Dicle University, grant number: Tıp.16.008
Mobiltelefone, deren Anzahl und Nutzer praktisch täglich steigen, senden hochfrequente Mobilfunkstrahlung aus, die im Verdacht steht, negative gesundheitliche Auswirkungen zu besitzen. Infolgedessen nimmt auch die Besorgnis über die möglichen Gefahren, die von der Mobilfunkstrahlung ausgehen, zu. Eine mögliche Wirkung von Mobilfunkstrahlung ist übermäßige Produktion reaktiver Sauerstoffspezies, welche diverse Makromoleküle innerhalb von Zellen schädigen können. Die Leber ist sehr empfindlich gegenüber den Einflüssen reaktiver Sauerstoffspezies. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Studie die Auswirkung einer Langzeitexposition mit schwacher Hochfrequenz auf oxidative und antioxidative Parameter, DNA-Schäden und Lipidperoxidation in der Leber von Ratten untersucht.
Die männlichen Sprague-Dawley Ratten (n = 6) wurden mit 1800 MHz und 2100 MHz befeldet, die Kontrollen schein-befeldet. Die Parameter der Befeldung betrugen 0,127± 0,04 mW/cm², 22,44± 4.02 V/m bei 1800 MHz und 0,038± 0,03 mW/cm², 11.52 ± 3.64 V/m bei 2100 MHz. Daraus resultierte ein SAR-Wert von 0,62 W/kg bei 1800 MHz und 0,20 W/kg bei 2100 MHz. Die Intensität des hochfrequenten Feldes war damit weit unterhalb der ICNIRP-Richtlinien. Die Versuchstiere wurden 2 h pro Tag über einen Zeitraum von 7 Monaten bestrahlt. Die Wissenschaftler untersuchten biochemisch die oxidativen Stressparameter TAS (Totaler-Antioxidantien-Status), TOS (Totaler-Oxidantien-Status), den Quotienten von TOS/TAS OSI (oxidativer Stressindex) und Lipidperoxidation im Lebergewebe. Ebenfalls im Lebergewebe wurden DNA-Strangbrüche (Komet-Test) und oxidative DNA-Schäden (8-OHdG) bewertet.
Die Autoren konnten signifikante Auswirkungen der Hochfrequenzen niedriger Intensität belegen. Die Indikatoren für oxidativen Stress, TOS, OSI und Lipidperoxidation waren bei beiden Hochfrequenzen im Vergleich zur schein-bestrahlten Kontrolle signifikant erhöht, während der TAS signifikant verringert war. Außerdem wurden Hinweise für DNA-Brüche beim Komet-Test in Form einer erhöhten Schweifintensität, nicht aber eines erhöhten Schweifmomentums gefunden. Auch die 8-OHdG-Konzentration war bei beiden Hochfrequenz-Gruppen signifikant erhöht im Vergleich zur schein-bestrahlten Kontrolle. Die beiden befeldeten Gruppen unterschieden sich bei den Parametern TOS und MDA statistisch signifikant, die 1800 MHz-Gruppe wies höhere Werte als die 2100 MHz-Gruppe auf.
Die Resultate der Studie weisen darauf hin, dass eine Langzeitbefeldung mit 1800 oder 2100 MHz-Mobilfunkstrahlung oxidativen Stress, oxidative DNA-Schäden und DNA-Strangbrüche in der Leber von Ratten verursachen kann. Obwohl die Energie der Hochfrequenz nicht ausreicht, um direkte DNA-Schäden zu verursachen, werden genotoxische Wirkungen beobachtet. Möglicherweise könnten beschädigte DNA-Reparaturmechanismen oder freie Radikale eine Rolle dabei spielen. Die Aussage der Autoren, dass 2100 MHz gefährlicher scheinen als 1800 MHz, ist höchstens unter Beachtung der SAR-Werte nachvollziehbar. In diesem Kontext sei erwähnt, dass zwar der TAS-Wert der 1800 MHz-Gruppe signifikant erhöht war, nicht aber der OSI. Die Autoren bezeichnen das Wissen über die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung als noch unzureichend und unschlüssig, weswegen weitere Forschungen nötig seien. (RH)