1995 sieht man 1548 aggressive GBM-Fälle jährlich. Der Vergleich der Fallzahlen für zwei 5-Jahres-Zeiträume (1995–1999 und 2011–2015) zeigt auf Altersgruppen bezogen einen bemerkenswert ähnlichen 1,5-fachen Anstieg, da kann man von einem allgemeinen Geschehen (universal factor) ausgehen. Bis etwa 2004 war die Zunahme an der gesamten GBM-Inzidenz 5,2%, während die anderen Gliomtypen geringerer Grade (Astrozytome, bösartige Gliome) alle stetig abnahmen. Die Daten ergaben eine stetige jährliche Steigerung der Glioblastom-Inzidenzrate von 2004–2015 um 2,2 %. Vergleicht man neue Fallzahlen in 2015 mit 1995 sieht man zusätzliche 1548 aggressive GBM-Fälle jährlich.

Die Ergebnisse zeigen eine gleichbleibende und hoch signifikante Zunahme der Inzidenzraten an Glioblastoma multiforme in allen untersuchten Altersstufen. Die Inzidenzrate stieg um mehr als das Doppelte an mit Fallzahlen von 983 auf 2531. Normalerweise bleiben diese Daten in der Gesamtauswertung verborgen, weil die Fallzahlen der Hirntumore niedriger Grade abgenommen haben. Die Berechnungen erfolgten in 5-Jahres-Altersabständen, damit verbesserte Diagnosemöglichkeiten sichtbar werden. Man kann eine Verbesserung bei Personen über 70 Jahre feststellen.

Bei Auswertung der Lage der Tumore im Gehirn war sofort klar, dass signifikante Zunahmen der Inzidenz bei Glioblastomen in den Frontal- und Temporallappen auftraten. Die Inzidenzraten steigen sehr stark an mit zunehmendem Alter. Im betrachteten Zeitraum stiegen die Zahlen für ICD-10 Glioblastome im Frontallappen von 533 auf 1231 und im Temporallappen von 334 auf 994. Im Vergleich dazu stieg die Zahl im Scheitellappen von 506 auf 587, im Kleinhirn von 138 auf 143 oder im Hirnstamm von 72 auf 99 Fälle. Von Tumoren aus anderen Kategorien (Karzinome, Sarkome) waren über den Zeitraum weniger als 100 Fälle gemeldet worden.

Die Berechnungen zeigten in allen Altersgruppen eine statistisch hochsignifikante Zunahme von Glioblastomen um mehr als das Doppelte von 2,4 auf 5,0, die jährliche Fallzahl stieg von 983 auf 2531. Dieser signifikante Anstieg bleibt meistens in den Gesamtdaten verborgen, weil die Inzidenz der Gliome niedrigerer Grade gleichzeitig abnahm. Die Inzidenzraten für alle Gliomarten blieben über die Jahre konstant, die für niedrige Grade gingen zurück und die für Glioblastome stiegen ständig an. In den meisten Fälle war keine genetische Veranlagung bekannt. Der hochsignifikante Anstieg der Glioblastome war über alle Alterstufen und über die gesamten 21 Jahre (1995–2015) zu sehen.

Conclusions

Insgesamt ergaben die Berechnungen eine lineare, statistisch hochsignifikante Zunahme von primären Glioblastomen innerhalb von 21 Jahren (1995–2015), insbesondere im Stirn- und Schläfenlappen. Obwohl die meisten Fälle bei Personen über 54 Jahre auftreten, ist die altersbezogene Standardisierung hochsignifikant in allen analysierten Altersgruppen. Die alters-standardisierte Zunahme der Inzidenz kann nicht nur mit verbesserter Diagnose erklärt werden, denn es sind bestimmte Bereiche des Gehirns betroffen, und da eine bestimmte Hirntumorart mit immer fatalen Folgen. Das Glioblastom als der am meisten verbreitete und bösartigste Tumor hat eine der schlechtesten Überlebenschancen aller Tumoren. Der Anstieg ist bedeutsam, um klinische Ressourcen zur Verfügung zu haben und für die Ätiologie von Hirntumoren. Mögliche Ursachen für die steigende Glioblastom-Inzidenz sind Röntgenstrahlung durch häufige CT-Untersuchungen. Die ältesten Patienten waren durch Fallout von Atombombentests und Einatmen von Radionukliden belastet, denn England hatte mit die höchsten radioaktiven Einträge. Weiter kann Luftverschmutzung durch Verkehr eine Ursache sein. Es gibt immer mehr Anzeichen, dass viele Krebsarten, auch Gliome, dadurch entstehen, dass Stoffwechselentgleisungen in den Mitochondrien genetische Veränderungen im Zellkern hervorrufen. Auch elektromagnetische Felder kommen in Frage. Die IARC-Einstufung von Hochfrequenzstrahlung als Krebs erregend geschah aufgrund von Forschungsarbeiten, z. B. von Villeneuve 2002 und Hardell/Carlberg 2015. Volkow et al. zeigten 2011 signifikant erhöhten Zuckerstoffwechsel im Gehirn nach einem 50-minütigen Gespräch mit einem Mobiltelefon. Es werden weit verbreitete Umwelt- oder Lebensstilfaktoren verantwortlich sein. Es sollten dringend Forschungsgelder zur Erforschung der Initiation und Promotion der Glioblastome bereitgestellt werden. Dabei müssen CT-Verfahren und Lebensstilfaktoren einbezogen werden, die den Tumor-Stoffwechsel beeinflussen könnten.