Author(s):
Rodrigues NCP*, Dode AC, de Noronha Andrade MK, O'Dwyer G, Monteiro DLM, Reis INC, Rodrigues RP, Frossard VC, Lino VTS.
* Sérgio Arouca National School of Public Health, Oswaldo Cruz Foundation, Rio de Janeiro 21041-210.
Brazil
Published in:
Int J Environ Res Public Health 2021; 18 (3): 1229
Published: 29.01.2021
on EMF:data since 23.02.2021
Further publications:
Keywords for this study:
Cancer diseases (unspecified)
Epidemiological studies
Go to EMF:data assessment

The Effect of Continuous Low-Intensity Exposure to Electromagnetic Fields from Radio Base Stations to Cancer Mortality in Brazil.

Original Abstract

Background: this study aims to estimate the rate of death by cancer as a result of Radio Base Station (RBS) radiofrequency exposure, especially for breast, cervix, lung, and esophagus cancers. Methods: we collected information on the number of deaths by cancer, gender, age group, gross domestic product per capita, death year, and the amount of exposure over a lifetime. We investigated all cancer types and some specific types (breast, cervix, lung, and esophagus cancers). Results: in capitals where RBS radiofrequency exposure was higher than 2000/antennas-year, the average mortality rate was 112/100,000 for all cancers. The adjusted analysis showed that, the higher the exposure to RBS radiofrequency, the higher cancer mortality was. The highest adjusted risk was observed for cervix cancer (rate ratio = 2.18). The spatial analysis showed that the highest RBS radiofrequency exposure was observed in a city in southern Brazil that also showed the highest mortality rate for all types of cancer and specifically for lung and breast cancer. Conclusion: the balance of our results indicates that exposure to radiofrequency electromagnetic fields from RBS increases the rate of death for all types of cancer.

Keywords

cancer | mortality | electromagnetic fields | breast neoplasms | lung neoplasms | esophageal neoplasms | uterine cervical neoplasms 

Exposure:

Mobile phone base station, BTS

EMF:data assessment

Summary

Eine brasilianische Forschergruppe präsentiert eine epidemiologische Studie zur Häufigkeit von verschiedenen Krebsarten und deren Mortalität, in Zusammenhang zur geschätzten Exposition zu Handymasten, auch Mobilfunkbasisstationen (MBS) genannt. Epidemiologische Datensätze wurden von staatlichen Krankenhäusern und dem Staat Brasilien bezogen, Datensätze zu Standort und Inbetriebnahme von Mobilfunkantennen wurden von den Mobilfunkunternehmen bezogen. Die Studie vergleicht die Inzidenz von tödlich verlaufendem Krebs zwischen einzelnen Großstädten. Die untersuchten Variablen sind: Anzahl Todesfälle pro Krebsart, jeweils pro Geschlecht, Altersklasse, Bevölkerungsdichte und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, sowie die lebenslange Exposition (oder Strahlendosis) durch MBS.

Source: ElektrosmogReport März 2021 | 27. Jahrgang, Nr. 1

Study design and methods

Bemerkenswert ist die Methode, mit der die Hochfrequenz-Strahlendosis, welcher Krebspatienten ausgesetzt waren, ermittelt wurde: pro Krebspatient wurde die Anzahl an (aktiven oder angemeldeten) Mobilfunkbasisstationen am Wohnort (jeweilige Großstadt) betrachtet, und dies jeweils pro Lebensjahr des Patienten hochgerechnet auf eine Gesamtdosis pro Lebenszeit des Patienten (Antennen x Jahre). Die MBS-Exposition der Krebspatienten ist also die gleiche für Patienten, die die gleiche Anzahl Jahre in der gleichen Hauptstadt gelebt haben (und im gleichen Jahr verstorben sind). Dies ist auf einzelne Patienten bezogen zwar nur eine grobe Schätzung, da weder die reale Lage am Wohnort (wie viele Antennen in der Nähe rings um die Wohnung sind, und wie viele direkt mit ihren Strahlenkegeln die Wohnung eines Patienten bestrahlen), noch die Exposition tagsüber am Arbeitsplatz betrachtet werden, noch die Exposition durch andere Quellen von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung, wie WLAN und Mobilfunkendgeräte. Auf viele Krebsfälle pro Großstadt bezogen, ist es vermutlich dennoch ein adäquater Indikator. Es sind allerdings weitere Untersuchungen nötig, um die Validität der hier benutzten Schätzwerte, bzw. der verwendeten Methodologie, zu etablieren. Die statistische Aufbereitung der Daten ist ausgeklügelt („multilevel Poisson regression“) und erlaubt es, Verzerrung durch unterschiedliche Bruttoeinkommen und Bevölkerungsdichte herauszurechnen. Es wurden vier Krebsarten – Brust-, Gebärmutterhals-, Lungen- und Speiseröhrenkrebs – separat analysiert, sowie die gebündelte Inzidenz aller Krebsarten. Die Krebsmortalität wurde auch noch pro Altersklasse und Geschlecht, sowie pro Zeitintervall von zwei Jahren betrachtet. Das einzige was man in der statistischen Analyse vermisst, ist das Fehlen anderer mutmaßlicher Umweltfaktoren, die erwiesenermaßen Krebserkrankungen begünstigen. Offensichtliche Kovariablen in diesem Kontext sind Wasser- und Luftverschmutzung, die typischerweise auch dort erhöht sind, wo viel Elektrosmog vorhanden ist – in städtischen Ballungsräumen und Großstädten allgemein.

Results

Die Analyse zeigte, dass, je höher die Exposition gegenüber MBS-Hochfrequenz war, desto höher war die Krebsmortalität. Das höchste bereinigte Risiko wurde für Gebärmutterhalskrebs beobachtet (Inzidenzratenverhältnis = 2,18). Krebsinzidenz und Exposition zu Basisstationen wurden auch mit einem geographischen Informationssystem (GIS) graphisch betrachtet. Dies ergab einen klaren Zusammenhang zwischen Großstädten mit vielen Mobilfunkbasisstationen pro Quadratkilometer und erhöhten Krebsmortalitätsraten.

Conclusions

Die Autoren mahnen an, dass die elektromagnetische Umweltverschmutzung immer noch zunimmt, und das Positionieren von Basisstationen gesetzlich kontrovers diskutiert wird. Mehrere epidemiologische Studien legen einen Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Nähe zu MBS nahe. Es besteht allerdings ein Bedarf an weiteren Untersuchungen, um die Beteiligung des umgebenden Elektrosmogs am Krebsentstehen aufzuklären – und z.B. abzugrenzen von anderen schädlichen Umweltfaktoren, die auch in Städten typisch sind. (AT)