Die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung von Mobiltelefonen auf die menschliche Gesundheit sind aufgrund der rasanten Zunahme der Mobilfunknutzung zum Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten geworden. Mobilfunkstrahlung scheint nicht nur in der Lage, das Organ Gehirn zu beeinträchtigen, sondern auch zu einer Veränderung von kognitiven und Verhaltensprozessen zu führen. Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass oxidativer Stress ein Hauptfaktor bei der Vermittlung der Mobilfunkwirkung zu sein scheint. Das menschliche Gehirn ist aufgrund seines hohen Sauerstoffverbrauchs und der hohen Konzentration an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in den neuronalen Membranen besonders anfällig für oxidativen Stress. Die vorliegende Studie überprüft in vivo an einem Rattenmodell, ob ein Zusammenhang zwischen oxidativem Stress in Verbindung mit dem Redox-Glutathion-Stoffwechsel, Zellschädigung im Hippocampus und Veränderungen des Arbeitsgedächtnisses existiert.
Die männlichen Wistar-Ratten (n = 6) wurden 1, 2, oder 4 h pro Tag (Gruppe 2, 3 und 4) über einen Zeitraum von 90 Tagen mit einem SAR-Wert von 0,231 W/kg im Gehirn befeldet. Die Frequenz des hochfrequenten elektromagnetischen Feldes betrug 900 MHz, die maximale Leistungsdichte 7,737 µW/m². Die Kontrolltiere wurden schein-bestrahlt. Nach der Befeldungsperiode wurde das Arbeitsgedächtnis der Versuchstiere in einem T-Labyrinth bewertet. Anschließend wurde das Hippcampusgewebe untersucht. Die Wissenschaftler analysierten eine ganze Reihe von biochemischen Parametern, darunter Lipidperoxidation, Aktivität antioxidativer Schutzenzyme (SOD, CAT, G-6-PDH), Enzyme des Redox-Glutathion-Stoffwechsels (GR, GPx, GST) bzw. Glutathion (GSH), Aktivität der Acetylcholinesterase (Schlüsselenzym zur Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin, Amn. d. Redaktion) und DNA-Schäden (Komet-Test). Außerdem wurden histopathologische Auswirkungen der 900-MHz-Befeldung bestimmt.
Das Arbeitsgedächtnis der Versuchstiere war bei allen drei Gruppen (1, 2 oder 4 h Befeldung täglich) im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verschlechtert. Wie auch bei allen anderen untersuchten Parametern wurde ein dosisabhängiger Trend deutlich. Je länger die tägliche Hochfrequenzeinwirkung, desto deutlicher die Wirkung. Alle überprüften biochemischen Parameter (s.o.) zeigten signifikante Veränderungen nach Hochfrequenzeinwirkung. Der oxidative Stress im Hippocampus war erhöht, einhergehend mit verringerter Aktivität der Redox-Enzyme und der Acetylcholinesterase. Des Weiteren wurden DNA-Strangbrüche als Hochfrequenzwirkung festgestellt. Die histopathologische Untersuchung zeigte eine neuronale Degeneration im Hippocampus der befeldeten Tiere im Vergleich zu den Kontrollen. Wie bereits erwähnt, wurde auch in allen biochemischen bzw. histopathologischen Analysen ein Dosis-Wirkungs-Beziehung deutlich.
Die Ergebnisse dieser Studie weisen auf eine gesundheitsschädliche Wirkung von Hochfrequenz auf das Gehirn der Versuchstiere hin. Die Autoren beobachten oxidativen Stress, vermittelt durch erhöhte Lipidperoxidation und erschöpften Redox-Stoffwechsel, verminderte Acetylcholinesterase-Aktivität und zelluläre Degeneration im Hippocampus. Diese Hochfrequenzwirkung auf Zell- bzw. molekularer Ebene führt letztendlich zu einer verschlechterten Gedächtnisleistung der Versuchstiere. Es seien allerdings weitere Forschungen nötig, die helfen, den Grad der pathologischen Veränderungen bzw. Hirnstörungen zu erfassen. (RH)